Heer
Komplexe Verletzungsmuster

Gesichtstraumata richtig versorgen

Gesichtstraumata richtig versorgen

Datum:
Ort:
Seedorf
Lesedauer:
4 MIN

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Sanitätsausbildung ist für Soldatinnen und Soldaten überlebenswichtig. Bei den Seedorfer Fallschirmjägern wird diese Ausbildung erweitert durch Vorträge zu vielfältigen Themen der Traumamedizin. Dabei geben hoch spezialisierte Oral- und Gesichtschirurgen Einblick in ihre Fachgebiete. So erlangen die Soldaten wertvolle und lebensrettende Tipps für die Erstversorgung.

Kniend versorgen zwei Soldaten einen Verletzten am Kopf.

Erstversorgung steht für alle Soldatinnen und Soldaten auf dem Dienstplan. Einsatzhelfer A und B sind aufeinander aufbauende Qualifikationen. Eine gute Erstversorgung ist immer eine Basis für die weitere Behandlung durch Spezialisten.

Bundeswehr/Marco Dorow

Im Gefecht oder bei Übungen sind Verwundungen nicht ausgeschlossen. Jeder Soldat wird deswegen in der Ersten Hilfe ausgebildet. Einsatzersthelfer A heißt diese Ausbildung und ist mit dem zivilen Erste-Hilfe-Kurs vergleichbar. Die Soldaten erhalten jedoch für Einsatzszenarien weitere Ausbildungen, die speziell auf den Soldatenberuf zugeschnittene Themen beinhalten. Sie müssen darauf vorbereitet sein, gänzlich andere Verletzungsmuster als gewohnt zu versorgen und auch unter hohem Stress handlungssicher sein. Eine qualitative Steigerung ist die Ausbildung zum Einsatzersthelfer B. Themen wie das Anlegen von Zugängen, Atemwegsentlastungen, Atemwegssicherung werden bei dieser Ausbildung geübt. Auch hat der Ersthelfer B zusätzliche Medikamente und medizinische Ausstattung bei sich. Doch nicht nur jeder kämpfende Soldat muss auf solche extremen Situationen vorbereitet werden. Auch die Ärzte der Bundeswehr in ihrer Fachrichtung müssen im Ernstfall routiniert handeln.

Der Fachmann für das Gesicht

Ein Soldat steht vor einer großen Leinwand, darauf sind Bilder eines Verletzten und seines Heilungsweges.

Der Heilungsweg eines Patienten: Oberst Prof. Dr. Dr. Nils Claudius Gellrich zeigt auf, welche Möglichkeiten die Mund-, Kiefer-, Gesichts-Chirurgie bietet

Bundeswehr/Markus Mader

Oberstarzt der Reserve Prof. Dr. Dr. Nils Claudius Gellrich, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover, ist seit Jahren der Bundeswehr eng verbunden. Als Mitglied des Wehrmedizinischen Beirats berät er die Bundeswehr in den spezifischen Fragen zum Schwerpunkt der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Regelmäßig nimmt sich Gellrich Zeit und stellt seine Fähigkeiten im Rahmen seiner Wehrübungen dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm zur Verfügung. Fünf Sanitätsoffiziere haben bereits ihre Facharztausbildung zum Oralchirurgen ganz oder anteilig in seiner Abteilung absolviert. Zwei von ihnen krönten ihre Ausbildung mit einer Habilitation. Dabei legte der Professor stets größten Wert auf eine breit gefächerte Ausbildung. Als Fachzahnärzte für Oralchirurgie im Dienst der Bundeswehr werden seine Schüler häufig mit komplexen Verletzungsmustern konfrontiert. Insbesondere in Auslandseinsätzen müssen solche Situationen schnellstmöglich und konzentriert bewältigt werden.

