Heer
Ein Stab für NATONorth Atlantic Treaty Organization und EUEuropäische Union

Das Eurocorps wird 30 Jahre

Das Eurocorps wird 30 Jahre

Datum:
Ort:
Straßburg
Lesedauer:
4 MIN

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Das Eurocorps wurde 1992 durch Deutschland und Frankreich initiiert. Es sollte ein erster Schritt in Richtung einer gemeinsamen europäischen Verteidigung sein. 30 Jahre später hat das Eurocorps elf Nationen als Mitglieder, von denen sechs sich gemeinsam die Führung teilen. Inzwischen gehört es zu den einsatzerfahrensten Korpsstäben Europas, nicht nur für die NATONorth Atlantic Treaty Organization, sondern auch für die Europäische Union.

Sieben Generale stehen nebeneinander vor einer Flaggenabordnung.

Die Generalstabschefs der sechs Rahmennationen während des offiziellen Appells. Generalleutnant Andreas Marlow (M.), Kommandeur der deutschen Anteile im Multinationalen Korps/Militärische Grundorganisation vertritt Deutschland.

Bundeswehr/Bastian Koob

Straßburg, September 2022. 10 Uhr. Pünktlich zum Beginn der feierlichen Parade anlässlich des 30. Geburtstages des Eurocorps beginnt es in Strömen zu regnen. Ein Platzregen wie aus dem Bilderbuch. Dennoch rühren sich die rund 600 angetretenen Soldatinnen und Soldaten nicht, als mit schmetternden Klängen eine belgische Militärkapelle zusammen mit der Fahnenabordnung und dem Ehrenzug einmarschieren. Immerhin ist ein ganz besonderer Tag: der 30. Geburtstag des Eurocorps

1992 unterzeichneten die beiden Initiatoren des Projekts, der französische Staatspräsident François Mitterand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl, ein entsprechendes Abkommen in La Rochelle. Ein Abkommen, das nicht nur die 30 Jahre überdauert hat, sondern noch um vier weitere Rahmennationen, fünf assoziierte Nationen und das SACEURSupreme Allied Commander Europe Agreement, also um ein unmittelbares Abkommen mit der NATONorth Atlantic Treaty Organization, ergänzt wurde. Zudem wurde das Abkommen mit dem Vertrag von Strasbourg 2009 endgültig völkerrechtlich verankert.

Hohes Maß an Autonomie erreicht

Eine Frau und zwei Männer gehen im Gleichschritt, eingerahmt von Soldaten eine Formation ab.

Die Verteidigungsminister Belgiens (r.) und Luxembourgs (M.) und dem stellvertretenden Verteidigungsminister Polens (l.) nehmen zusammen mit dem Kommandierenden General des Eurocorps, Generalleutnant Peter Devogelaere, die Ehrenformation ab.

Bundeswehr/Bastian Koob

Zu Beginn des Appells meldet der Kommandierende General des Eurocorps, Generalleutnant Peter Devogelaere, zunächst den sieben anwesenden Generalstabschefs, unter anderem aus Frankreich und Spanien, und dann den Verteidigungsministern Belgiens und Luxembourgs sowie dem stellvertretenden Verteidigungsminister Polens. Mit diesen drei Politikern nimmt Devogelaere dann auch die Paradeformation ab. Einen kurzen Halt gibt es an den Truppenfahnen der Rahmennationen, denen die Verantwortlichen salutieren.

In seiner Rede unterstreicht der polnische stellvertretende Verteidigungsminister, Marcin Ociepa, nicht nur die Bedeutung des Eurocorps in den letzten 30 Jahren, sondern wiederholt auch den Beweggrund, warum Polen im Januar 2022 als Rahmennation dem Eurocorps beigetreten ist: „Wir [Polen] haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil wir fest davon überzeugt sind, dass Zusammenarbeit und Engagement der Schlüssel zur europäischen Sicherheit sind. Gemeinsam können wir effektiver Fähigkeiten zur Verteidigung und Abschreckung potenzieller Angreifer entwickeln. Genau das sind die Möglichkeiten, die das Eurocorps bietet.“

Devogelaere dagegen beleuchtet die Ausgangslage am Ende des Kalten Krieges und die Entwicklung, die das Eurocorps seit 1992 genommen hat: „Im Laufe des 30-jährigen Bestehens des Eurocorps haben wir uns von einem fast vollwertigen stehenden Armeekorps mit eigenen Truppen und Unterstützern weiterentwickelt zu unserem jetzigen Einsatzkonzept, in dem das Eurocorps ein operatives Hauptquartier auf Korpsebene mit einem hohen Maß an Autonomie und einer einzigartigen Doppelfunktion (EUEuropäische Union und NATONorth Atlantic Treaty Organization) ist. Dualität ist ein Teil unserer DNA, was sich im Motto des Korps widerspiegelt: ‚A Force for the EUEuropäische Union and NATONorth Atlantic Treaty Organization ‘.“

Alle bringen sich mit Material und Technik ein

Mehrere Soldaten und Zivilisten aus verschiedenen Ländern sitzen unter einem Zelt nebeneinander.

