Militärbeobachter der Vereinten Nationen treffen sich auf Usedom
Militärbeobachter der Vereinten Nationen treffen sich auf Usedom
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- Schwielowsee
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Zwischen Mali und daheim
Beziehungen in Soldatenfamilien bestehen auch über Distanzen. Beim Treffen der Militärbeobachter der Vereinten Nationen (VN-Beobachtertreffen) in Zinnowitz auf Usedom sprachen Soldatinnen und Soldaten, ihre Partner und ihre Kinder über gute und kritische Aspekte der Einsätze. Eines war immer klar: VN-Beobachter-Familien brauchen viel Kraft, um mindestens sechs Monate Trennung zu bestehen. Eine Möglichkeit dafür: „Wir versuchen uns immer Gute Nacht zu sagen“, versuchte es ein Hauptmann, zugeschaltet aus dem Einsatz MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, zu beschreiben.
Familien beschreiben Trennung
Tagungshaus St. Otto, Zinnowitz, Samstag, Anfang Oktober 2021. Im Tagungsraum sitzen mehr als 60 Personen verschiedener Altersklassen, Soldaten, deren (Ehe-) Partner und Kinder, also viele individuelle Erfahrungen. Zu diesem Treffen hatten das Referat Beobachtermission im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Kooperation mit der Katholischen Militärseelsorge eingeladen. Oberstleutnant Thomas Beyer und der katholische Militärpfarrer Stephan Frank begrüßten und betreuten die Familien. Per Video waren eine Soldatin aus dem Südsudan und Soldaten aus Mali und der Westsahara zugeschaltet. Alle haben sie VN-Beobachter-Einsätze durchgemacht. Dabei versuchten sie aufzuzeigen, wie Trennungen empfunden und überwunden werden können.
Auf der Suche nach Verbindung
Schnell wurde klar, dass es „die“ Strategie nicht gibt: „Ich bin beim Frühstück per Video dabei“, freute sich Oberstleutnant Marcel B. aus der Westsahara. Ihm und seiner Familie käme es darauf an, „Rituale zu schaffen“. „Es ist nicht immer der richtige Moment, um täglich zu telefonieren“, widersprach sein Kamerad Oberstleutnant Steffen P. „Ich kann im Einsatz einen Supertag haben, aber meine Frau hat zuhause eine Katastrophe erlebt. Dann wird das ein schwieriges Gespräch, gibt er zu bedenken.
Wiederbeginn nach Rückkehr
Und noch ein Aspekt ist zu betrachten: Auch nach der Rückkehr ist nichts beim Alten. „Der Mann muss realisieren, dass er nach der Rückkehr nicht zuhause eingreift und versucht, das Rad zurückzudrehen“, so die Ehefrau eines Einsatzrückkehrers. Die Zeit sei auch daheim weitergegangen, was in das Verhalten einfließen müsse, war in einem Pausengespräch zu hören.
Betreuung und Kommunikation
Daraus erwuchs im Gespräch schnell die Nachfrage nach Betreuung durch Bundeswehr, Betreuungsstellen und die (Katholische) Militärseelsorge. Der Tisch mit Büchern zur Bewältigung einer befristeten Trennung war im Handumdrehen abgeräumt. Aber auch die Ergebnisse von moderierten Gruppenarbeiten zeigten, dass Betreuung und kontinuierliche Information auf unterschiedlichen Kanälen und Medien zur Bewältigung der Einsatzbelastung für die Betroffenen hilfreich wären. Neben der Familienbetreuungsstelle für die Beobachtermissionen, vertreten durch Sebastian Höhn mit Familie, der Truppenpsychologin des Referats Beobachtermission Anja C., signalisierten Oberstleutnant Beyer und Militärpfarrer Frank für die Militärseelsorge die ständige Bereitschaft dafür.
Andacht mit Meeresblick
Neben so viel Aussprache und inhaltlicher Arbeit war eine Entspannung wichtig. Nach einem „Walk and Talk“ entlang des Strandes feierte der evangelische Militärpfarrer Michael Schröder zusammen mit seinem katholischen Kollegen Stephan Frank eine Andacht auf der Seebrücke in Koserow. Weil es am Meer war, „hisste“ Schröder die Marineflagge „Pennant Eight“ – normalerweise Zeichen dafür, dass auf Schiffen ein Gottesdienst gefeiert wird. Den Besuchern war es recht und besonders die Kinder machten mit, gab es doch einen Preis zu gewinnen. Nachdem Betreuung gefordert war, wurde diese auch durch die Andacht geliefert und angenommen.