Der Roboter Gereon

Der Roboter Gereon

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Radio Andernach, das Thema des Tages

Radio Andernach (RA): Als Kind fand ich Lego Technik mega, die Kleinteile verpackt in Kartonagen, die wir dann zusammenbauen konnten und auch noch zum Fahren gebracht haben. Ein richtiges, ja, aber eigentlich nicht nur Männer Spielzeug, weil auch viele Mädels lieben Lego Technik. Heute im Erwachsenenalter wäre es vielleicht ein bisschen albern, mit so was zu spielen. Oder vielleicht auch nicht. An der Uni BW in München haben sich Studenten einen Kleinen-Jungen-Traum erfüllt und einen Boden-Roboter zusammengebastelt und ihn dann auch zum Fahren gebracht. Darüber reden wir noch, nur hier in Ihrem Einsatzradio.

RA: Lego Technik war für viele von uns, als wir noch Kinder waren, die Lieblingsbeschäftigung im Kinderzimmer. Ganz viele kleine Teile zu einem großen zusammen basteln und das Ding auch noch zum Fahren bringen. Diese Kindheitserinnerung hat sich Oberleutnant Markl W. Im Erwachsenenalter noch erfüllt und einen Boden Roboter gebastelt, der auf den Namen Gereon hört.

Oberleutnant Mark W. (MW): Gereon war ursprünglich ein mobiler Täusch- und Simulationskörper und er hat sich aber unheimlich schnell zu einem mobilen Roboter System entwickelt. Also zusammenfassend Gereon ist eine Unmaned-Ground-Vehicle-Systemfamilie mit verschiedenen Pay Loads, also mit verschiedenen Aufbauten, mit denen man diese Roboter bestücken kann, um Soldatinnen und Soldaten in Ausbildung und Einsatz zu unterstützen.

RA: Damit diese Unterstützung klappt, muss Gereon sich natürlich den Gegebenheiten der Umgebung gut anpassen können. Wichtig dabei sind vor allem das Gewicht und die Ausmaße.

MW: Gereon 1 ist für den Rucksack des Infanteristen entwickelt. Also von den Ausmaßen her. Ich würde sagen, der passt in einen Berghaus -Rucksack, einen Geläufigen, passt der rein. Wiegt zehn Kilo und ist vorwiegend 3D gedruckt. Das ist ein Material, was dem von Legosteinen eigentlich ziemlich ähnlich ist, nur sehr dünn. Und er besteht je nach Ausführung aus den Bauteilen: Batterie, Motoren, für jeden der vier Reifen, eine Steuerungseinheit, Mündungsfeuersimulator, Raucherzeugungseinheit, Kameras, Scanner...

RA: Also da passt viel drauf auf so einen kleinen Roboter. Für Gereon gibt es aber auch schon ein Nachfolgemodell: Gereon 2. Der wiegt dann 62 Kilogramm, ist leistungsfähiger und geländegängiger und besteht zu großen Teilen aus Aluminium. Jetzt stellt sich aber noch die Frage, wofür wir Soldaten Gereon dann eigentlich nutzen können.

MW: Wir testen derzeit mehrere Anwendungsfälle und es hat sich eigentlich gezeigt, dass die Gereon Roboter ziemlich breit eingesetzt werden können, aber insbesondere als Aufklärung, Überwachung, Tarnen und Täuschen und auch Panzerabwehr oder mobile Daten- und Kommunikationsrelay, also den Empfang weitergeben.

RA: Das sind laut Oberleutnant Mark W. Anwendungsfälle, die wirklich gut funktionieren. Und auch bei der Simulation in der Gefechtsausbildung hat sich Gereon schon bewährt. Radio-Andernach-Jingle Ein Roboter aus dem Hobbykeller, so beschreibt Oberleutnant Mark W. seinen Gereon. Gereon ist ein Boden -Roboter, den er zusammen mit Kameraden geplant, entwickelt und gebaut hat. Sowohl die Uni BW München als auch der eigene Keller waren Orte des Geschehens. Nach viel Planung und Entwicklung war Gereon das Ergebnis. Ob wir Soldaten Gereon bald in der Truppe nutzen und wie genau der Boden -Roboter funktioniert? Die Infos gibt es nur hier bei Radio Andernach, Ihrem Einsatzradio.

