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Zusammenarbeit

Interoperabilität: Gemeinsames Handeln für eine sichere Zukunft

Interoperabilität: Gemeinsames Handeln für eine sichere Zukunft

Datum:
Ort:
USA
Lesedauer:
3 MIN

Interoperabilität bezeichnet die Fähigkeit von Streitkräften zur multinationalen Zusammenarbeit. Sie ist ein Schlüsselfaktor für moderne Streitkräfte, die zur internationalen Stabilisierung und Krisenbewältigung beitragen wollen. Die deutsche Luftwaffe legt Wert darauf – und das seit der Gründung der Bundeswehr 1956. 

Am Himmel sind acht Kampflugzeuge zu sehen, die ein Bomben- und ein Transportflugzeug begleiten

Internationale Formationen über Norddeutschland: Bei Air Defender 23 wird die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern geübt.

Bundeswehr/Christian Timmig

Die Notwendigkeit für Interoperabilität ist in den vergangenen Jahren gestiegen, denn die Bedrohungen für unsere Sicherheit haben sich verändert. Es geht nicht mehr nur um konventionelle Kriege, sondern auch um Terrorismus, organisierte Kriminalität und regionale Gewaltkonflikte. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen Streitkräfte und noch mehr die Luftwaffen in der Lage sein, effektiv mit Partnern zusammenzuarbeiten und in multinationalen Operationen zu agieren. Insbesondere die NATO und ihre Mitgliedstaaten haben erkannt, dass die Stärkung der Interoperabilität von entscheidender Bedeutung ist, um auf diese neuen Bedrohungen zu reagieren.

Begriffsklärung

Oft wird Interoperabilität oberflächlich gleichgesetzt mit der Absicht zur Kooperation. Genaugenommen ist diese lediglich die Voraussetzung für Kooperation. Interoperabilität muss auf drei Ebenen gedacht und umgesetzt werden: auf der mentalen, der strukturellen und der materiellen. Die mentale Interoperabilität betrifft die gemeinsame Sprache, die Terminologie, die Doktrin und die Arbeitsverfahren. Es ist entscheidend, dass alle beteiligten Streitkräfte über ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Vorgehensweise verfügen. Strukturelle Interoperabilität bezieht sich auf die Anpassung der Kommandostruktur, der Organisation von Stäben und Verbänden sowie der Verfügbarkeit von Kommunikations- und Informationssystemen. Die materielle Interoperabilität umfasst die Kompatibilität der Ausrüstung und die logistische Zusammenarbeit.

Die Bedeutung von Interoperabilität zeigt sich ebenfalls auf verschiedenen Ebenen: Auf sicherheitspolitischer Ebene geht es um verstärkte internationale Kooperation, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen und Frieden zu wahren. Auf militärstrategischer Ebene ermöglicht Interoperabilität den Streitkräften, effektiv zusammenzuarbeiten und ihre Kräfte zu bündeln. Auf operativer und taktischer Ebene werden spezifische Anforderungen definiert, um eine reibungslose Zusammenarbeit von Verbänden und Einheiten sicherzustellen.

Historische Entwicklung

Interoperabilität ist keine neue Idee, sondern hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Schon im Zweiten Weltkrieg kämpften verschiedene Nationen gemeinsam. Das beste Beispiel dafür bietet die alliierte Landung in der Normandie am 6. Juni 1944, bei der britische und amerikanische Truppen in Westeuropa eine zweite Front eröffneten. Seit ihrer Gründung setzte sich besonders die NATO intensiv mit diesem Thema auseinander. In den letzten Jahrzehnten hat die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von gemeinsamen militärischen Konzepten und Waffensystemen stark zugenommen. Besonders die Vernetzung von Führungs-, Kommunikations- und Informationssystemen stand im Mittelpunkt. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges hat auch die mentale Interoperabilität an Bedeutung gewonnen.

Die NATO hat ihre eigene Definition von Interoperabilität entwickelt, die sich auf die praktische Zusammenarbeit von Systemen, Einheiten und Truppen konzentriert. In Hinsicht des Standardisierungsprozesses der NATO werden verschiedene Stufen der Zusammenarbeit unterschieden, von der Kompatibilität über die Interoperabilität bis hin zur Austauschbarkeit und Gleichartigkeit.

Verfahren und Technik anpassen

Um die Interoperabilität zu verbessern, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Eine davon ist die Durchführung gemeinsamer Übungen und Trainingsprogramme, bei denen Soldaten aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten und ihre Fähigkeiten sowie Verfahren anpassen können. Diese Übungen ermöglichen es den Teilnehmern, praktische Erfahrungen zu sammeln und ihre Zusammenarbeit in realistischen Szenarien zu trainieren.

Darüber hinaus hat man Standards und Richtlinien entwickelt, um die technische Interoperabilität zu fördern. Kommunikationsstandards, Datenformaten und Schnittstellen wurden vereinheitlicht, um eine nahtlose Integration von Systemen und Technologien zu gewährleisten - die verschiedenen Kommunikationssysteme der Streitkräfte sind dadurch miteinander kompatibel. 

Das Personal entsprechend zu schulen, ist ein weiterer Aspekt von Interoperabilität. Die Soldaten müssen über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um mit Partnern zusammenzuarbeiten und in multinationalen Umgebungen zu agieren. Dazu gehört auch, dass sie verschiedene Kulturen verstehen, Sprachkenntnisse erwerben, die gleichen taktische Verfahren kennen und die gleiche Ausrüstung und Technologien nutzen.

Zwei Soldaten sitzen vor einem Monitor und besprechen sich

Ein deutscher und ein estnischer Soldat im Austausch bei Air Defender 23: Interoperabilität weiterzuentwickeln, ist eine Daueraufgabe der Luftstreitkräfte.

Bundeswehr/Marvin Hofmann

Interoperabilität: Sicherheit durch Kooperation

Interoperabilität bleibt eine ständige Herausforderung, da sich Technologien und Bedrohungen ständig weiterentwickeln. Daher ist es wichtig, dass die Streitkräfte kontinuierlich ihre Interoperabilitätsbemühungen überprüfen und anpassen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.

von Thomas Skiba