Geländewagen Wolf 2 im Test

Ein Geländewagen Wolf 2 fährt im Gelände durch eine tiefe Pfütze und Schlamm spritzt hoch

Bundeswehr/Christoph Kassette

Geländewagen Wolf 2 – der digitale Pionier im Test

Der Nachfolger des ikonischen Geländewagens steht in den Startlöchern. Als erster wird er serienmäßig digitalisiert sein.

Die Bundeswehr hat 1.500 Wolf 2 fest bestellt, bis zu 5.800 könnten es werden. Mit dem Nachfolger des Wolf, dem ikonischen Allzweckgeländewagen, bekommt die Truppe nicht nur leistungsstarken und robusten Ersatz, sondern auch das erste Fahrzeug, das serienmäßig mit der neuen digitalen Funk- und Führungsausstattung D‑LBODigitalisierung Landbasierte Operationen auf den Kasernenhof rollt.

Ohne große Mühe arbeitet sich der Wolf 2 durch die von Panzerketten zerpflügte Schlammpiste den Hang hinauf. Am Steuer: Erprobungsfahrer Jan M. Er ist Teil des Teams der Wehrtechnischen Dienststelle (WTDWehrtechnische Dienststelle) 41 in Trier. Gemeinsam erproben sie dort jedes Fahrzeug, das in die Truppe kommt, bis an die Belastungsgrenze.

„Auf der Geländebahn gibt es einen Abschnitt, da quält sich der alte Wolf mit Schrittgeschwindigkeit hoch. Mit dem Wolf 2 fahre ich da ganz gemütlich mit 20 km/h lang und fordere das Material nicht einmal“, berichtet Jan M. Robust, intuitiv und leistungsstark, so der Eindruck des Erprobungsfahrers nach den ersten paar hundert Testkilometern. Verglichen mit seinem Vorgänger habe sich beim Wolf 2 das gesamte Fahrverhalten deutlich verbessert. Das mache den Geländewagen einsteigerfreundlich und weite für Profis den fahrerischen Grenzbereich deutlich aus, erzählt Jan.

Erprobung an der Belastungsgrenze

16.000 Kilometer auf unterschiedlichen Untergründen, das ist die Anforderung an die Fahrerprobung des Wolf 2. Aufgeteilt ist sie in vier Zyklen, die jeweils aus Feld- und Waldweg, Schotterpiste, synthetischer ErprobungsbahnEine künstlich angelegte Betonbahn, die darauf ausgelegt ist, das Fahrwerk der Testfahrzeuge besonders zu fordern., besonders abreibungsintensivem Sand und natürlichem Gelände bestehen. Abgeleistet wird diese Prozedur durch die Erprobungsfahrer der WTDWehrtechnische Dienststelle 41 und durch Fahrroboter auf der synthetischen Bahn. Begleitet werden Fahrer oder Roboter stets von Dummys, Gewichtsplatten und Sandsäcken, um die maximale Zuladung des Wolf 2 abzubilden.

Während der Fahrzyklen wird untersucht, ob es zu Schäden oder Verschleißerscheinungen am Material gekommen ist. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Planung der Ersatzteilbevorratung und für die Wartungsintervalle der Fahrzeuge. „Besonders wichtig ist der erste der vier Fahrzyklen, weil dieser eine Risikobewertung enthält, die ausschlaggebend für die Freigabe der Serienfertigung ist“, erklärt der Projektleiter des Wolf 2, Peter K. Damit wird ein finaler Konstruktionsstand festgelegt, der dann in die Massenproduktion geht. „Beim Wolf 2 ist die Entscheidung zur Freigabe der Serienfertigung erfolgt“, so der Projektleiter.

Ob der Wolf 2 auch unter einen Hubschrauber gehängt werden kann, die geforderte Wat- und Steigfähigkeit erfüllt oder sicher auf die Bahn verladen werden kann, ist ebenfalls Teil der Erprobung. Hinzu kommt ein Test in der Klimakammer, in der der Geländewagen von minus 34 Grad bis plus 49 Grad temperiert und unterschiedlichen Klimabedingungen wie z.B. Nässe ausgesetzt wird. Unter allen Umständen muss die Funktionsfähigkeit möglichst ohne Einschränkungen gewährleistet sein.

  • Ein Geländewagen Wolf 2 steht auf einer asphaltierten Fahrbahn mit Wellen.

    Die synthetische Erprobungsbahn bringt jedes Fahrwerk an seine Grenzen. Durch die sich abwechselnden Höhen und Tiefen der Strecke wirken enorme Kräfte auf die einzelnen Komponenten.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 steht auf einer asphaltierten Fahrbahn mit starker Steigung.

