
Guten Tag Herr Oberstleutnant. Sie sind seit dem 1. August 2019 Kommandeur der EFP Battle Group Litauen. Wie lautet Ihre Bilanz aus militärischer Sicht?

Ganz einfach: Ziel erreicht. Wir haben intensiv mit unseren litauischen Partnern geübt, vor allem mit der Iron-Wolf-Brigade, der wir unterstellt sind. Weil das so gut geklappt hat, konnten wir einen glaubhaften Beitrag zur Abschreckung durch die NATONorth Atlantic Treaty Organization leisten. Und das ist auch „nach außen“ gedrungen. Mir waren Kampfkompanien von mehreren Alliierten zugeordnet. Multinational – das ist nicht unbedingt einfach, aber spannend und bereichernd. Am Ende der Mission wurden wir schließlich als „kampfbereit“ zertifiziert. Wie gesagt: Ziel erreicht!

Zuhause sind Sie Kommandeur eines „ganz normalen“ deutschen Bataillons mit gut 750 Soldatinnen und Soldaten. Hier in Litauen unterstanden Ihnen rund 1.200 Frauen und Männer aus verschiedenen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedstaaten. Was hat das mit Ihnen persönlich gemacht?

Ich habe einige Dinge gelernt: Zum Beispiel, Einheiten nicht von außen zu betrachten und zu bewerten. Dass Multinationalität am Ende des Tages eben auch bedeutet, dass Dinge anders gemacht werden als in der Bundeswehr. Mir geht es als Kommandeur um das Ergebnis, darum, Standards zu setzen und meine Absicht klarzumachen.

Was waren aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die 6. Rotation?

Den Stab der Battle Group zu einem einsatzerfahrenen Team zu machen. Wir hatten zum Beispiel eine Trainingsphase, in der mein beweglicher Gefechtsstand alle 30 Minuten woanders aufgebaut wurde; der Hauptgefechtsstand alle zwei bis vier Stunden. Das ist auf dem Gefechtsfeld mit schwierigem Gelände und im Dauerregen eine große Kraftanstrengung. Ich will diesen „heißen Atem“ der großen Iron-Wolf-Übung im Herbst letzten Jahres in 2020 weiter wirken lassen und für die Beibehaltung dieses Ausbildungsstandes nutzen.

Als Kommandeur macht man ja jeden Tag neue Erfahrungen. Gibt es dennoch ein Ereignis, von dem Sie sagen würden, dass es Ihr persönliches Highlight war?

Ganz klar die Endphase der Brigadeübung mit den litauischen Kameraden. Alle waren von den Tagen und Nächten zuvor hundemüde, da kam der Kommandeur der Iron-Wolf-Brigade Litauens mit einem riskanten Folgeauftrag für den bevorstehenden Angriff um die Ecke. Der erste Gedanke meines Teams war: Das ist der bisher schwierigste Auftrag mit einer großen Herausforderung verbunden. Vom Zeitdruck zur Planung und Erteilung der Befehle will ich gar nicht reden. Aber am Ende passte alles. Wir waren glücklich wie nach einem Lottogewinn.

Was nehmen Sie nach den Erfahrungen mit in den Dienst zuhause?

Mein Panzergrenadierbataillon 391 muss die Erfahrung aus Ausbildung und Übungen nutzen und das Erlernte in diesem Jahr weiter ausbauen. Was die litauischen Streitkräfte betrifft: Da habe ich einen Riesenrespekt. Wie litauische Soldaten „ticken“ und dienen, ist einfach zu beschreiben: mit Herz und mit Hand, mit der Seele und dem Verstand.

Und das Gastland der EFP Battle Group? Werden Sie mal privat wieder nach Litauen reisen?

Litauer sind Menschen mit einer großen Vaterlandsliebe und gelebten Traditionen. Sie sind freundlich, ehrlich und ausgesprochen gastfreundschaftlich. Und natürlich werde ich mit meiner Familie wiederkommen, zum Beispiel nach Vilnius, Kaunas oder Klaipeda.