Fernspäher – die „Augen des Heeres“
Egal ob zu Land, Luft oder Wasser – die Fernspähkompanie ist weltweit einsetzbar und versorgt die Truppe mit Informationen über den Feind.
Fernspäher werden per Fallschirmsprung tief hinter feindlichen Linien abgesetzt. Dort klären sie über Wochen den Feind auf. Doch bevor die Soldaten der Fernspähkompanie 1, der einzigen im Heer, ein Flugzeug besteigen, trainieren sie realitätsnah den Sprung in einem Windkanal. Hier können sie ihre Bewegungen unter Aufsicht optimieren.
Im Windkanal von Bottrop genießen die Fernspäher ein spezielles Training. Hier können sie den freien Fall simulieren und ihre Bewegungen dabei optimieren.
Bundeswehr/Mario BährNoch vor ein paar Jahren gab es in Europa lediglich einen einzigen Windkanal. Mittlerweile gibt es mehrere davon, nicht nur zum Vergnügen oder für die ersten Schritte hin zum Fallschirmspringen. Auch für die Weiterbildung und Optimierung von aktiven militärischen Springern, also auch Fallschirmjägern und Kommandosoldaten, bietet sich diese wetterunabhängige Trainingsmöglichkeit sehr gut an.
Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass diese Form der Ausbildung kostengünstiger ist als ein richtiger Fallschirmsprung. Das Training in einem Windkanal kann zusätzlich zur Verbesserung der Fähigkeiten und der Sicherheit der Springer beitragen. Dennoch kann ein realer Sprung aus einem Luftfahrzeug mit einem Fallschirm am Ende nichts ersetzen.
Oft ist die subjektive Wahrnehmung eines Sprungs deutlich anders als der objektive Ablauf. Damit jeder aus seinen Fehlern lernen kann, wird jeder aufgezeichnete Sprung mit dem Ausbilder ausgewertet.
Bundeswehr/Mario BährDas Training der Fernspäher im Windkanal im Ruhrgebiet geht über mehrere Tage. Um die Zeit im Kanal optimal zu nutzen, wird jeder Flug aufgezeichnet. Damit die Übenden aus ihren Fehlern lernen und ihre Flugmanöver optimieren können, wird jedes Video ausgewertet. Denn oft ist die eigene Wahrnehmung über die Haltung in der Phase des freien Falls eine ganz andere als der reale Ablauf. Jede kleinste Bewegung kann bei einer Geschwindigkeit von mehr als 200 Kilometer pro Stunde eine Menge ausmachen. So hat jeder auch die Möglichkeit, sich selbst dabei zu sehen und dann mit anderen Kameraden zu vergleichen, ob diese möglicherweise etwas besser machen.
Ein Flug im Windkanal dauert zwei Minuten – ausreichend Zeit, um viele Flugmanöver zu trainieren und Abläufe zu festigen. Bei einem Fallschirmsprung wären es maximal 60 Sekunden. Während dieser Zeit müssen die Springer auch ständig den Höhenmesser im Blick behalten und sich auf das Öffnen des Fallschirms vorbereiten. Das ist im Windkanal nicht nötig.
Am Ende der Weiterbildung können die Soldaten auf engstem Raum beweisen, dass sie auch zu dritt und unter Zeitdruck ihre Bewegungen beherrschen und kontrollieren können
Bundeswehr/Mario BährErst übt jeder Soldat im Windkanal ohne, später mit Gepäck – ein höherer Schwierigkeitsgrad. Mit kompletter Ausrüstung muss die Windgeschwindigkeit im Kanal erhöht werden, denn die Fallgeschwindigkeit steigt aufgrund des höheren Gesamtgewichts. Eine Gefahr ist nun, dass das Gepäck verrutscht. Kraft und Geschicklichkeit sind dabei gefragt, nur so lässt sich der Flug kontrollieren.
Damit es nicht zu langweilig wird, sitzt zudem ein Kamerad draußen vor der Scheibe und hält verschiedene Schilder hoch. Darauf stehen Problematiken, die bei einem Freifallsprung auftreten können. Jetzt wird ein besonderes Augenmerk auf das Sicherheitstraining gelegt. So können die spezialisierten Soldaten realitätsnah, aber sicher die verschiedenen Szenarien durchspielen – stets begleitet von einem Ausbilder, der auch sofort Feedback gibt.
Zum Ende der Weiterbildung gibt es für die Fernspäher noch eine Herausforderung. Unter Zeitdruck und auf engstem Raum müssen sie zu dritt beweisen, dass sie alles Gelernte umsetzen können. Kontrolliert werden verschiedene Positionen angeflogen. Die enganliegenden Anzüge bieten weniger Luftwiderstand, somit wird das Fliegen etwas schwieriger.
Am Anfang geht es mit einem Instruktor zusammen in den Windkanal
Bundeswehr/Mario Bähr
Selbst mit Ausrüstung geht es schnell mehrere Meter hoch
Bundeswehr/Mario Bähr
Bei fast 250 Kilometer pro Stunde Windgeschwindigkeit reicht schon die kleinste Bewegung aus, um die Flugrichtung zu ändern. Auch kann die Position instabil werden.
Bundeswehr/Mario Bähr
Wichtiger Teil der Ausbildung ist das Sicherheitstraining im freien Fall. Hier können die Soldaten realitätsnah, aber sicher verschiedene Problemfälle durchgehen. Diese zeigt ein dritter Soldat außerhalb des Windkanals mit einem Schild an.
Bundeswehr/Mario Bähr
Egal ob zu Land, Luft oder Wasser – die Fernspähkompanie ist weltweit einsetzbar und versorgt die Truppe mit Informationen über den Feind.