Heer
Hoch im Norden Europas

Allein aber nicht einsam – Mit der Luftwaffe am Polarkreis

Allein aber nicht einsam – Mit der Luftwaffe am Polarkreis

Datum:
Ort:
Rovaniemi
Lesedauer:
3 MIN

Der Polarkreis in Finnland. Kampfjets ziehen am Himmel entlang bei 24 Stunden Sonne. Hauptfeldwebel Kai Griese erlebt erstmals eine internationale Großübung der Luftwaffe. Als flugmedizinischer Assistent nimmt er an der Luftwaffengroßübung Arctic Challenge 21 teil.

Ein deutscher Soldat steht mit verschränkten Armen vor einem Kampfflugzeug.

Hauptfeldwebel Kai Griese nimmt als einziger Soldat des Heeres an der Übung Arctic Challenge in Finnland teil

Bundeswehr/Christian Timmig

Groß, blond und durchtrainiert ist Hauptfeldwebel Kai Griese. Er fällt nicht nur durch seine körperliche Statur auf. Auch die Uniform des 29-Jährigen unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von denen seiner Luftwaffenkameradinnen und -kameraden im finnischen Lappland. Auf den Schultern unter seinem Dienstgrad fehlt die typische Luftwaffenschwinge. Griese ist Soldat des Deutschen Heeres.

Grund dafür ist schlichtweg Personalmangel. Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ hat keine abkömmlichen flugmedizinischen Assistenten. Daher wurde, nachdem eine Abfrage innerhalb der Luftwaffe ebenfalls erfolglos gewesen war, teilstreitkraftübergreifend gesucht. „Als ich davon hörte, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet“, berichtet Griese.

Der Bedarf in der Bundeswehr ist groß

Ein Soldat hockt auf dem Boden. Vor ihm liegt eine geöffnete Tasche, in die er greift.

Auch das medizinische Gerät muss regelmäßig auf Funktionsfähigkeit überprüft werden. Hauptfeldwebel Griese kümmert sich darum.

Bundeswehr/Christian Timmig

In der Heimat gehört er zur umgangssprachlich genannten „Crash-Crew“ des Transporthubschrauberregiments 10 in Faßberg. Das bedeutet, dass er mit seinen Kameraden die notfallmedizinische Absicherung des Flugbetriebs leistet. In Finnland unterstützt er aktuell den Fliegerarzt des Eurofighter-Geschwaders. Oberstabsarzt Max Heltzel kann die Hilfe gut gebrauchen. Bei Großübungen, wie Arctic Challenge, kümmert sich das Team des Fliegerarztes um die medizinische Betreuung des gesamten Kontingents. „Kai greift mir bei der medizinischen Grundversorgung unter die Arme. Außerdem unterstützt er mich in der rettungsmedizinischen Betreuung“, erklärt der Fliegerarzt. Denn auch auf solchen Kommandos könne es vorkommen, dass sich die Frauen und Männer bei ihrer Arbeit mal verletzen oder erkranken.

Sicher ist sicher

Der Soldat sucht Medikamente aus einem Schrank heraus.

Hauptfeldwebel Griese unterstützt den Fliegerarzt bei der medizinischen Versorgung. Dafür hat das Geschwader ausreichend Medikamente und Covid-19-Tests dabei.

Bundeswehr/Christian Timmig

Die finnischen Gastgeber sind in Bezug auf die weltweite Pandemie zwar sehr gut vorbereitet und organisiert, das deutsche Kontingent geht aber auf Nummer sicher. „Wir testen über die Forderung der Finnen hinaus. Alle unsere Soldatinnen und Soldaten machen dreimal die Woche den Covid-19-Test“, sagt Oberstleutnant und Kontingentführer Daniel Ullmann-Märkl. Dafür wurde extra für Arctic Challenge ein Hygienekonzept erarbeitet. Gut 500 Schnelltests fallen so pro Woche an. Das Testverfahren wird von Griese überwacht und dokumentiert.

Aber eine Übung mit der Luftwaffe hat naturgemäß auch seine angenehmen Seiten. „Für mich ist Arctic Challenge wahnsinnig interessant. Für uns beim Heer ist es nicht alltäglich, einen Eurofighter aus der Nähe und in Aktion zu sehen. Auch die für die Luftwaffe typische Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit flachen Hierarchien gefällt mir sehr“, erzählt Hauptfeldwebel Griese. Zudem kann der Hauptfeldwebel in Finnland seinem Hobby nachgehen: „Ich habe mich direkt am ersten Tag im Fitnessstudio neben unserem Hotel angemeldet und verbringe dort viel meiner Freizeit“, sagt der leidenschaftliche Kraftsportler.

Direkt Teil des Teams

Zwei Soldaten und eine Soldatin stehen nebeneinander.

Das Team um Fliegerarzt Oberstabsarzt Max Heltzel (l.): Hauptfeldwebel Kai Griese (M.) und Physiotherapeutin Miriam Engels

Bundeswehr/Christian Timmig

Kai Griese benötigte auch keine lange Aufwärmzeit. Der sympathische Unteroffizier integrierte sich problemlos. Das bestätigt auch sein Vorgesetzter, Oberstabsarzt Max Heltzel mit einem Lächeln: „Kai hat sofort super ins Team gepasst. Da stören wir uns auch nicht an der „falschen Farbe“ seiner Uniform.“ Auch wenn es nach den drei Wochen in Finnland wieder zurück zu seinen Heidefliegern nach Faßberg geht: Sollte die Luftwaffe rufen, wird Hauptfeldwebel Kai Griese da sein. „Jederzeit wieder mit der Luftwaffe“, unterstreicht er.

In Nörvenich stationiert

Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ ist eins von vier Eurofighter-Geschwadern und ist im nordrhein-westfälischen Nörvenich stationiert. Mit dem Kampfjet leistet der Verband seinen Beitrag zur Bündnis- und Landesverteidigung. Das Geschwader ist in der Lage, temporär die Luftraumüberwachung zu übernehmen, falls dies nicht an den Standorten Wittmund oder Neuburg möglich ist, um den deutschen Luftraum zu sichern. Diese Bereitschaft dient sowohl als Beitrag zur integrierten NATO-Luftverteidigung als auch zur Sicherheit des deutschen Luftraums als Dauereinsatzaufgabe der Luftwaffe im Frieden.

von Stephan Jeglinski

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