Neben den Verteidigungsministern aus Belgien, Luxembourg und Polen waren die Generalstabschefs von weiteren sieben Mitgliedsstaaten des Eurocorps vertreten

Bundeswehr/Bastian Koob

Um den anwesenden Gästen die Fähigkeiten des Eurocorps greifbar zu machen, folgt ein Rundgang. Erste Station ist eine statische Waffenschau, bei der die Soldatinnen und Soldaten des Eurocorps den Gästen stolz ihre Fahrzeuge sowie die Materialausstattungen zeigen. Anders als in vielen nationalen Verbänden verfügt das Eurocorps nämlich über einen Großteil des Materials, das für die Verlegung, den Bau und den Betrieb eines Korpsgefechtsstandes, also eines Führungselements, notwendig ist. Und dieser wiederum ist befähigt, bis zu 60.000 Soldaten im Gefecht zu führen. Seine Zusammensetzung ist multinational. Alle Rahmennationen tragen zu den Fahrzeugen und dem Material bei. Auf diese Weise wird bereits jetzt sichergestellt, dass alles Material kompatibel ist. Den Soldaten ist nicht nur der Stolz auf ihr Material anzumerken, sondern auch die Kameradschaft, die im täglichen Miteinander gewachsen ist. Freundschaftliche Frotzeleien über das beste, jüngste oder effizienteste Fahrzeug gehören auch dazu.

Vorbereitet für den Einsatz

Zivilisten und Soldaten stehen in einem großen Gefechtszelt beieinander und unterhalten sich.

Die Minister und Generalstabschefs nutzen die Gelegenheit, sich mit dem Personal des Gefechtsstands über die Vorbereitungen auf die Zertifizierung als Joint Task Force Headquarters und den gerade beendeten EUEuropäische Union-Einsatz auszutauschen

Bundeswehr/Bastian Koob

Danach geht es zum Herzstück des Ganzen: den Gefechtsstand. Dort wird den Gästen die Arbeitsweise des Eurocorps in einem Einsatz vorgeführt. Da der Verband sich gerade auf seine Zertifizierung als Joint Task Force Headquarters (JTF HQHeadquarters) für die NATONorth Atlantic Treaty Organization vorbereitet, wird exakt dieses Übungsszenario als Grundlage genommen.

Den anwesenden Ministern und Generalstabschefs werden ausgewählte Bereiche wie Feindlage, Lage der eigenen Truppe, die Logistik sowie das Informationsumfeld vorgeführt. 15 Minuten, in denen die Informationen hoch komprimiert an der elektronischen Lagekarte durch die entsprechenden Spezialisten vorgetragen werden. Danach können die Besucher sich direkt mit dem Personal des Gefechtsstandes austauschen, was auch rege genutzt wird. In den Gesprächen steht nicht nur die erlebte Vorführung im Mittelpunkt, sondern auch die gemachten Erfahrungen in den Einsätzen und Stand-by-Phasen. Die letzten Soldaten sind schließlich gerade erst im Juli aus ihrem Einsatz für die Europäische Union gekommen. Auch hier zeigt sich die Dualität: bis Juli 2022 im EUEuropäische Union-Einsatz in Afrika, im Oktober Vorbereitungsübung für die NATONorth Atlantic Treaty Organization.

Das Event neigt sich dem Ende zu. Die Gäste machen sich auf den Heimweg. Vor 30 Jahren entschieden sich zwei große Staatsmänner zu einem wichtigen Schritt für die Sicherheit Europas. Ein Schritt, der nichts an seiner Bedeutung verloren hat, wie die Ereignisse in der Ukraine, aber auch in Afrika und im Mittleren Osten zeigen. Denn: Die Grundlage für Frieden und Freiheit ist und bleibt Sicherheit – nicht nur in Europa.

von Torsten Stephan

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