„Es ist gut, sie zu haben“ – Bundespräsident besucht Gebirgsjäger
„Es ist gut, sie zu haben“ – Bundespräsident besucht Gebirgsjäger
- Datum:
- Ort:
- Bad Reichenhall
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- 5 MIN
„Ich halte es für notwendig, unseren Soldatinnen und Soldaten Respekt zu zeigen und Dank zu zollen. Besonders die Gebirgsjäger sind an schwierigen Einsätzen beteiligt und haben dabei oft nicht die einfachsten Aufgaben.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 18. Juli die Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 besucht. Er informierte sich über die aktuelle Lage in der Gebirgstruppe. Das persönliche Gespräche mit den Infanteristen war ihm besonders wichtig.
Bis zu 2.286 Meter ragen die Gipfel der Reiteralpe in die Höhe und der östliche Teil der Reiteralm gehört zum Nationalpark Berchtesgaden. Der Hochgebirgsübungsplatz der Gebirgsjäger liegt auf etwa 1.700 Metern. Dort sind die Gebirgsjäger zu Hause, genau für diese spezielle Umgebung sind sie ausgebildet und ausgerüstet. Hier trifft Steinmeier auf die Soldaten der Gebirgsjägerbrigade. Eine NHNATO-Helicopter-90-Besatzung aus dem Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten setzt den Bundespräsidenten punktgenau mit dem Hubschrauber inmitten des Übungsplatzes ab. Der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade, Brigadegeneral Michael Bender, begrüßt das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, ein kurzer persönlicher Austausch folgt.
Für das Besondere gemacht
Mit April dieses Jahres wurde die Gebirgsjägerbrigade 23 der Division Schnelle Kräfte unterstellt. Somit sind die leichten und schnellen Kräfte des Heeres in einer Division zusammengefasst. „Mit unserem einzigartigen Fähigkeitsprofil stärken und erweitern wir die Einsatzoptionen der Division und legen so einen noch deutlicheren Fokus auf die Landes- und Bündnisverteidigung“, beschreibt Bender. Die Gebirgsjäger sind auf Einsätze im Gebirge, Hochgebirge, unter arktischen Bedingungen und sogar in der Wüste spezialisiert. Dabei agieren sie absolut autark. „Die Brigade ist damit befähigt, Kräfte für das gesamte Intensitäts- und Aufgabenspektrum der Bundeswehr in schwierigem Gelände und unter extremen Witterungsbedingungen zu projizieren“, beschreibt der Kommandeur. Auch im August dieses Jahres beweisen die Gebirgsjäger ihre Expertise und werden das letzte Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Afrika bestreiten.
Zur Verteidigung eingerichtet
Wie kämpfen die Soldaten gegen feindliche Kräfte in einer solch besonderen alpinen Umgebung? Oberstleutnant Sebastian Becker, Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 232, begrüßt den Bundespräsidenten an seiner Station. „Ich bin sehr gespannt und freue mich, Ihnen, aber auch Ihren Soldaten bei ihren Aufträgen über die Schulter sehen zu dürfen“, erwidert Steinmeier. „Wir haben uns hier auf dem Hochplateau zur Verteidigung eingerichtet und erwarten eine feindliche Luftlandung“, steigt der Bataillonskommandeur in seine Moderation ein. „Wir wollen zeigen, welche Fähigkeiten wir zur Landes- und Bündnisverteidigung und somit auch zeitgleich zur Verteidigung des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisses bereitstellen“, so Becker. Es gehe darum, Optionen des Handelns anzubieten, sei es etwa im eisigen Norden Norwegens wie bei der Übung Cold Response oder hier unter hohen Temperaturen in alpiner Umgebung wie der Reiteralpe.