    60 Prozent Steigfähigkeit – diese Anforderung der Bundeswehr erfüllt der Wolf 2 mit Leichtigkeit. Dabei kann er auch am Hang stehen bleiben und anschließend seine Fahrt fortsetzen.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 fährt in einer Steilkurve auf einer asphaltierten Fahrbahn.

    Nur durch zusätzliche Pumpen, die den Kraftstoff, das Kühlwasser und das Öl in Bewegung halten, läuft der Motor des Wolf 2 auch in der Steilkurve ohne Probleme weiter

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 fährt durch tiefe Pfützen im Gelände.

    Tiefe Pfützen bringen den Wolf 2 lange nicht in Atemnot. Mithilfe des Schnorchels kann der Wolf 2 auch durch 75 Zentimeter Wasser waten, da immer genug Luft angesaugt werden kann.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 fährt durch ein schlammiges und unebenes Gelände.

    Der Unterbodenschutz bewahrt wichtige Bauteile vor Schäden. Sollte der Wolf 2 feststecken, kann er sich durch seine Seilwinde selbst bergen.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 fährt auf einer asphaltierten Fahrbahn.

    Nicht nur im Gelände, auch auf der Straße muss der Wolf 2 funktionieren. Bei der Auswahl der Bereifung hat die Bundeswehr deshalb darauf geachtet, dass die Reifen allen Anforderungen gerecht werden.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Ein Geländewagen Wolf 2 steht auf einer asphaltierten Fläche.

    In der Variante Führungsfahrzeug wird der Wolf 2 die Bundeswehr auf Jahrzehnte prägen. Mit seiner modularen Funk- und Führungsausstattung ist er dafür bestens gerüstet.

    Bundeswehr/Christoph Kassette

Robuste Technik für den militärischen Einsatz

Die Basis des neuen Geländewagens der Bundeswehr ist die marktverfügbare G-Klasse von Mercedes Benz in der neuesten militärischen Baureihe 464. Wie der Vorgänger bildet ein LeiterrahmenIm Gegensatz zur selbsttragenden Karosserie trägt hier eine Konstruktion aus zwei Längsträgern, verbunden durch Querstreben, Antrieb und Aufbau des Fahrzeugs. Das sorgt für eine hohe Verwindungssteifheit. mit aufgesetzter Karosserie das Grundgerüst. „Dieses ermöglicht eine zulässige Gesamtmasse von 4,5 Tonnen, sodass der Transport von vier gefechtsbereiten Soldatinnen und Soldaten, inklusive Handwaffen, Munition, Gepäck und Verpflegung, sichergestellt ist“, erklärt Peter K. Hinzu kommt die umfangreiche digitale Funk- und Führungsausstattung. Insgesamt kann das Fahrzeug eine Nutzlast von 1,2 Tonnen aufnehmen.

Zwei Geländewagen Wolf 1 und Wolf 2 stehen nebeneinander auf einer asphaltierten Fläche.

Gegenwart und Zukunft treffen aufeinander: Ab 2026 kommt der Wolf 2 (r.) in die Truppe. Der alte Wolf (l.) ist seit den 1980er-Jahren für die Bundeswehr unterwegs.

Bundeswehr/Christoph Kassette
Ein Geländewagen Wolf 2 fährt durch ein unebenes und schlammiges Gelände.

Durch mehr Bodenfreiheit, ein besseres Fahrwerk und mehr Leistung übertrifft der Wolf 2 seinen Vorgänger im Gelände deutlich

Bundeswehr/Christoph Kassette

Der Unterschied zur zivilen G-Klasse liegt darin, dass der Wolf 2 ein auf rein militärische Anforderungen ausgerichtetes Fahrzeug ist, das auch nur von staatlichen Organen gekauft werden kann. „Bei der militärischen Version sind aus technischen und taktischen Gründen Ausnahmen von grundsätzlich vorgeschriebenen zivilen Standards unausweichlich“, führt Peter K. aus. So wurde unter anderem ein Euro-3-Motor verbaut, der sowohl mit NATONorth Atlantic Treaty Organization- als auch minderwertigerem Kraftstoff zurechtkommt. Zudem kann die Besatzung Schutzmaßnahmen des Motors übersteuern, um auch in kritischen Situationen für eine gewisse Zeit die volle Leistung abrufen zu können. „Insgesamt sind solche Ausnahmen notwendig, um die militärischen Aufgaben erfüllen zu können und auch in kritischen Situationen mobil zu bleiben“, so der Projektleiter.  