RA: Ein neuer Täuschkörper-Boden -Roboter für die Bundeswehr, den man sogar im Rucksack mitnehmen kann. Das ist Gereon. Er kann über einen Lautsprecher und ein Rohr mit LED Lichtern Maschinengewehrfeuer optisch und akustisch simulieren. Zwei Kameras zeigen dem Bediener die Umgebung und seine vier großen Gummireifen ermöglichen ihm auch durch jedes Gelände zu kommen. Der Kopf hinter Gereon und gleichzeitig Projektleiter ist Oberleutnant Mark W.. Er verrät uns im Interview, ob wir Soldaten bald mit dem Boden-Roboter arbeiten können.

MW: Gereon ist bisher noch ein Prototyp. Oder die beiden sind Prototypen, jetzt mit dem Zweiten, der rausgekommen ist und steht der Truppe jetzt noch nicht in der Breite zur Verfügung. Wir sind jetzt noch herauszufinden, wie Gereon aussehen muss bzw. was er können muss, um die Truppe zu unterstützen, um den größtmöglichen Effekt in der Truppe zu haben.

RA: Also geht das Team um Oberleutnant Marc wie immer näher an den Gereon ran, der der Truppe dann auch am meisten nutzt. In seiner Funktion ist der Roboter natürlich sehr komplex, die Bedienung wird aber so einfach wie möglich gehalten.

MW: Roboter ist zum einen ferngesteuert, der kann von den Soldaten gelenkt werden, kann aber auch über andere Systeme oder über eine andere Steuerung über Datenverbindungen von einem beliebigen Ort aus gesteuert werden. Bedeutet: Ich kann den von München aus in Hammelburg steuern oder von Berlin aus in Freiburg. Und außerdem besitzt er autonome Fahreigenschaften.

RA: Das bedeutet, ein Soldat gibt Gereon einen GPSGlobal Positioning System-Punkt und der Roboter findet den Weg dorthin, ohne in den Graben zu fahren. Im Einsatzgebiet kann er so beispielsweise Feindaufklärung betreiben. Natürlich ganz unauffällig.

MW: Mit dem Tarnen und Täuschen ist es möglich, mit akustischen, visuellen oder thermodynamischen Signalen oder auch einer elektromagnetischen Signatur den Feind Sensoren zu stören und zu binden.

RA: Gereon kann aber auch als Träger für Panzerabwehrmittel genutzt werden. Grundsätzlich kann man also sagen der Boden-Roboter ist eine mobile Plattform mit verschiedenen Aufbauten, die ferngesteuert oder teil -autonom, also teilweise selbstständig, durchs Gelände fährt.

RA: Der Boden Roboter Gereon ist was ganz Besonderes. Er erinnert an ein Modellauto und besteht ausschließlich aus Markt verfügbarer oder aus selbst hergestellter Technik. Das Gehäuse stammt aus einem 3D Drucker der Uni BW München und der Prototyp dazu ist im Keller von Oberleutnant Mag. W. entstanden. Sein Ziel war es, mit den Kosten pro Roboter unter 10.000 € zu bleiben. Und dieses Ziel hat er auch erreicht. Aktuell belaufen sich die Materialkosten für Gereon auf gerade mal 4.000 €, wie ein so vergleichsweise günstiger Roboter betrieben wird und für welches Gelände wir Soldaten ihn in Zukunft nutzen können. Die Frage klären wir hier bei ihrem Einsatzradio.

RA: Was als Hobby Projekt eines Soldaten während seines Studiums begann, ist inzwischen ein von der Uni BW München gefördertes Innovationsvorhaben. Ziel ist es, ein für die Ausbildung und den Einsatz nutzbares System zu entwickeln. Herausgekommen ist dabei der Boden-Roboter Gereon, der sogar umweltfreundlich betrieben werden kann. Das hat der Entwickler Oberleutnant Mark W. uns verraten.

MW: Der Gereon hat einen wiederaufladbaren und austauschbaren Akku kann. Wenn da der Akku leer ist, einfach den neuen dran schrauben und weiterverwenden. Ich kann ihn auch wieder aufladen oder die Akkus wieder aufladen. Gereon 2 verfügt jetzt aber tatsächlich über Solarzellen, das heißt, er kann auch die Sonne als Energiequelle nutzen.

RA: Was sehr umweltfreundlich ist und gerade in Einsatzgebieten wie Mali, wo sehr viel Sonne scheint, optimal genutzt werden kann. Aber Solar hat auch seine Nachteile. Die Sonne scheint ja nicht immer. Stichwort: Regenzeit.

MW: Es ist natürlich auch wetterabhängig. Also man braucht einen sonnigen Einsatzort oder muss auf gutes Wetter hoffen, aber es erhöht auf jeden Fall die Durchhalte- und Reichweitenfähigkeit.

