Marine
Neue Herausforderung

Ein echter Seemann in Berlin

Ein echter Seemann in Berlin

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Oberstabsgefreiter Mike Neumann hat im Laufe seiner Dienstzeit die halbe Welt bereist. Jetzt stellt er sich einer neuen Herausforderung.

Ein Soldat knotet einen Tampen zu einem Seemannsknoten

Oberstabsgefreiter Mike Neumann beim Vorbereiten eines Knotenbrettes

Bundeswehr/Jule Peltzer

„Es gibt die, die zur See fahren und es gibt die, die zur See gefahren werden.“ Oberstabsgefreiter Neumann, Angehöriger der 11er Verwendungsreihe (Decksdienst), zählt sich zu Ersteren. „Als Decksgast war ich ein ganz klassischer Seemann. Ich bin zur See gefahren“, erklärt Neumann seine Aufgabe bei der Marine. Bei Wind und Wetter stehen die Männer und Frauen an Deck, kümmern sich um frischen Anstrich für das Schiff, packen beim An- und Ablegemanöver an, fahren das Versorgungsmanöver (RAS) und kümmern sich mit um die Schiffssicherung. Auch als Ausguck in der Nock (rechts- und linksseitige, äußere Verlängerung der Brücke) oder als Steuermann war er eingesetzt.

Auf einmal wieder heimatnah

Als das Dienstzeitende immer näher kam, stellte der gebürtige Berliner ein Gesuch auf heimatnahe Versetzung. Nach sieben Jahren auf der Fregatte „Hessen“ unterstützt er nun das Team der Mobilen Mittel des Presse- und Informationszentrum der Marine als Kraftfahrer und Repräsentant der Deutschen Marine auf Messen in ganz Deutschland bei der Öffentlichkeitsarbeit. „Diese Arbeit hat mir sofort Spaß gemacht. Ich bin so lange zur See gefahren und nun kann ich vielen Menschen davon berichten“, schwärmt der Oberstabsgefreite. „Es gefiel mir so gut, dass ich meine Dienstzeit sogar verlängerte“.

Ein Soldat steht neben einen Bus.

Oberstabsgefreiter Mike Neumann und sein neues „Schlachtschiff“ - ein Infomobil

Bundeswehr/Jule Peltzer

Deutschlandweit ist das Team von den Mobilen Mitteln, welches in der Julius-Leber-Kaserne beheimatet ist, auf den unterschiedlichsten Messen und Veranstaltungen unterwegs. „Maritim ist da keine Voraussetzung. Wir stehen auch auf Volksfesten, Verbraucher- und Berufsmessen, selbst zum Tag der offenen Tür bei der Luftwaffe waren wir vertreten. Oft sind wir im südlichen Raum unterwegs. Hier gelten wir von der Marine geradezu als Exoten.“ Besonders wichtig ist ihm, dass er keine Karriereberatung betreibt. „Wir machen keine Werbung, wir machen Öffentlichkeitsarbeit. Wenn sich jemand für einen Beruf bei der Marine näher interessiert, dann verweisen wir an die Karriereberater. Wir stellen die Marine allgemein vor und erzählen von unseren persönlichen Erlebnissen“, erklärt Neumann.

Ein verantwortungsvoller Job

Von seiner Zeit an Bord hat der Marinesoldat eine Menge zu erzählen. Schon früh wurde er Mitglied der sogenannten „Bootsmannsgruppe“, die aus einem kleinen Teil von Erfahrungsträgern der „11erei“ besteht, der für speziellere Aufträge dem Decksmeister zur Verfügung steht. „Seefahrt kann gefährlich werden. Gerade als Mitglied der ‚Bootsmannsgruppe‘ übernimmt man viel mehr Verantwortung, denn hier geht es im Ernstfall auch um Menschenleben“, beschreibt Neumann seinen Aufgabenbereich an Bord. „Hat man ein Leck im Schiff, dann muss es schnell gehen. Da muss jeder Handgriff sitzen, auch unter Druck. Handwerkliche Begabung ist hier sehr hilfreich.“

Kein Problem für den gelernten Dachdecker. Eine weitere Herausforderung sind die Übungen des Brandabwehrtrupps. Hier geht es darum, im Ernstfall Brände im eigenen Gruppenstand (Abschnitt an Bord dem der Soldat angehört) zu bekämpfen. „Die körperliche Anstrengung durch die Atemschutzgeräte ist hoch. Doch wir haben immer viel geübt und waren bestens vorbereitet, denn auch hier können kleinste Fehler über Leben und Tod entscheiden.“ Als Hilfsausbilder konnte Neumann sein Wissen an künftige Unterstützungstruppführer weitergeben. „Das gute Feedback bestätigt einen natürlich in seiner Arbeit und hat mich gefreut“, sagt er heute mit einem Schmunzeln.

Von alten und neuen Herausforderungen

Das Messeleben bei Mobile Mittel findet vor allem an den Wochenenden statt. Besonders die Sommermonate sind anstrengend. Im Winter kümmert sich Neumann um die Materialbewirtschaftung und die Pflege der vielen Ausstellungsstücke und des Infobusses.

Durch seine Einsatzerfahrung und viele Seefahrten ist er körperliche und psychische Belastung gewohnt. Oft denkt er mit Wehmut an diese Zeit zurück. „Ich vermisse die Seefahrt und die Kameraden natürlich, doch der Dienstposten in Berlin hat seine Vorteile. Zwar ist die körperliche Belastung nach wie vor da, doch muss ich hier nicht mehr bei schlechtem Wetter draußen stehen und bin viel öfter Zuhause bei Frau und Kindern. Mein jetziger Job ist abwechslungsreich und spannend, denn ich komme auch hier viel herum.“

Marinetraditionen fern der Küste

Ein Soldat steht neben einem Brett, auf welchen Seemannsknoten sich befinden.

Alles selbstgemacht - Oberstabsgefreiter Neumann präsentiert sein Knotenbrett

Bundeswehr/Jule Peltzer

Der einfacheren Erreichbarkeit der verschiedenen Messestandorte ist es geschuldet, dass Mobile Mittel in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin stationiert ist. Doch heißt das nicht, dass es hier nicht maritim zugeht. „Traditionen muss man hegen und pflegen“, erklärt Neumann. „Jeden Donnerstag um Punkt 14 Uhr findet der Seemannssonntag statt. Es gibt Kaffee und Kuchen für alle. Bei unseren Morgenmusterungen wünscht uns unser Spieß zum Abschluss immer „einen schönen Tag in See“ und unser Dienstgebäude spiegelt mit Schiffsmodellen, Knotentafeln und einer schiffstypischen Messe eine traditionelle Marineeinheit wieder.“

Als Spezialisten könnte man den Oberstabsgefreiten Neumann auch bezeichnen, wenn es um Knotenkunde geht. Einer seiner für die Marine typischen Hochzeitstampen hat es sogar schon einmal ins Fernsehen geschafft. „Es ist schön, den Marinekameraden in Berlin damit eine Freude zu bereiten. Hier ist vielleicht unser Zuhause, aber das Herz hängt doch bei vielen noch auf See.“

von Jule Peltzer  E-Mail schreiben

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