Bildungszentrum der Bundeswehr

Bundeswehr, Kunst und Werte – Ausstellung eröffnet

Bundeswehr, Kunst und Werte – Ausstellung eröffnet

Datum:
Ort:
Mannheim
Lesedauer:
2 MIN

Das Bildungszentrum der Bundeswehr öffnet seine Tore für die Kunst. In enger Kooperation mit der Freien Kunstakademie Mannheim bietet die Ausstellung zum Thema „Werte“ die Gelegenheit, sich mit einem für Bundeswehr und Gesellschaft zentralen Begriff zu beschäftigen. Insgesamt 16 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ab Mitte März 2023 ihre Werke.

Überdimensionales Schachbrett mit schwarzen und weißen Figuren. Im Hintergrund Betrachtende.

Das „Schachspiel“ zeigt auf künstlerische Weise, wie gesellschaftliche Debatten unsere Werte prägen

BiZBw/Marina Schmidt

„Werte entstehen nicht von selbst, sondern müssen ausgehandelt werden, damit sie sich im sozialen Raum etablieren können.“ Dr. Juliane Huber, Rektorin der freien Kunstakademie Mannheim, bringt auf den Punkt, was Kunst und Werte vereint: Sie sind das Ergebnis eines schöpferisch-kreativen Prozesses, der erst in der gemeinsamen gesellschaftlichen Auseinandersetzung seine Wirksamkeit entfaltet.

Werte entstehen in der Debatte

Mit dem diesjährigen Thema „Werte“ wirft die Kunstausstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr ein Schlaglicht auf einen für die Führungs- und Organisationskultur der Bundeswehr zentralen Begriff. Gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erfährt die Frage nach dem „Warum“ des treuen Dienens eine ungebrochene Aktualität.

Die aktive Auseinandersetzung mit unseren freiheitlichen und demokratischen Werten ist deshalb wichtiger denn je. Für zwei Monate können sich die hier lernenden Bundeswehr-Angehörigen jetzt neben ihrer Aus- und Weiterbildung auch auf künstlerische Art und Weise mit dem Wertefundament unserer Gesellschaft befassen.

Vielfalt in ihrer schönsten Form

So vielfältig wie die Kunstwerke und Werkstoffe – unter anderem Skulpturen, Bilder, Textilarbeiten und Installationen, sind auch die Künstlerinnen und Künstler, die sie geschaffen haben: Die Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Freien Kunstakademie Mannheim kommen aus aller Welt. Viele haben in Deutschland eine zweite Heimat gefunden.

Zentrale Themen betreffen die Auseinandersetzung mit Sicherheit und Frieden, Menschenrechten und Gleichstellung sowie den Umgang mit natürlichen Ressourcen. Mit der bislang vierten Kunstausstellung bietet die von der Initiative für nachhaltige Gleichstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr initiierte Ausstellung eine kreative Ergänzung zum Studienalltag.

Zwei Frauen stehen in einer Kunstausstellung

Dr. Juliane Huber (rechts), Rektorin der freien Kunstakademie Mannheim, freut sich über das gemeinsame Projekt mit der Initiative für nachhaltige Gleichstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr.

BiZBw/Marina Schmidt
Das Plenum ist gut gefüllt, Präsident Reifferscheid eröffnet mit einer Rede die Ausstellung

Präsent sein in der Zivilgesellschaft. Präsident Christoph Reifferscheid betont die regionale Verwurzelung des Bildungszentrums.

BiZBw/Marina Schmidt

Kunst als Einladung zum Nachdenken

Die Ausstellung sei „eine Einladung, sich mit den Werten unserer Verfassung zu beschäftigen und über unsere eigenen Werte und unsere Rolle in der Gesellschaft nachzudenken. Nur mit gemeinsamem Werten gelinge der innere Zusammenhalt“, so Christoph Reifferscheid, Präsident des BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr.

Der als Festredner geladene Präsident des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg, Volker Ellenberger, betonte die Bedeutung der Kunstfreiheit für unsere Gesellschaft. Die Künstlerinnen und Künstler ermunterte er, sich auch weiterhin kreativ mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.