RA: Zukünftig sollen Dutzende Gereons im Schwarm ferngesteuert oder autonom die Anwesenheit eigener Kräfte simulieren sowie den Gegner verwirren und täuschen. Gereon als autonomer Boden-Roboter der Bundeswehr. Ganz so weit sind wir noch nicht. Der Roboter ist immer noch in der Entwicklungsphase. Ziel ist es, einen autonomen Roboter für die Truppe zu entwickeln. Aktuell bedeutet dieses autonom bei Gereon, erfährt nicht gegen Bäume und fällt nicht in Gräben. Was in der Entwicklung aber schon sehr gut funktioniert hat, ist Gereon vor Feindangriff zu schützen, wie Oberleutnant Mark W., Projektleiter, uns erzählt hat:

MW: Der kleinere Gereon ist wirklich klein und daher würde jetzt sagen, ist das schwer durch Beschuss zu bekämpfen und wetterfest ist er auch. Das Wetter macht ihm nichts aus, aber grundsätzlich könnte man Gereon 1 ziemlich leicht umschubsen oder wegtragen. Aber wenn jetzt Feindkräfte auf dem Gefechtsfeld sich mal damit beschäftigen, kleine Roboter um zu schubsen oder wegzutragen, dann geht das Konzept auf, dann haben wir das Ziel auf jeden Fall erreicht.

RA: Also eine gute Möglichkeit für feindliche Kräfte ist Gereon allemal. Wie lange die Planung für diesen Roboter gedauert hat und wo fleißig an Gereon rumgebastelt wurde, das klären wir hier in Ihrem Einsatzradio Radio-Andernach-Jingle Es begann mit. Einer Idee und nahm dann die Gestalt von Lego Technik an. Der Boden-Roboter Gereon Oberleutnant Mark W. plante, entwickelte und baute sowohl bei sich zu Hause im Hobbykeller als auch an der Uni BW an dem Projekt an der Offiziersschule des Heeres in Dresden hatte Oberleutnant Mark W. dann ideale Bedingungen für die Weiterentwicklung seines Projekts. Aber seit wann gibt es eigentlich das Projekt Gereon?

MW: Das Projekt gibt es jetzt seit fast zwei Jahren. Und die Planung... Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich da nicht lange mit der Planung aufgehalten, sondern bin eigentlich ziemlich schnell an das Machen gekommen, nach zwei, drei Monaten. Geplant wurde, ich sage jetzt mal an langen Abenden Corona-Lockdown im Wohnzimmer. Und gebaut wurde dann zuerst mit einfachsten Mitteln in meinem Keller, später dann mit Kameraden auf unseren Stuben und anschließend dann in Laboren und Räumen der Uni BW München.

RA: Dort erhält er auch die Unterstützung für die Weiterentwicklung der Systeme. Insgesamt war er drei Monate mit der Planung beschäftigt und dann ging es auch schon los mit der Entwicklung. Konzeptzeichnung und dann gab es den Prototypen eines Prototypen.

MW: Und dann hat nicht lange gedauert bis zum mobilen System. Dann hatten wir eigentlich nach neun oder zehn Monaten, hatten das schon etwas Fahrendes, Funktionierendes und so eskaliert sich das Ganze hoch. Von einer Zeichnung, oder von der Idee zu einer Zeichnung über ein Konzept zu funktionierender Hardware.

RA: Was bei so einem großen Projekt ja auch immer eine große Rolle spielt, ist die Rechtefrage. Gerade wenn es einen Erfinder, Zuarbeiter und Bereitsteller von Material gibt. Diese Frage beantwortete uns der Projektleiter Oberleutnant Mag aber auch:

MW: Also die Rechte liegen zwar jetzt bei mir als Person, da Gereon jetzt ohne Bezug zu meinem Dienst oder zu meinem Studium an der Uni BW in meiner Freizeit entstanden ist. Aber meine Absicht ist, damit meinen Kameraden und Kameraden und mir ein Werkzeug in die Hand zu geben, um meinen Auftrag besser, schneller und vor allem sicherer ausführen zu können oder um Ausbildung realitätsnäher und besser gestalten zu können.

RA: Abschließend klären wir jetzt noch, wieso Gereon eigentlich Gereon heißt. Oberleutnant Mark W. ist in der Infanterie groß geworden. Und Gereon ist der Schutzpatron der Infanterie. Und da Gereon für die Infanterie auch entwickelt wurde, wurde die Namensgebung genauso gewählt.