Heer
Von der Alarmierung bis zum Gefecht

Heer und NATO-Partner starten 2024 ein Großmanöver

Heer und NATO-Partner starten 2024 ein Großmanöver

Datum:
Ort:
Strausberg
Lesedauer:
4 MIN

Quadriga 2024 ist die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Das Deutsche Heer steht dabei im Mittelpunkt. Mehr als 12.000 Soldaten trainieren – sichtbar in der Öffentlichkeit – die Alarmierung und Verlegung von nationalen und multinationalen Landstreitkräften. Damit leistet Deutschland einen signifikanten Beitrag zur Abschreckung an der Ostflanke der Allianz. 

Auf einem Feld im Winter bei aufgehender Sonne steht ein Panzer.

Der Leopard 2 A7V ist der modernste Kampfpanzer der Bundeswehr. An der Übung Quadriga 2024 werden zahlreiche Soldatinnen und Soldaten des Deutschen Heeres mit ihren Gefechtsfahrzeugen beteiligt sein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Bundeswehr/Bill Drechsler

Die Übungen der Bundeswehr und der NATO müssen sich künftig mehr an den Erfordernissen der Landes- und Bündnisverteidigung orientieren. Dies ist die praktische Konsequenz der Zeitenwende. Bei dem Großvorhaben Quadriga 2024 steht die Bundesrepublik Deutschland im Mittelpunkt. Sie übernimmt Führungsverantwortung, stellt Streitkräfte bereit und dient als riesige Drehscheibe für die erforderlichen Truppenaufmärsche nationaler und internationaler Kräfte. So demonstriert Deutschland seine Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit als NATO-Partner. Die damit verbundenen erhöhten Übungstätigkeiten sind zudem notwendig, um die Einsatzbereitschaft und Fähigkeit zur Verteidigung weiter zu verbessern und Erkenntnisse zu gewinnen.

Aufgrund des Umfanges wird die Übung in Europa und insbesondere in der deutschen Öffentlichkeit für alle Bürgerinnen und Bürger sichtbar sein. Welche konkreten Auswirkungen es auf den Straßen-, Luft- und Seeverkehr geben wird und wie die Übung abläuft, darüber wird die Bundeswehr auf allen Medienkanälen umfassend informieren.

Was ist das Konzept von Quadriga 2024?

In den verschneiten Bergen posiert ein deutscher Soldat in Schneetarnfleck mit Gewehr.

Quadriga 2024 besteht aus mehreren Teilübungen. Eine davon ist Grand North. Hierbei werden deutsche Soldaten und ihre Verbündeten in den Norden des NATO-Bündnisgebiets verlegt.

Bundeswehr/Maximilian Schulz

Unter Quadriga 2024 fasst die Bundeswehr mehrere Großübungen in Deutschland und im Ausland zusammen und verbindet diese mit Übungsvorhaben ihrer Verbündeten. Gleich dem antiken Vorbild einer Quadriga, einem Viergespann, setzt sich das gleichnamige Großmanöver im Wesentlichen aus vier Teilübungen zusammen: Grand Center (Mitte Februar bis Ende Februar 2024), Grand North (Mitte Februar bis Mitte März 2024), Grand South (Ende April bis Ende Mai 2024) und Grand Quadriga (Mai 2024). Der Name verweist auch auf die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin, die symbolisch für Freiheit, Einigung und Stärke steht.

Deutscher Anteil einer noch größeren NATO-Übung

Die Militärübung Quadriga 2024 erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Monaten. Sie ist der deutsche Beitrag zur NATO-Großübung Steadfast Defender 2024. Quadriga soll zeigen, dass die Bundeswehr entschlossen und befähigt ist, entscheidend zur Verteidigung der NATO-Ostflanke beizutragen.

Steadfast Defender 2024 besteht aus einem maritimen Übungsanteil mit Verlegung von Kräften von Nordamerika nach Europa (transatlantic reinforcement) und einem Übungsanteil in Europa, der überwiegend durch den Einsatz von Landstreitkräften geprägt sein wird. „An dieser Übung werden bis zu 40.000 Soldaten der Landstreitkräfte aller NATO-Mitgliedsstaaten in einem Übungsraum von Norwegen bis Rumänien beteiligt sein“, so ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums.

