Corona-Virus: Fakten zur Lambda-Variante
Corona-Virus: Fakten zur Lambda-Variante
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Seit einigen Tagen geistern Meldungen durch die Presse, dass sich die erstmals im August 2020 in Peru aufgetretene Lambda-Variante auch bis nach Spanien, Großbritannien und Deutschland ausgebreitet hätte. Auch wird gemutmaßt, dass bei der Variante die verfügbaren Impfstoffe nicht wirken würden. Oberstarzt Professor Dr. Roman Wölfel, Leiter des Institutes für Mikrobiologie der Bundeswehr, bringt für uns Licht ins Dunkel.
8 Fragen an Oberstarzt Professor Dr. Roman Wölfel
Leiter des Institutes für Mikrobiologie der Bundeswehr

Herr Professor Wölfel, wie viele nachgewiesene Fälle der Lambda-Variante gab es bisher in Deutschland und Europa?

In Deutschland spielt die Lambda-Variante nur eine sehr untergeordnete Rolle. Bisher sind bei der bundesweiten Genomüberwachung nur etwa 100 Lambda-Fälle entdeckt worden, davon allein 63 in Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Erbgutanalysen wissen wir, dass es sich dabei mindestens elfmal um Einschleppungen aus Süd- und Nordamerika handelt. In den übrigen Ländern Europas sind die Fallzahlen für Lambda vergleichbar gering.
Die WHOWorld Health Organization hat im Juni berichtet, dass die zuerst in Lateinamerika aufgetretene Corona-Variante Lambda schwieriger durch das Immunsystem zu bekämpfen sei und so zu schwereren Verläufen führen könnte. Gibt es dazu schon Erkenntnisse?

Belastbare Studien brauchen Zeit und zu den Eigenschaften der Lambda-Virusvariante gibt bisher nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Diese beschränken sich aber vorrangig auf Beobachtungen, wie sich das Virus im Labor in Zellkultur verhält. Verlässliche und vergleichbare Daten zum Verlauf einer Lambda-Infektion bei Menschen fehlen noch. Das liegt auch daran, dass sich Lambda weder regional noch international so sehr verbreitet hat, wie zunächst befürchtet wurde. Je geringer der Anteil dieser Variante an den Infizierten ist, desto schwieriger wird es aber auch, vergleichbare Patientendaten zu sammeln.
Aktuell beträgt der Anteil von Lambda nur etwa 1 Prozent der Infektionen weltweit und 5 Prozent der Infektionen in Südamerika - mit derzeit stark rückläufigem Trend. Auch in Peru, wo Lambda sich im Juni als vorherrschenden Variante etablieren konnte, wird sie aktuell wieder zunehmend von der Gamma-Variante verdrängt. Interessanterweise scheint die starke Ausbreitung von Lambda in Peru wenig mit einer Resistenz dieser Variante gegen Impfantikörper zu tun zu haben: Nur knapp 10 Prozent der Bevölkerung in Peru sind bislang überhaupt geimpft. Lambda kann hier also kaum einen Vorteil für sich nutzen. Die hohe Sterblichkeitsrate in Peru ist aus meiner Sicht eher durch eine Überlastung des dortigen Gesundheitssystems bedingt.