Heer
Reform der Offizierausbildung

Vorfahrt für die Truppe: Ausbildung künftig praxisnaher

Vorfahrt für die Truppe: Ausbildung künftig praxisnaher

Datum:
Ort:
Strausberg
Lesedauer:
3 MIN

Die Einheiten und Verbände des Heeres sind eine wichtige Basis für die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten. Die Bindung an die jeweilige Truppengattung soll dabei wieder gestärkt werden. Dafür wird die Ausbildung angepasst, nah an der Truppe gestaltet und attraktiver.

Zwölf Soldaten sitzen im Halbkreis. Mittig erklärt plakativ ein Soldat mit Steinchen das Vorgehen.

Ausbildung lebt von Praxisnähe, Erfahrung und dem Selbstverständnis jedes einzelnen Soldaten

Bundeswehr/Niklas Pritzsche

„Der Verschulungsgrad ist zu hoch, während die Truppengattungsbindung und die berufliche Sozialisation zu kurz kommen“, kritisiert der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, die Schwachpunkte des derzeitigen Systems. Nun wird die Ausbildung reformiert, verstärkt weg von schulischen Einrichtungen hin zur frühzeitigen Identifikation mit den Truppengattungen – das ist die Philosophie hinter dem modernen Ausbildungsgedanken. Für Offizieranwärter beginnt die Umstellung 2020, für Feldwebel- und Unteroffizieranwärter 2022. Das gilt für alle Ausbildungsgänge, für die der Unteroffizier-, Feldwebel- und Offizieranwärter gleichermaßen.

Offizierausbildung – nur eine der Stellschrauben

Großaufnahme: die Schulter einer Soldatin mit dem Offizierrang Hauptmann

Auch die Ausbildung zum Offizier wird angepasst und künftig nah an der Truppe gestaltet

Bundeswehr/Marco Dorow

Ausbildung ist ein immerwährender Prozess. 2017 hatte der Generalinspekteur der Bundeswehr angewiesen, eine mögliche Neugestaltung der Ausbildung zum Offizier des Truppendienstes zu prüfen. Im Heer verlief parallel diese Untersuchung. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass Optimierungspotenzial im Regelausbildungsgang des Führungsnachwuches im Heer vorhanden ist.

Von den Soldatinnen und Soldaten des Heeres sind ungefähr 5.200 Männer und Frauen Offiziere des Truppendienstes. Jedes Jahr werden rund 800 Soldaten nach bestandener Offizierprüfung und nach Erfüllung der jeweiligen Beförderungsreife zum Offizier ernannt. Analytisches Denken und Führungsstärke stellen sie täglich unter Beweis. Doch bisher waren ihre ersten Jahre als junger Soldat und Offizieranwärter geprägt von einer verschulten Ausbildung.

Erst nach sieben Jahren in der Truppe

Ein Gruppe Offizieranwärter kommt aus einem Schulgebäude.

Ein Offizieranwärter auf dem Weg zum Unterricht an der Offizierschule des Heeres

Bundeswehr/Carsten Vennemann

Aktuell vergehen im Regelfall rund 82 Monate, bis der ausgebildete Offizier seinen Dienst in der Truppe aufnimmt. Lehrgänge, Sprachausbildung, Masterstudium und Praktikum füllen diese Zeitspanne. Eine Zeit ohne echte Erfahrungen in der Truppe. „Vorrangiges Ziel der Neugestaltung muss daher die Prägung des Führungsnachwuchses durch Sozialisierung in und Bindung an die Truppe sein“, so der Inspekteur weiter. Er betont: „Der Offizieranwärter braucht diese Truppengattungsprägung als militärische Heimat während des gesamten Ausbildungsganges.“ Die Identifikation der jungen Offizieranwärter mit der Truppe müsse konsequent, möglichst mit dem ersten Tag als Soldat beginnen.

Die Neuordnung der Ausbildung ändert das. Und sie hat Gewicht: Die Grundausbildung, die am Beginn einer jeden militärischen Laufbahn steht, werden die Offizieranwärter ab 2020 in den Bataillonen der Verbände gemeinsam und gemischt mit allen anderen Soldaten absolvieren. Das erhöht die Transparenz und den Einblick in das spätere Tätigkeitsfeld der Offiziere. Auch das Teilen des Truppenalltages mit Unteroffizieren und Mannschaften wird das Rollenverständnis der zukünftigen Offiziere entwickeln, bekräftigt der Inspekteur des Heeres. Dies geht einher mit Umstrukturierungen und einer Neuausrichtung der Offizieranwärterbataillone.

Erfahrung in der Praxis sammeln

Eine Gruppe irakischer Soldaten schaut zu, wie deutsche Soldaten die Ausbildung praktisch vormachen.

Ob im Irak oder in Deutschland, die vorher gemachten Erfahrungen in der Truppe sind wichtig

Bundeswehr/Sebastian Wilke

„Schon unsere Mannschaften haben durch längere Verpflichtungszeiten in den Laufbahnen einen sehr hohen Ausbildungsstand erreicht und verfügen über deutlich mehr Erfahrung als die Wehrpflichtigen vergangener Jahre“, betont Vollmer. 

Die Mannschaftsdienstgrade sind überwiegend in der Truppe eingesetzt. Spezialisiert in den verschiedenen Truppengattungen werden sie mit ihrer Erfahrung neben den in der Ausbildung eingesetzten Unteroffizieren und Offizieren einen unverzichtbaren Beitrag in der neuen Ausbildung leisten. 

Alle Soldaten des Heeres, vom Mannschaftsdienstgrad bis zum Offizier, vom Auszubildenden bis zum bereits in Funktion befindlichen Personal werden von der Neugestaltung der Ausbildung profitieren. 
Ab dem ersten Tag agieren sie dienstgrad- und statusübergreifend zusammen. Dies wird die Bindung an die Truppe und Truppengattung, die Teamfähigkeit und Kameradschaft sowie das Verständnis des Berufsbildes als Soldat stärken. 
 

von René Hinz

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