Heer
Praxistest

Mit dem Schreitbagger am Klettersteig

Mit dem Schreitbagger am Klettersteig

Datum:
Ort:
Ingolstadt
Lesedauer:
3 MIN

Für den Einsatz im schwierigen Gelände benötigen die Gebirgspioniere eine besondere Ausrüstung. Anfang Dezember erhielten die Soldaten des Gebirgspionierbataillons 8 aus Ingolstadt dafür einen neuen Bagger. Jetzt hat sich das spinnenartige Fahrzeug im Einsatz am Berg bewiesen.

Ein grüner Bagger gräbt mit seiner Schaufel am Hang im steinigen Gelände.

Der neue Schreitbagger wird während einer taktischen Einsatzüberprüfung im Berchtesgadener Land Anfang Mai getestet

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Der Kernauftrag der Gebirgspioniere ist, der eigenen Truppe Bewegungen zu ermöglichen und gegnerische Truppenbewegungen zu hemmen. Das Bataillon bereitet das Gefechtsfeld vor, damit die eigene Truppe sich verteidigen, angreifen oder gezielt ausweichen kann. Extremes Wetter und riskante Steigungen: Im Gebirge ist dieser Auftrag eine besondere Herausforderung. Besonders in militärischen Einsätzen muss die Truppe autark, also unabhängig von zivilen Unterstützern und durchhaltefähig operieren können. Deshalb bekam Anfang Dezember 2020 das Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt einen von zwei an die Bundeswehr ausgelieferte Schreitbagger M545x der Schweizer Firma Menzi Muck. Nach der Einführung der ungewöhnlich aussehenden Maschine stand bei den Gebirgspionieren die taktische Einsatzprüfung des Schreitbaggers an. Dabei war ein fünfköpfiges Team des Bataillons Anfang Mai unterwegs im Berchtesgadener Land und testete den Schreitbagger mit der Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THWTechnisches Hilfswerk) Ortsverband Berchtesgadener Land und der Wehrtechnischen Dienststelle für Schutz- und Sondertechnik (WTDWehrtechnische Dienststelle 52) unter anderem auch am Pidinger Klettersteig in den Chiemgauer Alpen.

Egal, ob Schützenpanzer Puma oder Schreitbagger der Gebirgspioniere: Bei einer Einsatzprüfung wird sämtliche Ausstattung in verschiedenen Einsatzszenarien danach beurteilt, ob sie den Anforderungen der Truppe gerecht wird. 

Ein perfektes Duo: Bagger und Gebirgspioniere

Ein Bagger steht an einem Hang und schaufelt Kies.

Wie eine Spinne: Der Schreitbagger ist für den Einsatz im schwierigen Gelände vorgesehen

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Der Schreitbagger fügt sich hervorragend in das besondere Fähigkeitsprofil der Gebirgsjägerbrigade 23 ein – also der Kampf im schwierigen bis extremen Gelände, einschließlich großer Höhen und unter extremen Klima- und Wetterbedingungen. Die Besonderheit: Wegen seines speziellen Fahrwerks kann der Schreitbagger, ohne große Flurschäden zu verursachen, im schwierigen Gelände eingesetzt werden. „Der Bagger hat vier unabhängig voneinander angetriebene Räder. Dies verleiht ihm eine sehr gute Schreitfähigkeit im steilen Gelände, ähnlich einer Spinne“, erklärt Oberstabsfeldwebel Thomas Bielecki vom Stab des Gebirgspionierbataillons 8 und Projektoffizier für diese taktische Einsatzüberprüfung.

Hilfe durch das THWTechnisches Hilfswerk

Zwei Bagger schaufeln am Hang in einem Wald.

Gemeinsam mit dem THWTechnisches Hilfswerk und der WTDWehrtechnische Dienststelle wird an der Nordseite des Hochstaufens gebaggert

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Wegen der geringen Erfahrung mit dem Gerät nahm Bielecki Anfang dieses Jahres Verbindung mit dem THWTechnisches Hilfswerk auf. „Die Kollegen vom THWTechnisches Hilfswerk verfügen seit mehreren Jahren über fundierte Erfahrungen mit dem Schreitbagger ähnlicher Art. Sie haben uns bei der taktischen Einsatzprüfung Anfang Mai im Berchtesgadener Land mit erfahrenen Schreitbaggerbedienern unterstützt, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen“, so der Projektoffizier weiter. So zeigten beispielsweise zwei Bediener des THWTechnisches Hilfswerk in einem Steinbruch, wie die Gebirgspioniere am effizientesten und sichersten mit der Maschine im schwierigen Gelände arbeiten können.

Auch im Wasser leistungsfähig

Ein Bagger fährt durch ein mit Wasser gefülltes Becken.

Beeindruckend: Beim Tiefwaten mit dem Schreitbagger im Becken der WTDWehrtechnische Dienststelle 52 zeigt der Bagger eine maximale Wattiefe von 1,8 Metern

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Zudem besuchte das fünfköpfige Team der Gebirgspioniere zusammen mit erfahrenen Schreitbaggerfahrern des THWTechnisches Hilfswerk während der taktischen Einsatzprüfung auch die WTDWehrtechnische Dienststelle 52 in Oberjettenberg. Hier wurden am 5. und 6. Mai das Tiefwaten mit dem Schreitbagger im hauseigenen Watbecken der WTDWehrtechnische Dienststelle 52 geprüft. Der Bagger kann in Gewässern bis zu einer Tiefe von 180 Zentimetern eingesetzt werden. Zudem wurden auf dem Gelände der Dienststelle die Schreitmöglichkeiten des Baggers in einem Bachverlauf getestet. Die gute Watfähigkeit des Baggers erhöhen seine Einsatzmöglichkeiten noch einmal zusätzlich, gerade im zerklüfteten, mit Gewässern durchzogenen Gelände.

Der Praxistest im Gebirge

Ein Bagger gräbt mit seiner Schaufel im steinigen Gelände.

Der Schreitbagger zeigt im Einsatz auf dem Forstweg Richtung Pidinger Klettersteig sein Können

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Im Anschluss wurde der Bagger dann beim Wegebau im schwierigen Gelände dem Praxistest unterzogen. Die fünf Gebirgspioniere und das THWTechnisches Hilfswerk setzten mit zwei Schreitbaggern den Rettungsweg der Bergwacht am Pidinger Klettersteig auf der Nordseite des Hochstaufens instand, verbreiterten den Weg und trugen Felsvorsprünge ab. Damit verbessern sie nicht nur den Rettungsweg für die Bergwacht, sondern erleichtern auch den Versorgungsweg für etwaige Instandsetzungsarbeiten am Klettersteig. „Durch die Unterstützung des THWTechnisches Hilfswerk und der WTDWehrtechnische Dienststelle 52 haben die Gebirgspioniere eine Menge Praxiserfahrung im Umgang mit dem Gerät gesammelt. Am 26. Mai geht es voraussichtlich weiter mit den Unterstützungsarbeiten am Rettungsweg am Pidinger Klettersteig“, schätzt Oberstabsfeldwebel Bielecki.

von Sarah Hofmann

zum thema