Hospitation an der Hochschule möglich

Vom Engagement Gellrichs profitiert nicht nur das Sanitätspersonal. Er leistet auch einen unschätzbaren Beitrag bei der Aus- und Weiterbildung der Soldaten des Fallschirmjägerregiments 31. Die Soldaten aus dem niedersächsischen Seedorf können ihre Ausbildung durch eine Hospitation an der Medizinischen Hochschule Hannover erweitern. Sie erhalten Einblicke in alle Arbeitsbereiche der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, die ihre Arbeit für den Einsatz bereichern.

Oberfähnrich Daniel Hold war als Gruppenführer der 2. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 Teilnehmer einer solchen Weiterbildung. „Dieser Tag rundete meine Ausbildung zum Einsatzhelfer B als Höhepunkt ab. Ich hätte nie gedacht, dass man uns an in so kurzer Zeit so tiefen Einblick verschaffen könnte. Man ließ uns weit über den Tellerrand hinausblicken“, beschreibt der Oberfähnrich begeistert. Darüber hinaus nutzte Prof. Dr. Dr. Gellrich seinen Besuch in Seedorf, um dem Führungspersonal des Regiments sowie dem medizinischen Fachpersonal des Standortes innerhalb seines Vortrages wertvolle Einblicke in die „Traumatologie des Gesichtsschädels“ zu geben. „Entscheidend für das Überleben eines Traumapatienten sind ein beherztes Eingreifen, Luft- und Flüssigkeitszufuhr“, wie der Professor in seinem anschaulichen Vortrag abschließend erklärte.

Ein Spezialist in Seedorf

Ein Arzt steht links von einem liegenden Patienten mit offenem Mund und behandelt ihn, rechts eine Arzthelferin.

Oberfeldarzt Dr. Marcus Schiller bei einer mund-, kiefer-, gesichtschirurgischen Behandlung in seinem Labor der Zahnarztgruppe Seedorf

Bundeswehr/Markus Mader

Einer der beiden Fachärzte mit Habilitation, die ihre Ausbildung bei Prof. Dr. Dr. Gellrich genossen, ist Oberfeldarzt Dr. Marcus Schiller. Er ist seit 21 Jahren Soldat und derzeit der einzige habilitierte Fachzahnarzt für Oralchirurgie der Bundeswehr.

Als Oberfeldarzt ist er in der Oralchirurg der Zahnarztgruppe Seedorf eingesetzt. Stets um die Weiterentwicklung seines Fachbereichs bemüht, steht Dr. Schiller neben seiner Tätigkeit in Seedorf in engem Kontakt mit der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Rahmen einiger Sonderforschungsvorhaben betreut er aktuell sechs Sanitätsoffiziere mit wehrmedizinischen Fragestellungen in enger Kooperation mit dem Schifffahrtmedizinischen Institut der Marine und dem Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe. Nebenbei ist er in der Lehre tätig und einer der Prüfer im Staatsexamen an der Medizinischen Hochschule Hannover. Zudem unterrichtet er in der postuniversitären modularen Ausbildung und dem Schiffsarztlehrgang. Dabei bringt er seine vielfältigen Erfahrungen aus zahlreichen Auslandseinsätzen als große Bereicherung in seine tägliche Arbeit, Forschung und Lehre ein.

Enger fachlicher Transfer

Die enge Kooperation der Bundeswehr mit der Medizinischen Hochschule Hannover, einerseits durch Oberstarzt Prof. Dr. Dr. Gellrich im Wehrmedizinischen Beirat und andererseits durch Oberfeldarzt Schiller als Oralchirurg in der regionalen Sanitätseinrichtung, ermöglicht einen engen fachlichen Transfer in beiden Richtungen. Dies empfinden beide Seiten stets als äußerst fruchtbar.

Dem Fallschirmjägerregiment 31 aus dem niedersächsischen Seedorf steht damit ein einmaliges Tool zur Verfügung, um die Ausbildung der Einsatzhelfer B im Aktionsfeld der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover zu erweitern. Im Einsatz kommt dieser Kompetenzzuwachs im Ernstfall unmittelbar zugute und erhöhen damit die Einsatzbereitschaft des Fallschirmjägerregiments 31. 

von Markus Mader

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