Die Soldatinnen und Soldaten schießen dabei mit ihren Handwaffen auf eine Leinwand aus Kautschuk. Wärmebildkameras erfassen die Wärmesignatur der Geschosse und zeichnen alle Treffer in Echtzeit auf. Hinter der Kautschukwand zerschellt die Munition an einer Geschossfangwand aus Stahllamellen.
„Kautschuk hat den Vorteil, dass sich die Leinwand nach dem Durchschuss verschließt. Papier würde einfach zerreißen“, so Projektleiter Thomas S.* aus dem Referat Virtuelle Simulation im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. So könnten Doppeltreffer auf dieselbe Stelle ebenso erfasst werden wie Schussfrequenzen auf die gesamte Leinwand von bis zu 20 Schuss pro Sekunde.
Die Zieldarstellung erfolgt über zwei 4K-Projektoren. Dabei sind sowohl statische Ziele wie Schützenscheiben als auch bewegliche und animierte Ziele bis hin zu Szenarien mit Feindkräften und ziviler Bevölkerung darstellbar. Auch Videos können in das System eingespielt werden. Übersteigt dabei die Zielentfernung die reale Länge der Schießbahn, wird das virtuelle Ziel maßstabsgerecht verkleinert und die Ballistik berechnet.
„Durch die virtuelle Zieldarstellung unterscheiden sich die Sichtlinie des Schützen und die Flugbahn des Projektils“, erklärt Stefan V.*, Dezernent für Verteilte Simulation und Vernetzungstechnologien an der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTDWehrtechnische Dienststelle) 91, der für die Erprobung der Simulationssoftware verantwortlich war.
„Denn in der Realität bleibt die Entfernung zwischen Schütze und Leinwand natürlich gleich, auch wenn der Soldat virtuell ein 200 Meter weit entferntes Ziel bekämpft. Dadurch entspricht der tatsächliche Aufschlagpunkt auf der Leinwand nicht dem virtuellen Zielpunkt.“ Die Software der interaktiven Zieldarstellungsanlage berechnet daher ausgehend von der Position des Schützen und des Trefferpunktes auf der Leinwand, ob das Ziel auf 200 Meter Entfernung getroffen worden wäre.
Die Trefferauswertung funktioniert automatisch in Echtzeit. Die für die Trefferanalyse benötigten Daten aller gängigen Handfeuerwaffen der Bundeswehr sind beziehungsweise werden im System hinterlegt. Und das System ist zukunftsfähig. Projektleiter S. sagt: „Neue Waffen können problemlos integriert werden, auch das neue Sturmgewehr der Bundeswehr, wenn es beschafft ist.“