Heer
Corona-Pandemie

Isolieren vorm Agieren: Gebirgsjäger vor Mali-Einsatz

Isolieren vorm Agieren: Gebirgsjäger vor Mali-Einsatz

Datum:
Ort:
Sachsen-Anhalt
Lesedauer:
3 MIN

Die Anstrengungen des Mali-Einsatzes fangen schon in Deutschland an. Denn der für zwei Wochen geplante Aufenthalt des Gebirgsjägerbataillons 231 auf dem Übungsplatz verlängert sich auf vier Wochen. Grund: die Vorsichtmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie.

Drei Soldaten hocken bewaffnet hinter einem Transportpanzer, ein Soldat steht mit dem Rücken zu ihnen.

In Übungssituationen, wie hier bei der Sicherung, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, tragen die Soldaten Mund-Nasenschutz

Bundeswehr/Kevin Greenhalgh

Eigentlich wollten die Soldatinnen und Soldaten aus Bad Reichenhall nur den finalen Übungsdurchgang im Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÜZ) in der Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt starten. Jetzt müssen sie zuvor eine zweiwöchige Absonderungsphase durchlaufen – ohne Isolieren kein Agieren.

Im September stellt das Bataillon den Leitverband des 15. Deutschen Einsatzkontingents des MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Einsatzes der Vereinten Nationen für sechs Monate. Seit Beginn des Jahres bereiten sich die Reichenhaller Jager darauf vor, den abschließenden Übungsdurchgang am GÜZ zu absolvieren. Die 4. Kompanie übt im Verbund mit weiteren Kräften des zukünftigen Kontingents. Dazu zählen die 3. Kompanie vom Gebirgsaufklärungsbataillon 230 sowie die 3. Kompanie des Gebirgsversorgungsbataillons 8 aus Füssen, ein Kampfmittelabwehrzug vom Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt und Sanitätskräfte aus verschiedenen Einheiten.

Auflockerung und Entzerrung

Auf der Tür zum Eingang des Sanitärhauses weist ein Schild auf die Einhaltung des Mindestabstandes hin.

Hinweise und Maßnahmen zur Vermeidung einer Ansteckung mit Corona sind auf dem Übungsplatz überall sichtbar und spürbar

Bundeswehr/Kevin Greenhalgh

Eine Verbreitung des Virus innerhalb der übenden Truppe hätte erhebliche Auswirkungen auf das Übungsvorhaben und würde im schlimmsten Fall sogar zum Abbruch der Übung führen. Um gemeinsam die uneingeschränkte Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, nehmen die Soldaten die zusätzlichen Entbehrungen auf sich.

Bei fast allen Tätigkeiten und Situationen auf dem Übungsplatz findet das Prinzip der Auflockerung und Entzerrung Anwendung. Das vorübergehende Zuhause für die Soldaten ist in den vier Wochen eine Zeltstadt. In den Zelten übernachten aus Hygienegründen maximal sechs Soldaten. Ein Zug, also etwa 30 Soldaten, bilden jeweils eine Kohorte. Um mögliche Infektionsketten kurz zu halten, bleiben die Kohorten durchgehend voneinander getrennt.

Vorsicht bestimmt den Tagesablauf

Die Kohorteneinteilung bestimmt den gesamten Tagesablauf. Jede Kohorte hat ihre Verpflegungszeit und die Sitzplätze im Verpflegungszelt sind vorgegeben, damit es keine Durchmischung gibt. Pünktlich zur befohlenen Zeit tritt die jeweilige Kohorte vor dem Verpflegungszelt an. Bedeckt mit Mund-Nasenschutz waschen sie sich vor dem Betreten des Zeltes nacheinander die Hände an den extra dafür bereitgestellten mobilen Waschbecken. Anschließend folgen sie nach dem Einbahnstraßenprinzip den Markierungen auf dem Boden zur Essensausgabe und halten dabei stets Abstand zueinander.

Auch bei der persönlichen Körperhygiene werden die Kohorten getrennt. Neben dem zentralen Sanitärgebäude wurden in den verschiedenen Bereichen mobile Duschcontainer sowie Toiletten und Waschbecken aufgestellt. Sie werden nur von den eingeteilten Kohorten benutzt. An diesen Anlagen, in den Unterkunftszelten und in allen Arbeitsbereichen sind Desinfektionsmittel vorhanden.

Kommandeure sind zufrieden

Mehrere Soldaten laufen bewaffnet vor einem Transportpanzer her. Links stehen grüne Zelte.

Bevor die gemeinsame Ausbildung mit allen teilnehmenden Einheiten starten kann, üben die Einheiten bereits in ihrer Kohorte

Bundeswehr/Kevin Greenhalgh

In der Absonderungsphase wird natürlich ausgebildet, aber nur innerhalb der Kohorten. Die Stationen sind so gewählt, dass auch während der Ausbildung der Infektionsschutz gewährleistet ist. Der Kontakt zu anderen Einheiten ist minimiert. Wo immer es möglich ist, wird Abstand zueinander gehalten. In anderen Situationen, wie beim Fahren im Transportpanzer, tragen die Soldaten Mund-Nasenschutz.

Oberst Maik Keller, Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, besuchte die übende Truppe und begutachtete deren Können bei verschiedenen Ausbildungsabschnitten. Die Soldaten „sind hoch motiviert“ und mit ihren Leistungen sei er „durchweg zufrieden“. Gleichermaßen zufrieden zeigte sich Oberstleutnant Dennis Jahn, Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231: „Was ich hier gesehen habe, hat mich wirklich überzeugt. In Bezug auf Zusammenarbeit, Kommunikation und Einsatztauglichkeit haben wir einen großen Sprung nach vorn gemacht. Ich bin froh, dass wir die Absonderungsphase nutzen können, um den Einsatzkräften den letzten Schliff zu verpassen.“ Er hatte seine Soldaten eine Woche lang bei der Ausbildung begleitet, bevor er die Führung schweren Herzens an den Kontingentführer im Einsatz, Oberst Peter Eichelsdörfer, übergab.

Zusammenspiel der Verbände

Zwei Gefechtsfahrzeuge fahren auf einem Sandweg, Staub und Sand wirbelt auf.

Gefechtsfahrzeuge vom Typ Eagle IV wirbeln in der trockenen Letzlinger Heide mächtig Sand auf – ein Vorgeschmack auf die schwierigen Bedingungen in Mali

Bundeswehr/Kevin Greenhalgh

Um jegliche Infektionsgefahr tatsächlich auszuschließen, werden alle Teilnehmer nach Ablauf der Inkubationszeit auf das Virus getestet. Nach Ablauf der Absonderungsphase und Vorliegen des Testergebnisses können schließlich alle Einheiten in die gemeinsame Ausbildung übergehen. Der Gefechtsverband trainiert das Zusammenspiel mit allen Einsatzkräften. Dafür wird der Verband bei der Übung auf vielfältige Gefahrensituationen in Mali vorbereitet.

von Kevin Greenhalgh

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