Schnelle Verlegung an die NATO-Ostflanke

Bei Quadriga geht es darum, die Fähigkeiten zur schnellen Verlegung eigener Kräfte an die NATO-Ostflanke nach Norwegen, Litauen, Rumänien oder Ungarn zu trainieren und dabei Erkenntnisse für den Einsatz der Landstreitkräfte zu gewinnen – von der Alarmierung bis zum multinationalen Gefecht. Weiterhin geht es um den Einsatz und die Führung von Truppen über einen längeren Zeitraum. Zusätzlich liefert die Bundeswehr über den gesamten Zeitraum wertvolle Unterstützung und Schutz für die Streitkräfte der NATO-Partner, die ihre Truppe und ihr Material durch Deutschland verlegen. Insgesamt ist Quadriga 2024 eine bundeswehrgemeinsame Anstrengung: von der Verlegung mit dem Territorialen Führungskommando über die Absicherung durch Feldjäger der Streitkräftebasis und den Transport mit der Luftwaffe bis zur übenden Truppe des Heeres. Bei Quadriga werden sie alle gemeinsam ihre Leistung unter Beweis stellen.

Wie ist Quadriga 2024 aufgebaut?

Die Übung besteht aus mehreren voneinander getrennt stattfindenden Einzelübungen. Gerade die Parallelität der Teilübungen und die Staffelung der eingesetzten Kräfte ist eine enorme Herausforderung, welche die Bundeswehr und ihre verbündeten Streitkräfte zu meistern haben. Nach der Alarmierung aller Kräfte wird zunächst die Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte) zum Einsatz kommen. Sie repräsentiert die Kategorie der Leichten Kräfte – schnell, schlagkräftig und weltweit einsetzbar. Mit der Gebirgsjägerbrigade 23 übt die Division Anfang 2024 bei der nördlichen Teilübung Grand North. Im Anschluss geht es bei der Übung Nordic Response um den Kampf unter extremen Wetterbedingungen, gemeinsam mit Norwegen und erstmals mit den neuen NATO-Partnern Finnland und Schweden sowie einer Vielzahl weiterer Partner. 

Parallel wird die Panzergrenadierbrigade 41 bei der Übung Allied Spirit in Hohenfels für zukünftige Landoperationen zertifiziert. Die Übung Grand Center in Zentraleuropa ist für die übergeordnete 1. Panzerdivision Voraussetzung für die Übung Dragon im März in Polen sowie die USUnited States-amerikanisch geführte Übung Saber Strike im Mai. Anschließend erprobt die Division in Litauen die im Heer neu eingeführte Kräftekategorie der Mittleren Kräfte, ausgestattet mit radbasierten Gefechtsfahrzeugen.

Dazu parallel werden bei der Teilübung Grand South und anschließend bei Swift Response Fallschirmjägerkräfte der DSKDivision Schnelle Kräfte die schnelle Verlegung und den Einsatz an der südlichen Ostflanke Europas trainieren. Als Übungshöhepunkt und Schwerpunkt des Jahres wird die 10. Panzerdivision bei Grand Quadriga die Verlegung und den geschlossenen mechanisierten Einsatz mit Kampf- und Schützenpanzern üben. Damit leistet die Truppe in Litauen einen sichtbaren Beitrag zur Rückversicherung der Alliierten.

Die Übung Quadriga 2024 im Überblick

  • Auf einer Karte in blauen Farben sind schematisch Pfeile angeordnet. Sie zeigen die Truppenbewegung.

    Mit der Teilübung Grand North wird Quadriga im Frühjahr 2024 eingeleitet. Dabei werden Soldaten und Ausrüstung per Flugzeug, Bahn, Schiff und auf dem Landweg in den Norden Europas verlegt.

    Bundeswehr/PIZ Heer
  • Auf einer grafischen Karte sind schematisch Pfeile angeordnet. Sie zeigen Truppenbewegung.

    Bei Grand Center steht die schnelle Verlegung im Vordergrund. Die Mittleren Kräfte müssen ihren hohen Gefechtswert und ihre Schnelligkeit bei dem sich anschließenden Gefechtsschießen in Litauen beweisen. Ein Teil der Übung startet bereits im März.

    Bundeswehr/PIZ Heer
  • Auf einer Karte in blauen Farben sind schematisch Pfeile angeordnet. Sie zeigen die Truppenbewegung.

    Ergänzend werden auch die Fallschirmjäger gemeinsam mit internationalen Streitkräften ihre schnelle Verlegung unter Beweis stellen, um bei Grand South und Swift Response den Einsatz an der Südostflanke der NATO zu trainieren

    Bundeswehr/PIZ Heer
  • Auf einer Karte in blauen Farben sind schematisch Pfeile angeordnet. Sie zeigen die Truppenbewegung.

    Der Schwerpunkt des Jahres 2024 liegt bei der Teilübung Grand Quadriga: Die 10. Panzerdivision verlegt auf verschiedenen Wegen Soldatinnen und Soldaten mit Gefechtsfahrzeugen nach Litauen und zeigt dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf.

    Bundeswehr/PIZ Heer
von PIZ Heer