Streitkräftebasis

„Letzter Schliff“ für die militärstrategische Führung der EUEuropäische Union-Battlegroup

„Letzter Schliff“ für die militärstrategische Führung der EUEuropäische Union-Battlegroup

Datum:
Ort:
Ulm
Lesedauer:
3 MIN

„Einsatzbereitschaftsmeldung“ und „Battle Staff Training“ - Das Multinationale Kommando Operative Führung aus Ulm hat alle Vorbereitungen für seine EUEuropäische Union-Aufgabe abgeschlossen. Es steht seit dem 1. Juli für sechs Monate der Europäischen Union zur Verfügung, um als militärstrategische Hauptquartier die schnelle EUEuropäische Union-Eingreiftruppe (EUEuropäische Union-Battlegroup, EUBGEuropean Union Battlegroup) zu führen.

Vier Soldaten vor einem Militärfahrzeug

Der Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung Generalleutnant Jürgen Knappe ist eingebunden in das „Battle Staff Training“

Bundeswehr/Adam Struzyna

Die Vorbereitung für diese Aufgabe begannen im Ulmer Kommando bereits 2017 durch Tagungen, Übungen, Trainingseinheiten und Abstimmungen im multinationalen Umfeld.  Mit einem stabsinternen „Battle Staff Training“ fanden diese Maßnahmen Ende Juni 2020 pünktlich ihren Abschluss. Der Befehlshaber des Ulmer Kommandos Generalleutnant Jürgen Knappe meldete nach Abschluss der Vorbereitungen am 1. Juli 2020 dem Bundesministerium der Verteidigung und der Europäischen Union die Bereitschaft seines Kommandos für die EUEuropäische Union-Aufgabe.  
„Das Ulmer Kommando hat sich zielgerichtet auf diese außerordentlich wichtige Aufgabe in der zweiten Jahreshälfte 2020 vorbereitet. Wir haben dem Bundesministerium der Verteidigung gemeldet, dass wir als militärstrategisches Hauptquartier bereitstehen“, betonte Knappe.
Wird das Ulmer Kommando in einer Krise durch die politisch Verantwortlichen der EUEuropäische Union aktiviert und stimmt der Deutsche Bundestag dem Einsatz zu, untersteht es direkt dem zuständigen Führungsgremium der EUEuropäische Union und führt neben einem operativen Hauptquartier auch Truppenteile aus neun europäischen Nationen.

Battle Staff Training“ und persönliche Vorbereitung

Beim „Battle Staff Training“ Ende Juni konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kenntnisse über die Entscheidungsfindung in EUEuropäische Union-Institutionen festigen sowie die EUEuropäische Union-spezifischen Verfahrensweisen in Planung und Durchführung von militärischen Einsätzen im Falle einer Aktivierung wiederholen. Da sich diese Verfahrensweisen der EUEuropäische Union teilweise von denen der NATO unterscheiden, müssen diese in Theorie, Praxis und durch Übungen geübt und verfestigt werden. 

Weiterhin haben sich die Angehörigen des Ulmer Kommandos auch persönlich auf die EUEuropäische Union-Aufgabe vorbereitet, um im Falle einer Aktivierung durch die EUEuropäische Union schnell verfügbar und auch in ein Krisengebiet verlegbar zu sein. Diese Vorbereitungen beinhalten unter anderem die Handwaffen- und Schießausbildung, ABC-Ausbildung, medizinische Untersuchungen einschließlich des Impfstatus. Jede Soldatin und jeder Soldat hat auch persönliche Ausrüstung und Bekleidung entsprechend den möglichen unterschiedlichen klimatischen und witterungsbedingten Verhältnissen angepasst und ergänzt. 

Military Strategic Information Gathering Team (MSIGT)

Mehrere Soldaten stehen in einem Kreis.

Eine gute Vorbereitung galt es auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie zu bewahren und zu Ende zu führen.

Bundeswehr/Adam Struzyna

Diese persönlichen Vorbereitungen betreffen vor allem die Angehörigen des Military Strategic Information Gathering Team (MSIGT), einer Art Erkundungskommando aus ausgewählten Fachleuten. Dieses bereitet auf militärpolitischer Ebene den praktischen militärischen Einsatz im Krisengebiet und möglichen Nachbarländern vor und verschafft dem militärstrategischen Hauptquartier eine erste Kontaktaufnahme mit den politischen Verantwortlichen im Einsatzgebiet. Es unterstützt die Erstellung eines Lagebildes, liefert benötigte Informationen aus dem künftigen Einsatzgebiet und unterstützt so wesentlich die anlaufende militärische Planung. Das MSIGT kann bereits im Vorfeld einer Mandatierung auf Einladung eines Gastlandes in ein designiertes Einsatzgebiet verlegen.
Die Ausrüstung und Stärke der Teams wird individuell festgelegt und genau auf die Situation in einem designierten Einsatzland abgestimmt. Dieses kann im Falle einer beginnenden Krise ein Team aus zivilen und militärischen Spezialistinnen und Spezialisten, welches mit den offiziellen Stellen eines Gastlandes Verbindung aufnimmt, aber auch je nach Eskalationslage eine robuste Abordnung mit Gefechtsfahrzeugen und -ausrüstung vor Ort, um einen angemessenen Schutz (Force Protection) gewährleisten zu können, sein. 
Da das MSIGT eine außerordentlich wichtige und auch komplexe Aufgabe haben kann, durchliefen die Angehörigen neben theoretischen Anteilen auch praktische Anweisungen und Ausbildungen an Waffen, Gerät und Fahrzeugen, die im Falle eine Aktivierung und Verlegung in ein Krisengebiet genutzt werden könnten.

Langjährige Erfahrung als EUEuropäische Union Operation Headquarters (EUEuropäische Union OHQ)

Die Aufgabe EUEuropäische Union Operation Headquarters (EUEuropäische Union OHQ), also eines Hauptquartiers, das auf der militärstrategischen Ebene die EUBGEuropean Union Battlegroup führt, ist nichts Neues für das Ulmer Kommando. Es stand seit 2014 bereits mehrfach in dieser Funktion und kann somit auf bemerkenswerte Grundlagen und eine langjährige Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen. Diese Kenntnisse werden auch in den nächsten Jahren, vor allem 2025 relevant sein, da das Bundesministerium der Verteidigung derzeit plant, das Ulmer Kommando wiederum in diese Aufgabe zu bringen. Bis dahin hat es der EUEuropäische Union seine Bereitschaft angezeigt, die militärischen EUEuropäische Union-Anteile mit der Ulmer Expertise zu unterstützen. 

von Dr. Davor Zebec  E-Mail schreiben

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