Mit der Kunstausstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr unterstreicht die Bundeswehr ihren Anspruch einer umfassenden Wertevermittlung und Persönlichkeitsentwicklung in Ausbildung und Lehre. In enger Kooperation mit regionalen Partnern zeigt sie sich als aktiver Teil der Gesellschaft, deren Werte sie schützt und lebt.

von Ulrich Veen  E-Mail schreiben

Kunstausstellung: "Werte" in ihrer schönsten Form

Bei der Kunstausstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr in Mannheim präsentiert sich das Thema "Werte" in seiner schönsten Form. Hier sehen Sie ausgewählte Kunstwerke und Portraits von Künstlerinnen und Künstlern mit Titeln und Begleittexten.

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  • Ein überdimensionales Schachbrett mit schwarzen und weißen Figuren in einem Raum.
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    Schachspiel - Hanne Plattner

    „Raumforderung, Vordenken versus Querdenken (Schachspiel wider das Querdenken)“, so der komplette Titel des Werkes der 1953 im rumänischen Hermannstadt geborenen Künstlerin. Die Arbeit symbolisiert die Anfälligkeit der Gesellschaft für die Aufspaltung in feindliche Blöcke. Stellvertretend dafür steht das Schachspiel. Der Begriff der „Raumforderung“ hingegen ist der Medizin entliehen. Er bezeichnet eine Gewebeveränderung, bei der noch nicht klar ist, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Entwicklung handelt.

    Im Kunstwerk Plattners werden die naturwissenschaftlich-aufgeklärten Kräfte durch die weißen, die verschwörungstheoretisch argumentierenden Kräfte durch die schwarzen Figuren symbolisiert. In der gezeigten Konstellation steht „Weiß“ hier kurz vor einem Sieg. 


  • Die Beine von Soldaten mit Tarndruck und Stiefeln. Zwischen den Beinen eine Kinderhand mit Lolli.
    02

    Frieden (be)greifen - Ksenia Hajdari

    Strammstehende Soldaten in Tarndruck - und dazwischen reckt sich eine Kinderhand mit Lolli. Was zunächst als Gegensatz erscheint, ist tatsächlich eine starke Botschaft für Sicherheit als Voraussetzung für Frieden, unterstrichen durch den prägnanten Begleittext:

    „Als Kind im Frieden aufgewachsen, dafür braucht es immer ein Gegenüber, das dafür einsteht! - Wenn es sein muss auch mit Waffen … um wieder Frieden zu schaffen.“

  • Eine Frau blickt zur Seite auf ein Bild mit Beinen von Soldaten mit einer Kinderhand mit Lolli
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    Ksenia Hajdari wurde 1981 im kirgisischen Bishkek geboren. Die Künstlerin hat das Bild im Rahmen ihrer Ausbildung an der Freien Kunstakademie Mannheim geschaffen. Es wurde eigens für die Ausstellung am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr entworfen.

    Sie wollte damit einen spezifischen Bezug zur Bundeswehr schaffen und Streitkräfte demokratischer Staaten in ihrer Rolle als Erhalter und Beschützer des Friedens zeigen. 

  • Ein schwarzer Dreizack vor einem roten Streifen daneben rote Flecken
    04

    Das Recht auf Freiheit - Heinrich Dyck

    „Ein Land, das für Freiheit kämpft. - Für das Recht auf eigene Identität! - Der Wert der eigenen Identität wird nach der Freiheit bemessen!!“ So der begleitende Text eines Kunstwerks von hoher Aktualität und Relevanz.

    Das Wappen der Ukraine – der Dreizack – ist das Leitmotiv des Bildes. Ein flammender Apell für die Selbstbestimmung eines jeden Landes im Kampf gegen Aggression und Unterdrückung. Der Begleittext gemahnt an den Zusammenhang zwischen Freiheit und Identität und der Bereitschaft, im Notfall dafür einzustehen und zu kämpfen.

  • Ein Mann neben einem Bild redet mit einem Besucher.
    05

    Die kraftvolle Formensprache – das blutige Rot, die starken Kontraste, Pinselführung und Farbflecken – spiegeln die Emotionen des 1978 geborenen Künstlers Heinrich Dyck beim Gedanken an den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Er habe damit seiner Wut über die Aggression Luft gemacht, so Dyck, der aus Karaganda in Kasachstan stammt.

