Heer
Alltag der Infanterie

Vom Pfarrer zum Kurzzeitsoldaten

Vom Pfarrer zum Kurzzeitsoldaten

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
2 MIN

Militärpfarrer, Pastoralreferenten und Pfarrhelfer sind fester Bestandteil des Truppenalltags. Auf einem einwöchigen Lehrgang an der Infanterieschule in Hammelburg haben sie einen für sie eher ungewöhnlichen Blick in den Alltag der Infanterie erhalten.

Eine Menschengruppe in Uniform steht in einem Bundeswehrlager auf einer grünen Wiese.

Der Hörsaalleiter gibt den Geistlichen im Lager Felschental den Ablauf des Ausbildungstages bekannt

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Der Einweisungslehrgang Militärseelsorge, intern auch die „Grüne Woche“ genannt, zeigt den 27 Lehrgangsteilnehmenden die Grundzüge des Militärs und lässt sie den Dienst des Soldaten selbst erleben. Auch zwei hochrangige Militärgeistliche sind vor Ort: Militärgeneraldekan Matthias Heimer als Vertreter des evangelischen Kirchenamtes und Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann von der katholischen Militärseelsorge.

„Es ist wichtig, dass die angehenden Militärgeistlichen solche Erfahrungen machen, egal, ob es das Tragen einer Uniform oder das Leben in der Unterkunft ist“, erklärt der Militärgeneraldekan. Eine ganz besondere Erfahrung sei es, dass die Lehrgangsgruppe die ganze Woche im Lager Felschental verbringt. Die Einrichtung ist einem Feldlager im Auslandseinsatz nachempfunden.

Abwechslungsreich und eindrücklich

Drei Männer in grüner Uniform stehen nebeneinander vor einem Stein auf einer grünen Wiese in einem Bundeswehr-Lager.

Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann (l.), Brigadegeneral Michael Matz (M.) und Militärgeneraldekan Matthias Heimer gemeinsam im Lager Felschental während der Ausbildung

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Major Markus Wischnewski von der I. Inspektion der Infanterieschule und Hörsaalleiter des Trainings, beschreibt die Inhalte der Weiterbildung: „Die Trainingsteilnehmer sollen die Grundzüge des militärischen Alltags kennenlernen. Es ist klar, dass wir Militärgeistliche nicht an Waffen ausbilden, aber Fernmeldedienst, ABC-Ausbildung oder Gefahren, die beim Umgang mit Waffen und Munition entstehen können, sind wichtige Hintergründe, um zu verstehen, was die Soldaten in ihrem Alltag bewegt.“ Auch das Leben im Felde und das Zubereiten von Feldverpflegung sind Inhalte des Lehrgangs. Aber nicht nur freudige Themen begleiten die Trainingsteilnehmer auf dem Einweisungslehrgang. Die Militärgeistlichen befassen sich mit dem Umgang von Verwundung und Tod und dem Verhalten in Ausnahmesituationen. Die Inhalte werden sowohl in der Theorie vermittelt, als auch in der Praxis geübt. So planen und halten die Teilnehmenden beispielsweise einen Feldgottesdienst, bei dem es zu einem Beschuss kommt und plötzlich Verwundete versorgt werden müssen. „Es ist sehr abwechslungsreich, was hier vermittelt wird und es gibt uns einen guten Einblick, wie ein Infanterist tickt“, ergänzt der Militärseelsorger Martin Söffing aus Köln.

Soldaten nehmen Seelsorge gern an

Militärseelsorger Thorsten Rehberg antwortet auf die Frage, was der Unterschied zwischen der zivilen und der militärischen Tätigkeit als Seelsorger sei: „Der eklatante Unterschied ist die Häufigkeit und die Ernsthaftigkeit von Problemen. Ich habe hier bei der Bundeswehr im ersten Jahr mehr Seelsorge betrieben, als in den vier Jahren zuvor im Zivilen. Diejenigen, die das Gespräch suchen, kommen mit echten Problemen, die teilweise wirklich existenzbedrohend sind.“ Er lobt auch den Stand der Militärseelsorge innerhalb der Bundeswehr: „Die Militärseelsorge wird glücklicherweise gern in Anspruch genommen und wir bekommen einen wirklich großen Vertrauensvorschuss von den Soldatinnen und Soldaten. Das freut mich sehr.“

Brigadegeneral Michael Matz, General der Infanterie und Kommandeur der Infanterieschule, betont: „Ich bin froh, dass wir diese große Anzahl an Militärgeistlichen hier einweisen können. Das Novum ist, dass wir erstmals die Ausbildung im Lager Felschental durchführen. So können die Trainingsteilnehmer den soldatischen Dienst, wie auch den Einsatzalltag, noch eindrücklicher erleben.“ Zum Abschluss lobt der Militärgeneralvikar die Ausbildung: „Die Schule macht sich sehr viel Mühe. Dafür sind wir dankbar und immer wieder gern hier.“

von Thomas Heinl

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