Karriere: Elektrotechniker auf großer Fahrt
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- Wilhelmshaven
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Hendrik Dopitz ist Elektrotechnikbootsmann auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“. Seine Jobmotivation ist ein Klassiker.
Er war unzufrieden mit seinem Arbeitgeber. Kaum Aufstiegsperspektiven gepaart mit geringer Bezahlung. Deshalb entschied Hendrik Dopitz, sich als Soldat auf Zeit bei der Marine zu verpflichten. Lange schon war er, geprägt auch durch die Familie, begeistert von der Seefahrt. „Ich war fasziniert von der Möglichkeit, so die ganze Welt zu sehen“, erzählt Dopitz.
Im Oktober 2016 stieg der heutige Oberbootsmann bei den Seestreitkräften ein. Er brachte schon eine Berufsausbildung zum Mechatroniker mit, die er bei einem Autoteilezulieferer absolviert hatte: mit der Fachrichtung Kommunikation und Hochvolttechnik. Auch deshalb begann Dopitz seine Marinekarriere an der Marinetechnikschule in Parow bei Stralsund.
Er absolvierte die Grundausbildung und anschließend ein Praktikum auf der Fregatte „Augsburg“. Er besuchte die allgemeinen Bootsmannlehrgänge an der Marineunteroffizierschule in Plön, einen Grundlagenlehrgang Schifftechnik und einen Fachlehrgang Elektrotechnik wieder in Parow. Genau wie bei allen anderen Bootsleuten gehörte noch ein Englischlehrgang dazu.
Fertig war Dopitz mit seinen Ausbildungsschritten noch nicht, bevor er endlich richtig an Bord kam. Er erweiterte sein Wissen noch durch den Lehrgang Leiter am Einsatzort, den er für die Brandbekämpfung an Bord benötigt, und den Lehrgang für Einsatzersthelfer Bravo, um die Sanitäter an Bord unterstützen zu können. All das scheint dem 25-Jährigen nicht zu reichen: „Ich plane, bald auch noch den Schwimmtaucherlehrgang zu belegen und einen Stapler- und Kranführerschein zu erwerben“, sagt er.
Nach dem Abschluss aller Lehrgänge wurde Hendrik Dopitz im Juli 2019 endlich auf seinen Dienstposten an Bord in der Flotte versetzt – auf eines der drei größte Schiffe der Marine, den Einsatzgruppeversorger „Frankfurt am Main“. Die Chance, ganz viel von der ganzen Welt zu sehen.
Sein Alltag an Bord ist im Grunde nie langweilig. Im Hafen beginnt er seinen Arbeitstag mit einem ersten Blick in den Schiffstechnischen Leitstand, das schlagende Herz eines jeden Schiffes. Anschließend verschafft er sich im Gespräch mit seinen Bootsmannskameraden einen Überblick, was an diesem Tag ansteht. Bei der anschließenden Musterung aller Schiffstechniker überprüft er als sogenannter Hauptabschnittsbootsmann zuerst die Vollzähligkeit der Soldatinnen und Soldaten und verteilte dann erste Arbeitsaufträge.
Im Anschluss an diese Hauptabschnittsmusterung vergibt er weitere Aufträge nur in seinem Teilabschnitt Elektrotechnik. Er beaufsichtigt seine unterstellten Soldaten beim Durchführen der Arbeit, bildet sie weiter aus und legt dabei auch immer wieder selbst Hand an. Er muss aber auch anstehende Verwaltungsaufgaben erledigen – wie zum Beispiel Ersatzteile zu bestellen, die Urlaubskartei für Mannschaften und Unteroffiziere zu führen oder sie für Lehrgänge anzumelden.
Als Portepeeunteroffizier der Schiffstechnik übernimmt er je nach Wachmodell auch regelmäßig die Aufgaben, Wachhabender Schiffstechnik oder Leiter Betriebstechnische Wache zu sein. Das bedeutet: nach regulärem Dienstschluss auch schon mal die Verantwortung für das gesamte Schiff und die verbleibenden Wachsoldaten zu haben.
Auf See leitet er eine Seewache der Schifftechnik. In der Regel drei Seewachen überwachen dann 24 Stunden am Tag den Betrieb aller ihrer Anlagen an Bord. Dopitz ist dann im Leitstand auch der erste verfügbare Berater für den Wachhaben Offizier auf der Brücke, der das Schiff fährt. „Für mich heißt das, nicht nur meine Elektrotechnik zu kennen“, erklärt er, „sondern auch über die anderen Bereiche der Schifftechnik, also Antriebs- und Schiffsbetriebstechnik, einen genauen Überblick zu haben.“ Die Ausbildung hierzu hatte aber nicht mehr in Lehrgängen an Land, sondern direkt an Bord bekommen.
Auch bei Gefechtsalarm ist Dopitz‘ Station der Leitstand. Von hier führt er die ihm unterstellte Leute mit Telefon und Sprechanalgen auf ihren jeweiligen Gefechtsstationen. Er ist dafür verantwortlich, immer eine ausreichende Stromversorgung für alle Systeme an Bord zu gewährleisten. Gibt es einen Schaden im Gefecht, schaltet er die betroffenen Bereiche spannungsfrei, damit die Kameraden vor Ort nicht gefährdet sind.
Alles in allem schätzt er seinen Job für Sicherheit, gute Bezahlung und – nicht zuletzt – die Möglichkeit, die Welt zu sehen. „Und ich will auch die Tatsache, dass kein Tag wie der andere ist, nicht mehr missen“, schließt Dopitz.
Auch wenn er durch die Zeit an Bord längere Abwesenheiten von zuhause in Kauf nehmen muss, gelingt ihm, seine Tätigkeit mit seinem Privatleben zu vereinbaren. „Das weiß ich zu schätzen“, sagt er. „Ich habe Kommunikationsmöglichkeiten wie kostenlose Satellitentelefonie und schreibe viele E-Mails.“ Bei einem langen Auslandseinsatz kann er wie alle Marinesoldaten in einem vorher geplanten Pausenzeitraum nach Hause fliegen – oder sogar seine Partnerin kostenlos zu sich in den Pausenhafen holen.
„Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass mir die Schiffsführung bei einem eventuellen familiären Notfall schnell und unbürokratisch hilft, um rasch nach Hause kommen zu können“, erzählt Dopitz. „Da merkt man den engen Zusammenhalt einer Bordgemeinschaft auf einem Marineschiff.“