Die „Erneuerung der Bundeswehr von Grund auf“ und das „Heer der Zukunft“ setzten fort, was sich in den Jahren zuvor schrittweise entwickelt hatte: von einer Bundeswehr, die innerhalb 48 Stunden an der Landesgrenze die Verteidigung gegen einen mechanisierten Gegner aufnehmen sollte, hin zu weltweiten Einsätzen im Rahmen des internationalen Konfliktmanagements. Der Wandel zu einer „Armee im Einsatz“ war strukturell abzubilden. Der offizielle Startschuss für die Reform des Heeres fiel am 21. Juli 2000 mit der Herausgabe der Weisung zur Ausplanung der Streitkräfte der Zukunft.
Die politischen Vorgaben des Verteidigungsministers forderten vom Heer das Beherrschen des folgenden Aufgabenspektrums:
- Bündnis- und Landesverteidigung,
- Krisen- und Konfliktmanagement,
- Spezialoperationen,
- Katastrophen- und Hilfseinsätze.
Den Kern der Reform bildete die strukturelle Ausrichtung des Heeres auf die wahrscheinlichsten Einsätze. Zur Unterstützung von Bündnispartnern außerhalb Deutschlands wurde vom Heer gefordert, sich mit Kräften in der Größenordnung einer verstärkten Mechanisierten Division zu beteiligen (Große Operation). Alternativ zu dieser Großen Operation soll das Heer im Rahmen der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung Kräfte bis zu einer Stärke von 10.000 Soldatinnen und Soldaten in zwei gleichzeitigen Einsätzen (Mittlere Operation) über einen langen Zeitraum bereitstellen können.
Zur nationalen Vorsorge für Rettungs- und Evakuierungsoperationen deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, zum Schutz eigener Truppen vor terroristischer Bedrohung sowie für Einsätze zum Zweck der humanitären Hilfe und Katastrophenhilfe waren darüber hinaus Kräfte in Stärke von etwa 1.000 Soldatinnen und Soldaten vorzuhalten (Kleine Operation).
Das Heer verliert 40 Prozent seines Personals
Die Neuausrichtung der Bundeswehr von Grund auf bedeutete für das Heer eine Konzentration auf die Kernaufgaben. Unterstützungsaufgaben wurden an die neuen Organisationsbereiche Streitkräftebasis (SKBStreitkräftebasis) und Zentraler Sanitätsdienst (ZSanDstBwZentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr) der Bundeswehr abgegeben. SKBStreitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst entlasten die Teilstreitkräfte von allen nicht einsatzbezogenen Aufgaben im Grundbetrieb sowie von nationalen territorialen Aufgaben. Sie erfüllen neben ihrem jeweiligen Einsatzauftrag die Funktion von Servicebereichen.
Die neue Aufgabenverteilung wirkte sich unmittelbar auf die Personalumfänge aus. Während im „Neuen Heer für neue Aufgaben“ noch etwa 225.000 Soldaten dienten, betrug der Umfang im „Heer der Zukunft“ nur noch 134.000 Soldatinnen und Soldaten. Das Heer verlor 40 Prozent seines Personals und hatte gleichzeitig den Umfang schnell verfügbarer Einsatzkräfte zu erhöhen.
Allerdings wurden mit der Übertragung von Aufgaben auch mehr als 50.000 Heeressoldatinnen -und soldaten an Streitkräftebasis und Sanitätsdienst abgegeben. In den „Streitkräften der Zukunft“ trugen 190.000 Soldatinnen und Soldaten, und damit auch der überwiegende Teil der Soldatinnen und Soldaten der SKBStreitkräftebasis, die Uniform des Heeres. Die 190.000 Heeresuniformträger verteilten sich wie folgt auf die Organisationsbereiche der Streitkräfte:
- Heer: 134.000 Soldatinnen und Soldaten
- Streitkräftebasis: 37.000 Soldatinnen und Soldaten
- Zentraler Sanitätsdienst: 19.000 Soldatinnen und Soldaten