Seeminen sind auch aktuell eine Gefahr. Jüngst sperrte die türkische Marine vorsorglich den Bosporus, die Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer, nachdem hier eine losgerissene Ankertaumine gesichtet wurde.
Dieser Seeminentyp ähnelt einer schwimmenden Boje, wird aber in der Regel von einem Festmacher oder Haltegurt knapp unter der Wasseroberfläche verborgen und explodiert bei Kontakt mit einem Schiffsrumpf. Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine beschuldigten sich beide Seiten gegenseitig, für die losgerissene Seemine verantwortlich zu sein.
Anders als Antipersonenminen sind Seeminen nicht international geächtet. Das 8. Haager Abkommen erlaubt Staaten, in bewaffneten Konflikten ihre Häfen und Küsten gegen feindliche Angriffe von Seeseite zu schützen. Allerdings müssen diese Sperren wirksam überwacht und muss die zivile Schifffahrt über die Verminung informiert werden. Entsprechend hatte die Ukraine eine Warnung ausgesprochen, als sie ihre Küstengewässer im Nordwesten des Schwarzen Meeres im März angesichts der russischen Invasion großflächig verminte.
Schutz der Häfen, Blockade von Seewegen
Günstig zu beschaffen, einfach zu transportieren und leicht zu verlegen, sind Seeminen ein relativ simples Mittel der maritimen Kriegsführung. Sie können ganze Seegebiete für den Feind blockieren, weil nur die eigenen Kräfte die sichere Passage durch ein Minenfeld kennen. Schon in den beiden Weltkriegen verlegten die Kriegsparteien in großem Umfang Seeminen in Nord- und Ostsee, aber auch auf Schifffahrtsrouten im Pazifik.
Bis heute schlummern allein in der Ostsee noch geschätzt bis zu 100.000 Seeminen am Meeresgrund. Meist handelt es sich dabei um Bodenminen, die auf akustische Signale durch Schiffsschrauben und Motorengeräusche reagieren, oder magnetische Zünder haben, die durch das Magnetfeld eines metallenen Schiffsrumpfes ausgelöst werden. Einige Küstengewässer vor dem Baltikum, aber auch im Mittelmeer, sind daher bis heute Sperrgebiet – und Raum regelmäßiger NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übungen zur Unschädlichmachung von Seeminen.
Unsichtbar für Seeminen – mit dem Magnetfeldsimulator
Seeminen unschädlich zu machen, zählt zu den Daueraufgaben der Minenjagdboote der Marine. Doch Minenjagdboote sind magnetisch – so wie alle Schiffe aus Stahl. Zwar sind sie bereits größtenteils aus amagnetischem Stahl gefertigt. Dieser Werkstoff ist aufgrund seiner besonderen Eigenschaften jedoch nicht an allen Stellen im Schiffbau einsetzbar. Zudem produzieren elektronische Anlagen elektromagnetische Felder, die für Seeminen erkennbar sind.
Dieser Gefahr wirkt der Erdmagnetfeldsimulator der Wehrtechnischen Dienststelle 71 entgegen. Durch die virtuelle Verlegung ins Einsatzgebiet und Anpassung an das dortige Magnetfeld werden die Minenjagdboote nahezu unsichtbar für Seeminen: ein hochkomplexer Prozess und zugleich eine einzigartige Fähigkeit der Bundeswehr, die auch die Seestreitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnispartner nutzen.