Der Wolf 2 wird in zwei Varianten kommen: in der Version Militärpolizei für die Feldjäger und als Führungsfahrzeug für den Rest der Truppe. Dabei unterscheidet sich die Variante der Feldjäger lediglich im Detail wie der Sondersignalanlage oder der im Front- und Heckbereich integrierten Blaulichter. Die Aufgaben, die beispielsweise die Sanitäts- oder Luftlandefahrzeuge auf Wolf-Basis bisher erfüllt haben, werden zukünftig durch andere Systeme übernommen. 

  • Maximale Leistung (in KW)

     

  • Maximales Drehmoment (in Nm)

     

  • Länge/Breite/Höhe (in mm)

     

  • Getriebe

     

  • Waffenhalterungen

     

VS

  • Maximale Leistung (in KW)

     

  • Maximales Drehmoment (in Nm)

     

  • Länge/Breite/Höhe (in mm)

     

  • Getriebe

     

  • Waffenhalterungen

     

Pionier der digitalen Führung

Was den Wolf 2 zu einem wahren Pionier macht, ist aber nicht nur seine hohe Mobilität auf und abseits der Straße, sondern auch seine Funk- und Führungsausstattung. „Der Wolf 2 ist das erste Fahrzeug, das mit der Vollausstattung Digitalisierung Landbasierte Operationen (D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen) von Beginn an ausgeliefert wird und auch daraufhin konzipiert wurde“, betont Peter K. Konkret bedeutet das, dass im Heckbereich des Geländewagens eine standardisierte Haltevorrichtung – ein sogenanntes Rack – für neue digitale Funk- und Führungsgeräte eingebaut ist. Der Wolf 2 ist dadurch bestens und flexibel zur Aufnahme unterschiedlicher Geräte aus dem Programm D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen vorbereitet.

„Das ist eine deutliche Veränderung zur bisherigen Praxis. Bislang werden Bestandsfahrzeuge nachträglich mit D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen Geräten in einem reduzierten Umfang ausgestattet. Beim Wolf 2 wurde bereits bei der Konzeption des Fahrzeuges die Integration der modernen Funk- und Führungsmittel mit berücksichtigt und nach vorgegebenen Kriterien umgesetzt“, erklärt Peter K. Zudem ergibt sich aus diesem Ansatz ein weiterer Vorteil: Da sich die Welt im digitalen Bereich schneller dreht als beim Fahrzeug selbst, können in dem standardisierten Rack Innovationsschritte schneller berücksichtigt werden. „Zeit- und kostenintensive Umbauten von Fahrzeugen können so in der Zukunft weitgehend vermieden werden“, erläutert der Projektleiter.

Blick in den Kofferraum des Geländewagens Wolf 2

Das Rack im Kofferraum des Wolf 2 ermöglicht die Aufnahme der neuen D LBOLandbasierte Operationen-Funk- und Führungsausstattung. Durch die genormten Schnittstellen ist der Wolf 2 zukunftsfest.

Bundeswehr/Christoph Kassette
Blick auf Bedien- und Anzeigegeräte im Fahrerhaus des Geländewagens Wolf 2

Das Bedien- und Anzeigegerät am Beifahrersitz verschafft dem Fahrzeugkommandanten einen guten Lageüberblick und vereinfacht die Führung

Bundeswehr/Christoph Kassette

An der Wehrtechnischen Dienststelle 81 in Greding wird die elektromagnetische Verträglichkeit des Wolf 2 und aller vorgesehenen Einbauten von Funk- und Führungsmitteln untersucht. Peter K. bestätigt, dass diese Untersuchungen schon sehr weit fortgeschritten sind und die bisherigen Ergebnisse einen positiven Abschluss der Untersuchungen erwarten lassen. Als verbindendes Element zwischen den einzelnen Funk- und  Führungskomponenten dient die Software Tactical Core, sodass einerseits im Fahrzeug und andererseits auf dem Gefechtsfeld als Ganzes ein Gesamtsystem, ein Netzwerk entsteht.

Erprobungsende und Auslieferung an die Truppe

Der Vertragsschluss zwischen Hersteller und Bundeswehr erfolgte im Juli 2024. Bereits im November 2024 wurden dann die fünf Vorserienfahrzeuge des Wolf 2 zur Erprobung übergeben, die seitdem in vollem Gange ist. Bis voraussichtlich im Oktober 2025 liegen die wesentlichen Ergebnisse und Nachweise vor. Im November 2025 sollen die ersten Serienfahrzeuge an die Bundeswehr ausgeliefert werden.

