Die Abstände zwischen den Maschinen betragen im Keil wenig mehr als eine Handspanne. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten bleibt da kaum Reaktionszeit. „Fällt einer, fallen alle“, sagt Hauptfeldwebel Fröbisch lakonisch. Aber das kommt kaum vor. „Wir üben sehr viel.“ Kommunikation über Funk und Handzeichen halten den Keil im Einsatz beisammen. „Auf die Bedienung der Maschine entfällt im Einsatz ein Prozent der Aufmerksamkeit des Fahrers. Der Rest sind Verkehr und Umgebung.“ Jederzeit hellwach und aufmerksam, lautet Fröbischs Maxime. Denn: „Routine ist tödlich.“ Und das Fahren in enger Formation nicht jedermanns Sache. Viel Gefühl für die Maschine, gute Nerven und geistige Beweglichkeit brauche ein Fahrer für den Job. Wer das mitbringt, kann bei den Eskortefahrern auch als Mannschaftssoldat schnell Verantwortung tragen. „Ich bin heute als Seitenfahrer vorn dabei“, sagt Bosse. „Dann fahre ich der Kolonne etwa 50 Meter voraus, muss zig Alternativrouten im Kopf haben und im Zweifel schnell Entscheidungen treffen. Das ist anspruchsvoll und macht Spaß.“
Als Florence Parly aus dem Flughafengebäude tritt, meldet Leutnant Bernier seine Eskorte. Dann setzt sich die Kolonne aus sieben Fahrzeugen in Bewegung. Der Berliner Stadtverkehr ist zäh und der Begriff des Kolonnenvorrechts scheinbar nur wenigen Verkehrsteilnehmern geläufig. Wütende Blicke, Kopfschütteln oder stumpf auf die Fahrbahn tretende Fußgänger sind keine Seltenheit. Radfahrer versuchen, an den Fahrzeugen mit zuschwimmen. „Wat’n los? Ick hab grün hier“, schimpft ein älterer Berliner, als die Kolonne als geschlossener Verband die nun rote Ampel durchfährt. Also warnt Bernier geduldig immer wieder den Verkehr ringsum. „Achtung, Kolonne. Achtung, Kolonne. Fußgänger und Autofahrer lassen die Kolonne bitte passieren.“ Gehört alles zum Service, der Leutnant lächelt. „Hauptsache, alle kommen sicher an und wir landen auf dem Punkt“. Also um genau 1800 am Ministerium. Und das klappt auf die Minute.
Knapp zwei Stunden später rollt die Fahrzeugkolonne der Ministerin eingehüllt in zuckendes Blaulicht deutlich schneller zum Flughafen. „Anton 1948, Emil 2010“, sagt Bernier bei der Ankunft in Tegel ins Funkgerät. Anton und Emil stehen dabei für Anfang und Ende. Zu Ende ist der Einsatz für die Eskorte übrigens erst, als das Flugzeug der Ministerin abhebt. „Dann ist unser Auftrag erfüllt“, sagt Bernier. Ein langer Tag.
von
Markus Tiedke