
Die Geschichte der Bundeswehr
Politische Umbrüche, technische Innovationen und immer wieder neue sicherheitspolitische Herausforderungen prägen die Geschichte der Bundeswehr.
Politische Umbrüche, technische Innovationen und immer wieder neue sicherheitspolitische Herausforderungen prägen die Geschichte der Bundeswehr.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1955 agiert die Bundeswehr im Spannungsfeld von Verteidigungspolitik, gesellschaftlichem Wandel und internationalen Krisen. Sie hat sich immer wieder veränderten Rahmenbedingungen angepasst – von den Anfangstagen im Kalten Krieg über die Wiedervereinigung und die Auslandseinsätze bis zur Zeitenwende.
Die Bundeswehr entstand inmitten der Spannungen des Kalten Krieges, wurde zur Verteidigungsarmee im westlichen Bündnis und mit dem Ende der Teilung Deutschlands zur „Armee der Einheit“. Mit der Beteiligung an internationalen Missionen entwickelte sich die Bundeswehr in den 1990er-Jahren zur Einsatzarmee. „Out of area“, also außerhalb des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gebiets eingesetzt, übernahmen die Streitkräfte neue Aufgaben und neue Verantwortung im Internationalen Konfliktmanagement. Auslandseinsätze wie in Mali und besonders in Afghanistan veränderten das Selbstverständnis der Truppe: Erstmals musste sie im Kampf bestehen. Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr wurden verwundet oder fielen.
Seit der sogenannten Zeitenwende richtet sich der Fokus der Bundeswehr wieder verstärkt auf ihre Kernauftrag: die Verteidigung Deutschlands und des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebiets. Ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind Landes- und Bündnisverteidigung wieder zentrale Leitlinien für Struktur, Ausbildung und Ausrüstung. Dieser strategische Kurswechsel markiert einen weiteren historischen Wendepunkt und knüpft an die ursprüngliche sicherheitspolitische Rolle der Bundeswehr zur Zeit ihrer Gründung an.
Die Bundeswehr ist eine komplexe Organisation. Ihre Geschichte begann „klassisch“ mit drei Teilstreitkräften – jede mit eigener Geschichte und Prägung. Heer, Luftwaffe und Marine entwickelten sich unabhängig voneinander in den Dimensionen Land, Luft und See. Gleichzeitig arbeiteten sie stets eng zusammen und verstanden sich als Teil einer gemeinsamen Armee. Das ist bis heute so, zum Beispiel wenn sie bei Übungen oder im Einsatz zusammen operieren.
Das Heer bildete den Kern der frühen Bundeswehr und war in den Anfangsjahren vor allem auf die Landesverteidigung im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization ausgerichtet. Gliederung, Ausrüstung und Doktrin folgten lange Zeit dem Szenario eines möglichen Konflikts auf deutschem Boden. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Beginn internationaler Einsätze – vom Balkan über Afghanistan bis nach Mali – wurde aus der Bündnisarmee mit Abschreckungsauftrag eine mobil einsetzbare Truppe mit globalem Auftrag. Heute bereitet sich das Heer wieder auf einen möglichen Spannungs- oder Bündnisverteidigungsfall vor – dieses Mal vermutlich an der Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization.
Die Luftwaffe hatte von Anfang an eine besondere Bedeutung für die militärische Abschreckung im Kalten Krieg. In enger Kooperation mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern übernahm sie die Luftraumverteidigung und stellte ihre Fähigkeiten für den nuklearen Teil der Bündnisstrategie bereit. Später kamen neue Aufgaben hinzu, etwa Lufttransport, Luftaufklärung und der Schutz vor Bedrohungen aus der Luft. Dabei wuchs die Luftwaffe technisch, strategisch und organisatorisch in eine neue Rolle als Hightech-Teilstreitkraft hinein. Heutzutage stellt sich die Luftwaffe auch immer mehr der Bedrohung im Weltall und durch unbemannte Systeme.
Die Marine hieß ursprünglich Bundesmarine und war vor allem in Nord- und Ostsee aktiv. Als Deutsche Marine übernahm sie nach der Wiedervereinigung neue Aufgaben auf vielen Meeren der Welt: internationale Missionen, maritime Sicherheit, Schutz globaler Seewege. Heute ist die Marine ein integraler Bestandteil multinationaler Einsatzverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der EUEuropäische Union und der UNUnited Nations. Sie dient der der Landes- und Bündnisverteidigung ebenso wie dem Internationalen Krisenmanagement.
Ob zu Lande, in der Luft oder auf See – die drei klassischen Teilstreitkräfte eint der Auftrag: Deutschland und seine Partner zu schützen. Hier finden Sie mehr über die Geschichte dieser Teilstreitkräfte:
Der Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) ist die jüngste Dimension in der Bundeswehr. Seit seiner Aufstellung 2017 ist der ehemalige Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum stetig gewachsen. 2024 wurde der Bedeutung des Cyberraums Rechnung getragen und CIRCyber- und Informationsraum rückte in den Kreis der Teilstreitkräfte auf. Als nunmehr vierte Teilstreitkraft bündelt CIRCyber- und Informationsraum Kräfte, die zuvor auf die ganze Bundeswehr verteilt waren: ITInformationstechnik-Spezialistinnen und -Spezialisten, Aufklärungseinheiten, Elektronische Kampfführung und Operateure im digitalen Raum.
In einer zunehmend vernetzten Welt hat sich gezeigt: Sicherheit für Deutschland muss umfassend gedacht werden. Sie endet nicht an geografischen Grenzen, sondern umfasst auch den Cyberraum und digitale Infrastrukturen.
Mit dem Ende des Kalten Krieges veränderte sich der Charakter militärischer Aufgaben grundlegend: anstelle der statischen Landesverteidigung traten Auslandseinsätze, internationale Kooperationen und weltweite Logistik in den Mittelpunkt. Die Bundeswehr reagierte darauf mit umfassenden Strukturreformen – und stellte beispielsweise die Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst auf.
Anfang 2025 wurden diese in den Unterstützungsbereich zusammengeführt. Ziel der Umstrukturierung ist eine effizientere, einsatznähere und krisenfestere Struktur, die Verantwortung klarer zuordnet und im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung schneller reagieren kann. Das bisherige Nebeneinander von Unterstützungskomponenten endet – zugunsten integrierter Führung und gesteigerter Einsatzbereitschaft.
Seit 2024 sind die Führung von Auslandseinsätzen sowie von Einsätzen innerhalb Deutschlands und in der Landes- und Bündnisverteidigung im Operativen Führungskommando der Bundeswehr vereint. Es ging aus dem Einsatzführungskommando für die Auslandseinsätze und dem Territorialen Führungskommando für Einsätze auf deutschem Boden hervor. Das Operative Führungskommando bietet „Führung aus einer Hand“ und steht somit für die konsequente Ausrichtung der Bundeswehr auf die Anforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung. Ihm unterstehen außerdem die 16 Landeskommandos der Bundeswehr.