Bis zu 30 Fahrzeuge pro Woche laufen dann den Depots der Bundeswehr zu, allerdings noch ohne D-LBODigitalisierung landbasierter Operationen Ausstattung. Diese wird dann unverzüglich durch eigene Kräfte der Bundeswehr eingebaut und durch separate Firmen in Betrieb genommen. Dieser Prozess muss sich einschwingen und wird daher etwas Zeit in Anspruch nehmen, sodass spätestens ab April 2026 die Ausgabe der neuen digitalisierten Allzweckgeländewagen Wolf 2 an die Truppe in regelmäßiger Taktung läuft. Von den möglichen 5.800 Fahrzeugen aus dem geschlossenen Rahmenvertrag wurden bisher 1.500 Stück fest bestellt. Weitere Bestellungen müssen zunächst vom Bundestag gebilligt werden. Sobald der letzte Wolf 2 dann auf dem Kasernenhof steht, wird das Modell mindestens für 20 Jahre im Dienst bleiben und so die Bundeswehr für die nächsten Jahrzehnte prägen.

Der Projektleiter im Interview

Ein Mann im Porträt, im Hintergrund steht der Geländewagen Wolf 2.

Peter K. ist Projektleiter an der WTDWehrtechnische Dienststelle 41 und verantwortlich für die Erprobung und Einführung des Wolf 2

Bundeswehr/Christoph Kassette

Welche Vorteile bietet das von Mercedes Benz als Wolf 2 angebotene Modell?

Peter K.

Dieses Fahrzeug war kurzfristig verfügbar und erfüllt die technischen Anforderungen. Zur Erfüllung aller Forderungen wird eine zulässige Gesamtmasse von 4,5 Tonnen benötigt. Die Zuladung beträgt 1.200 kg. Diese ist erforderlich um die Besatzung nebst mitzuführender Ausstattung transportieren zu können, ohne Einschränkungen bei den Offroad-Eigenschaften in Kauf zu nehmen.

Warum betreibt die Wehrtechnische Dienstelle einen solchen Aufwand zur Erprobung neuer Fahrzeuge?

Peter K.

Der Aufwand wird betrieben, um zu prüfen, ob das Fahrzeug das erfüllt, was vertraglich mit dem Hersteller vereinbart wurde. Ein weiterer Grund ist, dass wir natürlich möglichst viel über das Fahrzeug wissen wollen. Haben wir irgendwo eine Schwachstelle? Gibt es Dinge, die optimiert werden müssen? Und am Ende ist natürlich unser oberstes Ziel, der Truppe ein gutes Fahrzeug ohne Kinderkrankheiten zur Verfügung zu stellen.

Sind Ihnen und Ihrem Team bei der bisherigen Erprobung Probleme an den Fahrzeugen aufgefallen?

Peter K.

Wirklich ernste Probleme sind bisher nicht aufgetreten. Wir sammeln trotzdem alle Erkenntnisse und optimieren das Produkt, wo immer dies möglich ist. Der Blick geht aber auch in andere Bereiche wie z.B. die Logistik. Sollte bei den Erprobungen etwas auffallen, sprechen wir mit allen Beteiligten, natürlich auch mit dem Hersteller. Dann wird entschieden, wie man damit weiter verfährt. Bei marktverfügbaren Produkten sind manche Dinge auch einfach gegeben und lassen sich nicht mit einem vertretbaren Aufwand in Bezug auf Zeit und Kosten anpassen. Aber da, wo sich etwas optimieren lässt, veranlassen wir das auch. Beim Wolf 2 haben wir bisher wenige Punkte gefunden, die zu Optimierungsmaßnahmen geführt haben. Diese Maßnahmen werden bereits bei den ersten Serienfahrzeugen berücksichtigt sein.

Woran machen Sie den Erfolg des Projekts Wolf 2 fest?

Peter K.

Zunächst ist der Wolf 2 ein Quantensprung im Vergleich zu seinem Vorgänger. Die Verbindung aus Mobilität und Digitalisierung ist der entscheidende Punkt bei diesem Fahrzeug. Am Ende zählt für mich aber die Zufriedenheit unserer Soldatinnen und Soldaten. Wenn die nachher sagen, den Wolf 2 fahren wir gerne, den wollen wir nicht mehr hergeben, dann wurde das Projekt erfolgreich realisiert.

* Alle Namen zum Schutz der Personen abgekürzt.