Wenn ein Bach zum Hindernis wird
Wenn ein Bach zum Hindernis wird
- Datum:
- Ort:
- Ingolstadt
- Lesedauer:
- 2 MIN
Können schmale Gewässer zu unüberwindbaren Hindernissen für schwere Fahrzeuge werden? Dieser Frage sind Soldatinnen und Soldaten am Ausbildungszentrum Pioniere bei einer praktischen Erprobung in freiem Gelände im Raum Ingolstadt nachgegangen.
Unter der Federführung von Truppenfachlehrern sollte an einem freien Bachlauf eine Frage überprüft werden, die in der taktischen Ausbildung immer wieder zu Diskussionen unter den Lehrgangsteilnehmenden führt: Kann ein kleiner Bach, etwa zwei Meter breit, umgeben von einem weichen Boden wirklich einen Schützenpanzer Puma oder einen Kampfpanzer Leopard 2 aufhalten?
Für die Ausbilder war das Ergebnis schon vor der praktischen Übung absehbar. Sie stuften die Bodenbeschaffenheit rasch als unbefahrbar ein – keine so klare Sache für junge Soldaten. Daher sollte ihnen in einer Art Feldversuch vorgeführt werden, wie mit verschiedenen pionierspezifischen Möglichkeiten die Bewegung der eigenen Truppe in einem solchen Fall gesichert werden kann. Soldaten des Panzerbataillons 104 und des Panzergrenadierbataillons 122 halfen bei der Umsetzung.
Pionierpanzer Dachs in Aktion
Es stellte sich daher die Frage: Was passiert, wenn bis zu 65 Tonnen schwere Fahrzeuge – mit und ohne Unterstützung durch die Pioniere – über morastigen Boden oder ein Gewässerhindernis fahren? Dann folgte die Praxis: Unter Leitung des Kommandeurs des Ausbildungszentrums Pioniere, Brigadegeneral Lutz Niemann, und vor den Augen von rund 100 Lehrgangsteilnehmern und Besuchern näherten sich mehrere Fahrzeuge in rascher Fahrt dem Hindernis. Zunächst versuchten ein Spähwagen Fennek sowie zwei Transportpanzer Fuchs, das Gewässer ohne Pionierunterstützung zu überwinden. Doch sie blieben im Bachlauf stecken. Daraufhin wurde von einem Pionierpanzer Dachs eine Furt geschaffen. Doch trotz heftigen Röhrens der Motoren gelang es auch dem Puma nicht, die vorbereitete Stelle zu passieren. Auch er blieb im schlammigen Boden stecken.
Da hilft auch kein starkes Triebwerk
In der nächsten Phase legte der Brückenlegepanzer Leguan eine Panzerschnellbrücke ab, über die der Leopard 2 das Hindernis mühelos überwinden konnte. Trotzdem wurde die Uferbeschaffenheit schon nach dem ersten Panzer sichtlich in Mitleidenschaft gezogen. Nachfolgende Fahrzeuge hätten das Gewässer ohne Pionierhilfe nicht überwinden können. Im zweiten Ansatz sollte es der Leopard 2 dann noch einmal ohne Pionierunterstützung versuchen. Doch trotz seiner starken Triebwerke und der vielen PS gelang es der Besatzung nicht, den kleinen Bachlauf zu durchfahren. Daher musste der Leopard 2 später ebenfalls durch den Bergepanzer Büffel geborgen werden.
„Man muss es sehen“
Das Fachmedienzentrum Ingolstadt dokumentierte die gesamte Erprobung, um daraus für die künftige Taktikausbildung einen kurzen Lehrfilm zu erstellen. Schließlich kann so ein Ereignis nicht jeden Tag umgesetzt werden. Die Bergung aller Fahrzeuge verlief im Anschluss reibungslos und alle Beteiligten konnten später ohne Schäden am Gerät die Rückfahrt antreten. Alle Flächen wurden nach Übungsende wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt.
Am Ende hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt, so das einhellige Fazit. „Nur an derartigen praktischen Darstellungen kann der Kampftruppe und den Pionieren nachhaltig Grundwissen für taktische Entscheidungen auf dem Gefechtsfeld auf unterer Ebene vermittelt werden. Man muss fühlen, sehen und schmecken, nur hören reicht nicht“, so Niemann in seinem Schlusswort.