    Entstanden ist das Bild im Frühjahr 2022, während des russischen Vormarsches auf Kiew. In einer blutroten Schneise behauptet sich das Wappen der Ukraine.

  • Rot und rosafarbene Applikationen aus Knöpfen auf blauen und braunen Kacheln
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    unBUTTONed - Alena Moschinski

    Das Relief „unBUTTONed“ besteht aus Stücken eines Theaterbodens – und Darstellungen weiblicher Brustwarzen, gefertigt aus verschiedenfarbigen Knöpfen und Druckknöpfen. Das Werk versteht die Künstlerin als ein Statement für den auch im 21. Jahrhundert noch notwendigen Kampf von Frauen für ihre Rechte und um mehr Gewicht in unserer modernen Gesellschaft zu gewinnen.

  • Eine Frau vor einem Kunstwerk aus viereckigen Bodenstücken und verschiedenfarbigen Knöpfen
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    Die Künstlerin Alena Moschinski wurde 1990 in Kasachstan geboren. Sie will einem kleinen, aber nicht unwichtigen Teil des Frauenkörpers eine Bühne geben: hinsichtlich seiner Diversität in allen möglichen Formen, Größen und Farben.

    Sie stellt die Frage, weshalb die in der Öffentlichkeit entblößte weibliche Brust nach wie vor ein Tabu ist, die männliche aber nicht. Ihre kreative Antwort: Sichtbarmachen durch Kunst! 

  • Eine Frau vor einem aus Fäden gewebten Wandbild mit Aufschrift Respekt. Unten sind die Fäden offen.
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    Respekt... im Wandel - Evamaria Mangold

    Auch die 1974 in Schwabach geborene Evamaria Mangold macht in ihrer Textilarbeit „Respekt ...im Wandel“ das menschliche Miteinander zum Thema. Der Werkstoff unterstreicht die begleitende Botschaft:

    „Von Menschenhand gemacht, löst sich auf und hängt an dünnen Fäden, löchrig, mutwillig zerstört, repariert, geflickt, notdürftig und auch ganz konventionell. Verändert sich zu etwas - Besserem?? - Schlechterem?? - Anderem!“

  • Ein Stahlträger balanciert auf einem kleinen Fußstück aus Metall.
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    Gleichgewicht der Werte - Björn Wolfgang Kassner

    In seinem Werk beschäftigt sich der aus Wiesbaden stammende Björn Wolfgang Kassner mit der Verantwortung des Einzelnen für das Wertsystem. Die Arbeit spielt mit dem Gegensatz aus massiver Konstruktion - gegossen in Stahl - und fragilem Gleichgewicht. Akkurat entspricht die gemeinsame Länge von Träger und tragendem Fußteil dem Pariser Urmeter, präzise vermessen und aufeinander abgestimmt.  

    Das Kunstwerk zeigt so die Last des Einzelnen, der – dem Fußteil gleich – die schwere Verantwortung für das Gemeinwohl annimmt und trägt. Passgenau und treffend die Botschaft, hier an der Aus- und Weiterbildungsstätte für technische Beamte und Bundeswehrangehörige.

  • Eine freischwebende Baumwurzel vor einer Vitrine mit Modellen von Unterseebooten.
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    Game Over - Gabi Ruß

    Mit ihrer Skulptur aus Kiefernwurzel und Sandstein (der Sandstein befindet sich außerhalb des Bildes unter der aufgehängten Wurzel) macht Gabi Ruß auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam. Dürreperioden bedrohen die Wälder, versinnbildlicht durch die Wurzel, während der darunterliegende Sandstein uns an die Veränderlichkeit des Klimas gemahnt. Sandstein entstand vor ca. 250 Millionen Jahren unter damals wüstenhaften Bedingungen.

    Während aber diese urzeitlichen Sedimentschichten ein Produkt langsamer und natürlicher Veränderungen waren, drohen durch den menschengemachten Klimawandel mit seiner ungleich höheren Umsetzungsgeschwindigkeit Auswirkungen, die unsere Lebensbedingungen schon heute bedrohen. Und die damit nicht zuletzt auch zu einem Risikofaktor und Gegenstand sicherheitspolitischer Folgeabschätzungen werden.

    Ein passender Denkanstoß an einem Ort strategischen Denkens in der Bundeswehr.