Drei Nationen greifen über die Weser an
Informationslehrübung- Datum:
- Ort:
- Minden
- Lesedauer:
- 4 MIN
Angriff – ist der Auftrag. Bei Minden ist die Weser bis zu einhundert Meter breit. „In dieser Dimension stellt der Fluss ein beachtliches Panzerhindernis dar und doch ist der Angriff möglich“, beschreibt Oberstleutnant Helge Lammerschmidt die Aufgabe. Deutsche, Briten und Amerikaner, insgesamt 400 Soldatinnen und Soldaten, zeigen, wie solch ein Angriff funktioniert.
Soldaten aus drei Ländern zeigen während der Ausbildungs- und Informationslehrübung 2019, kurz ALÜAusbildungslehrübung, wie sie über ein Gewässer hinweg angreifen können
Bundeswehr/Maximilian SchulzBei der Landes- und Bündnisverteidigung ist es eines der größten Herausforderungen: „Angriff über das Wasser ist immer ein neuralgischer Punkt. Fähigkeiten vorhalten, organisieren, professionell und schnell der Kampftruppe das Überqueren der Gewässer zu ermöglichen“, sei dabei der Kern, sagt Lammerschmidt. Er ist Kommandeur des Panzerpionierbataillons 130 aus Minden. Seine Soldaten sind mit dieser Übung, dem sogenannten Kriegsbrückenschlag, ein Teil der Informationslehrübung 2019 der Bundeswehr.
Oberstleutnant Helge Lammerschmidt ist der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 130. Er ist verantwortlich für den Teil der Lehrübung „Angriff über ein Gewässer“.
Bundeswehr/Maximilian Schulz
USUnited States-Amerikaner sichern aus der Luft die deutsche Infanterie am Boden
Bundeswehr/Maximilian SchulzAufklärer müssen immer wissen, was der Feind gerade macht, noch besser, was er plant. Dies herauszufinden, ist zugleich ihre Aufgabe. In einer sehr frühen Phase eines Angriffes über ein Gewässer sind Informationen über den Gegner die Grundlage der ersten Planungen. Mit ihren Spähwagen Fennek steuern die Soldaten fast geräuschlos das Ufer an und sammeln Informationen über den Gegner. Kurz darauf nähern sich erste Infanteristen dem Gewässer.
Schnell und leise: Mit dem Schlauchboot setzen Grenadiere über. Der Brückenkopf muss gesichert werden.
Bundeswehr/Maximilian SchulzDas „Ausschalten“ von feindlicher Waffenwirkung ist oberstes Gebot, an Land wie auch in der Luft. Das schafft die Voraussetzung für einen Gewässerübergang. Mit einem Brückenkopf sichern Infanteristen auf dem gegenüberliegenden Ufer einen Geländeabschnitt für den Bau der Übergangsstellen. Er muss feindfrei sein. Mit Helikoptern und Schlauchbooten setzen Infanteristen auf das generische Ufer über und bilden eine sichere Zone. Um den Brückenkopf herum darf der Feind nicht zum Zug kommen.
Pioniertaucher schaffen alles, was unter Wasser stört, einfach weg
Bundeswehr/Maximilian SchulzMit dabei auch Pioniere, die zum Beispiel die Gewässerbreite und Uferbeschaffenheit erkunden. Das sind nur zwei der zahlreichen Faktoren, um den Bau eines sicheren Übergangs zu gewährleisten. Wenn es sein muss, räumen die Pioniere störende Hindernisse aus der Uferzone auch gleich aus dem Weg.
Auf der Schlauchbootschleppe haben die Grenadiere ihr Boot zum Übersetzen an das andere Ufer immer dabei
Bundeswehr/Maximilian SchulzInzwischen setzen immer mehr Infanteristen auf das jenseitige Ufer über. Auf einer provisorischen Schlauchbootschleppe haben die Grenadiere ihr Boot dabei.
