Heer
Verfolgung von Coronafällen

Amtshilfe der besonderen Art

Amtshilfe der besonderen Art

Datum:
Ort:
Hessen
Lesedauer:
2 MIN

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Die Soldaten und Soldatinnen der Division Schnelle Kräfte aus Stadtallendorf und der 1. Staffel des Transporthubschrauberregiments 30 aus Niederstetten leisten seit Oktober 2020 Amtshilfe im Zuge der Corona-Pandemie auf eine ganz andere Art: Sie bilden das Personal des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf aus.

Fünf Soldaten der Bundeswehr stehen mit hinter den Rücken verschränkten Armen in einem Büroraum frontal zur Kamera.

Hauptfeldwebel Otto Böhm-Schweizer (l.) und sein Team unterrichten das Personal des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Der Schwerpunkt ist die Verfolgung von Corona-Infektionsketten mithilfe der Software SORMAS ÖGD.

Bundeswehr/Guido Ritter

Die Soldaten beider Standorte unterrichten insgesamt 120 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Hauptfeldwebel Otto Böhm-Schweizer und sein Team der 1. Staffel des Transporthubschrauberregiments 30 erläutern den Lehrgangsteilnehmenden das Kontaktverfolgungsprogramm SORMAS ÖGD, das schrittweise bundesweit eingeführt wird, auch um zentral die Statistiken abrufen zu können. Die griechisch klingende Abkürzung steht für Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System Öffentlicher Gesundheitsdienst. Diese Software dient der Infektionsüberwachung und dem Ausbruchsmanagement. In seinen Vorträgen erklärt Böhm-Schweizer, wie ein Infektionsfall aufgenommen, erstellt, bearbeitet und weitergeleitet wird. Die Mitarbeiter lernen die Arbeitsabläufe von der Erfassung der Erkrankung bis hin zur Fallverteilung und wie sie eine Statistik dokumentieren und führen können. Danach dürfen sie sich im Übungsprogramm von SORMAS ÖGD an fiktiven Fällen ausprobieren, bis es an die echten Fälle geht.

Software für 37 Krankheiten anwendbar

Eine Zivilistin sitzt mit Mund-Nasenschutz vor einem Bildschirm und einem Laptop. Links und rechts von ihr sind Glasscheiben.

Eine Mitarbeiterin wird im Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf von Soldaten unterrichtet

Bundeswehr/Guido Ritter

SORMAS ÖGD wurde 2015 vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), dem Robert-Koch-Institut und weiteren Partnern veröffentlicht. Es ist für 37 Krankheiten anwendbar und ermöglicht unter anderem ein georeferenziertes Lagebild, die Darstellung von Infektionsketten sowie ein aufgabenbasiertes Arbeitsprinzip. Der gesamte Arbeitsablauf vom Erhalt eines Befundes gegen 8 Uhr morgens bis hin zur Erteilung der häuslichen Isolation oder Quarantäne gegen 13 Uhr läuft laut Aussage Böhm-Schweizer reibungslos. Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes ist überzeugt vom Programm und der Ausbildung durch die Soldaten. Sie sagt: „Ich finde das Programm sehr interessant und auch die Schulung hier ist klasse. Jetzt hängt es natürlich noch davon ab, wie schnell wir uns reinfinden in den Arbeitsablauf und wie das alles in der Praxis aussieht. Der Rest ist Übungssache.“

Weiterentwicklung durch zwei Soldaten

Die ITInformationstechnik-Firma Matrix Technology AGAktiengesellschaft unterstützt die Bundeswehr bei der Ausbildung des Gesundheitsamtes mit der Netzwerkinfrastruktur. Einen Haken hat der Arbeitsablauf mit dem Programm SORMAS ÖGD allerdings noch: die zeitaufwendige, händische Eingabe von Daten. Pro Infektionsfall dauert die Eingabe der Daten in die SORMAS ÖGD Datenbank ungefähr fünf Minuten. Bei vielen Fällen kann das schon sehr lange dauern, bis alle Erkrankten erfasst werden. Die Fachinformatiker Feldwebel Sebastian Wulf und Stabsunteroffizier Marcel Kuhl vom Transporthubschrauberregiment 30 haben eine Idee zur Lösung dieses Problems. Gemeinsam programmierten sie ein sogenanntes Add-On, ein Hilfswerkzeug zur schnelleren Übertragung von Daten. Die in Excel-Tabellen erfassten Fälle können mithilfe dieses Add-On einfach in SORMAS ÖGD importiert werden. Dieses Hilfswerkzeug wird jetzt durch die Fachstellen der Bundeswehr geprüft und kann nach der Freigabe deutschlandweit in den Gesundheitsämtern genutzt werden. „Schön, dass wir etwas zum Erleichtern der Arbeitsabläufe beigesteuert haben“, sagt Kuhl.

von Justine Fischer

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