Das Gefecht werde durch ganz bestimmte Fähigkeiten getragen, beschreibt Becker weiter. „Fähigkeiten, die etwa beginnen bei unseren Führungseinrichtungen inklusive der Aufklärung im Gebirge, dazu die Gebirgslogistik mit den Tragtieren und natürlich unseren soldatischen Fähigkeiten, etwa der Einsatz von Feldposten mit Scharfschützen zur Sicherung und ganz klar die Verteidigung der Fähigkeit zum Kampf.“ Schnell ist Steinmeier mit den Soldaten aus der Befehlsstelle des Kommandeurs im Gespräch und erhält Einblick in deren Arbeitsweise. Auch die Aufklärung ist ein wichtiges Element und so stehen die Gebirgsaufklärer auch aus diesem Bereich dem Bundespräsidenten Rede und Antwort. Die Gebirgsaufklärer operieren stets unerkannt und vor den eigenen Linien.
Mobil auch unter schwersten Bedingungen
„Es ist beeindruckend, mit welcher Professionalität, aber auch Hingabe und Motivation die Soldaten in dieser Umgebung ihr Handwerk beherrschen“, beschreibt Bundespräsident Steinmeier seine Eindrücke auf dem Rundgang über das Plateau der Reiteralpe. Ein besonderer Höhepunkt neben der Vorstellung der Scharfschützen, des Stellungsbaus, der Wirkung schwerer Waffen und von Aufklärungsmitteln ist der Einsatz der typischen Helfer der Gebirgsjäger. „Wenn das Gelände zu extrem wird und wir mit der Technik nicht weiterkommen, stellen wir den Transport von allem, was wir für den Kampf benötigen, mit unseren Tragtieren, unseren Mulis, sicher“, so eine Verantwortliche des Versorgungsmarsches. „Es sind die besonderen Eigenschaften der Mulis, die sich aus der Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst ergeben.“ Gerade in Bezug auf das aktuelle Geschehen zeigt sich, dass Logistik eine nicht zu unterschätzende Größe bei militärischen Einsätzen ist. Die Soldaten zeigen, dass das Tragtierwesen keineswegs Relikte vergangener Tage ist, sondern ein sehr bewährtes logistisches Element bei militärischen Operationen in schwierigem Gelände. Schwerpunkt ist dabei die Versorgung der Infanteristen unter anderem mit Wasser, Waffen und Munition. Je nach Alter, Größe, Trainings- und Ausbildungsstand der Tiere und ihrer Führer transportieren sie in fast jedem Gelände und bei jeder Witterung Last von bis zu 120 Kilogramm.
Dialog und Dankbarkeit
Den Lenzenkaser, einer Berghütte auf der Reiteralpe, nutzt der Bundespräsident für Gespräche mit den eingesetzten Soldatinnen und Soldaten. Er möchte wissen, was die Soldaten in diesen Zeiten umtreibt, welche Ansichten sie haben, aber auch Sorgen, welche die Soldaten oder auch deren Angehörigen beschäftigen. Ausrüstung ist eines der Topthemen, das die Soldaten als Erstes ansprechen. Es seien teilweise die kleinen Ausrüstungsgegenstände, die die Einsatzbereitschaft der Soldaten aber erhöhen. Dazu gehörten Nachtsichtgeräte, Kälteschutzbekleidung, Zelte, Rucksäcke, Ski-Ausrüstung oder auch Kletterausstattungen. Der Prozess laufe und die Ausrüstung komme auch in der Truppe an, doch es könnte schneller gehen, so die einhellige Meinung der Soldaten. Für Steinmeier auch ein Thema: die Verlagerung des Auftragsschwerpunktes vom Internationalen Krisenmanagement hin zur Landes- und Bündnisverteidigung. Die Soldaten bekunden, dass das für sie zwar ein Wandel sei, aber keine große Herausforderung bedeute. Sie wollten sinnstiftend eingesetzt werden und gerade in der heutigen Zeit jeden Tag merken, warum sie Soldatin oder Soldat geworden seien, sagen sie.
Steinmeier zeigt sich am Ende seines Besuches, „tief beeindruckt und spürt große Dankbarkeit gegenüber den Männern und Frauen, ganz besonders gegenüber den Gebirgsjägern, die tagtäglich in der Bundeswehr ihren Dienst tun. Es sei gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die jeden Tag für uns einstehen„, so der Bundespräsident abschließend.