Den Weltraum im Blick
LGAN- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Den Weltraum verteidigen – nur wie? Beim siebten „Hamburger Impuls“ tauschten sich Teilnehmende des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang für den Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) 2022 mit der deutschen Rüstungsindustrie und Forschung aus. Denn die „Militarisierung des Weltraums“ ist das zentrale Thema ihrer Studienphase.
Welche aktuellen Rüstungsprojekte gibt es und was ist zukünftig geplant? Was versteht die Wirtschaft unter dem Begriff „Weltraumfähigkeit“? Und welche strategische Rolle nimmt die deutsche Rüstungsindustrie am „Weltraum-Markt“ ein? Diese und weiteren Fragen wurden im Manfred-Wörner-Zentrum der Führungsakademie der Bundeswehr diskutiert. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Initiativkreis Zukunft (IKZ) und der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V.eingetragener Verein (DWTDeutsche Gesellschaft für Wehrtechnik e.V.) sowie der höchsten militärischen Ausbildungsstätte der Bundeswehr in Deutschland.
Welche Erkenntnisse Lehrgangsteilnehmende für ihre Studienphase mitnehmen konnten, darüber berichten sie hier:
Welche Herausforderungen hält die Dimension Weltraum für unsere Streitkräfte bereit? – Mit dieser Frage setzt sich die Arbeitsgruppe auseinander, die ich leite. Im Schwerpunkt geht es hierbei zum einen um den Aspekt der Weltraumsicherheit und zum anderen um die zahlreichen und allgegenwärtigen Abhängigkeiten, die zwischen den Dimensionen Land, Luft, See, Cyberraum und dem Weltraum bestehen.
Ich bin sehr froh über das Thema der Studienphase, da mir der Weltraum eine Herzensangelegenheit ist. Nicht nur weil ich bekennender Science-Fiction-Fan bin, sondern vielmehr, weil die Bedeutung der friedlichen und uneingeschränkten Nutzung des Weltraums und der bereitgestellten Dienste vielen weiterhin unbekannt ist. Hier sehe ich eine große Chance, die Relevanz des Themas an prominenter Stelle ins Bewusstsein zu rücken. Denn Fakt ist auch, der Weltraum ist militärischer Operationsraum und gewinnt täglich an Bedeutung für die Operationsführung der Streitkräfte und die gesamtstaatliche Sicherheit.
Der „Hamburger Impuls“ hat mir die Perspektive der Industrie nähergebracht, dessen Input wir gut als Diskussionsgrundlage in der weiteren Arbeit nutzen können. Mir ist auch heute wieder klar geworden, welche besondere Relevanz der Weltraum als Wertschöpfungs- und damit auch als Operationsraum genießt.
Mit meinem Team bearbeite ich das Thema „Resilienz“. Wir gehen dabei näher auf die Schwerpunkte Technik, Organisation und den Faktor Mensch ein. Im Kern geht es darum, zu vermeiden, dass Weltraumservices wie etwa Telekommunikation oder Wetterradare ausfallen. Darüber hinaus werden wir uns damit beschäftigen, was wir vorbereitend tun können, um bestimmte Ausfälle zu kompensieren und einen Blackout gänzlich zu verhindern.
Ich glaube, dass ganz viele Leute noch nicht erfasst haben, wieviel wir in unserem täglichen Leben auf Weltraumservices angewiesen sind und wie leicht diese ausfallen könnten. Hier sind beispielsweise zu nennen: ein Ausfall aufgrund natürlicher Ereignisse (Space Weather), eine Kollision im Weltraum (Space Debris) oder sogar Angriffe auf Satelliten (ASAT). Als Diplomingenieur interessiert mich, wie diese Technik verbessert werden kann, damit sie zuverlässiger wird.
Aus dem „Hamburger Impuls“ habe ich folgende Themen für mich als Arbeitsgruppenleiter herausgezogen, die ich näher betrachten möchte:
In unserer Arbeitsgruppe geht es um den strategischen, politischen und rechtlichen Rahmen der Dimension Weltraum. Die Ergebnisse meiner Gruppe spannen somit den Rahmen für alle weiteren Aktivitäten in diesem Bereich. Es ist eine spannende Thematik, weil diese als gesamtstaatliche Aufgabe gesehen werden muss.
Der Weltraum ist natürlich für die Streitkräfte keine neue Dimension, aber insbesondere die aktuellen Konflikte zeigen, dass wir gesamtstaatlich die Risiken und Herausforderungen für unsere Gesellschaft noch nicht abschließend umreißen können. Wir als Streitkräfte sollten uns daher intensiv mit dem Schutz und damit der Verteidigung in der Dimension Weltraum auseinandersetzen. Eine persönliche Betroffenheit besteht somit für mich als Staatsbürger in Uniform genau wie für alle anderen Bürger. Die Faszination für den Weltraum trage ich in mir, seitdem ich ein kleiner Junge bin. Natürlich ist mit bewusst, dass ich durch die Studienphase nicht zum Astronauten ausgebildet werde, aber man kommt dem Kindheitstraum sicherlich ein Stück näher und kann seinen Beitrag leisten.
Im „Hamburger Impuls“ wurde die strategische Ausrichtung der Raumfahrt in Deutschland beleuchtet. Die Sichtweise der Industrie und die Möglichkeiten und Herausforderungen von Kooperationen mit der Bundeswehr waren gänzlich neu für mich. Gleiches gilt für die strategischen Abhängigkeiten, die bereits jetzt in der Industrie bestehen. Das werden wir in der weiteren Projektarbeit berücksichtigen.