Hauptfeldwebel Vitalis Bauer ist sehr stolz, „seine“ Amphibien auf der Lehrübung zeigen zu können
Bundeswehr/Maximilian SchulzMit dem Ausbau der Sicherung des Brückenkopfes und getreu dem Motto „Wo kein Weg ist, wird einer gemacht“, schlägt die Stunde der Pioniere. Hauptfeldwebel Vitalis Bauer ist seit 2005 Soldat und Pionier, die Schwimmschnellbrücke Amphibie M3 ist sein Steckenpferd. Es ist ein amphibisches Vierradfahrzeug mit Allradantrieb. Es kann im Wasser und zu Land bewegt und eingesetzt werden. Mit der Amphibie M3 können Schwimmbrücken gebaut werden oder sie kann als Fähre fungieren. Eine Fähre aus zwei Amphibien dieses Typs ist in der Lage, einen Kampfpanzer zu transportieren. Eine 100 Meter lange Schwimmbrücke kann mit acht M3 in weniger als 20 Minuten gebaut werden.
Aus ihren Stellungen rollen die Amphibien auf die Brückenstellen zu. Noch in der Fahrt klappt die Besatzung die Schwimmkörper aus. Ohne zu stoppen, taucht die Amphibie mit einer gewaltigen Bugwelle in das Wasser.
Die Schwimmschnellbrücke Amphibie M3 ist auf der Straße und im Wasser zu Hause. An der einfarbigen Lackierung sind die britischen Amphibien zu erkennen.
Bundeswehr/Maximilian Schulz„Mit unseren Amphibien sind wir hochmobil und können alle in der NATONorth Atlantic Treaty Organization vorhandenen Gefechtsfahrzeuge entweder in Form einer Fähre oder einer kompletten Schwimmbrücke über Gewässer transportieren“, beschreibt Bauer seine Amphibie. In der Übung baut er mit seinen Soldaten eine Vierfachfähre.
Im Wasser werden aus mehreren Amphibien eine Fähre oder auch eine ganze Schwimmbrücke zusammengesetzt
Bundeswehr/Maximilian Schulz„Das geht schnell, in unter sieben Minuten koppeln wir die Amphibien zusammen. Da ist es egal, ob wir das mit rein deutschen Besatzungen machen oder mit unseren britischen Kameraden.“ Der 35-Jährige ist stolz darauf, gemeinsam mit den Kameraden der 23 Amphibious Engineer Squadron der britischen Armee über diese in der NATONorth Atlantic Treaty Organization einzigartige Ausstattung und Fähigkeit zu verfügen.
In Minden sind mittlerweile zwei deutsche und eine britische Amphibienkompanie zu Hause. Doch die Amphibien sind nicht die einzigen, die den Gewässerübergang sicherstellen.
Die Faltschwimmbrücke wird aus pontonartigen Schwimmkörpern zusammengesetzt und mit Motorbooten manövriert
Bundeswehr/Maximilian SchulzEinige hundert Meter weiter bauen Pioniere des schweren Pionierbataillons 901 aus Havelberg aus zehn Brückenteilen mit fünf Motorboten des Typs M3 eine Faltschwimmbrücke. Im Vergleich zur sehr mobilen amphibischen Brücke, der Amphibie M3, können sich auf der Faltschwimmbrücke sogar kleinere Fahrzeuge im Gegenverkehr begegnen. Sie liegt dafür fest verzurrt auf dem Wasser. Damit sind zwei Wege für die schweren Gefechtsfahrzeuge über die Weser in Richtung Angriff frei.
Nach einer Belastungsprobe mit dem Bergepanzer rollen Gefechtsfahrzeuge über die Faltschwimmbrücke
Bundeswehr/Maximilian SchulzZum Greifen nah erleben der Offiziernachwuchs und die Gäste der Informationslehrübung 2019 den Angriff über die Weser. Kräfte, Raum und Zeit sind militärisch gesehen wichtige Bausteine zur Planung eines solchen Angriffes. Was in Wirklichkeit fast 48 Stunden dauert, haben die Besucher der Übung in gut einer Stunde erklärt und gezeigt bekommen.
„Wir wollten die komplexen Zusammenhänge einer militärischen Operation, den Angriff, bildlich und plakativ vermitteln“, erklärt Kommandeur Lammerschmidt abschließend. Dabei dankte er auch den Soldatinnen und Soldaten aus 16 weiteren Standorten, die diese Vorführung unterstützt haben.