Heeressoldaten bilden mongolische Gebirgsjäger aus
Eine Gebirgsjägertruppe für die Mongolei: Bei Ulaanbaatar unterrichten deutsche Gebirgsjäger mongolische Soldatinnen und Soldaten theoretisch und praktisch. Insgesamt sechs Jahre dauert die Ausbildungsunterstützung des Deutschen Heeres. 2024 soll das mongolische Gebirgsjägerbataillon 331 einsatzbereit sein.
Seit 2019 fliegen deutsche Gebirgsjäger jährlich in die über 6.500 Kilometer entfernte mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar. Der Grund: Das Deutsche Heer unterstützt den Aufbau einer Gebirgsjägertruppe für die Mongolei. Um zu verstehen, wie es dazu kam, müssen wir knapp zehn Jahre zurückgehen.
Für die Ausbildungsunterstützung in der Mongolei sind große Entfernungen zu überbrücken
Bundeswehr/Jessica Schlag
Die mongolischen Streitkräfte sind schon lange ein gewachsener und zuverlässiger Partner der Bundeswehr. Das haben sie immer wieder seit 2011 bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support als Sicherungskompanie in Afghanistan unter Beweis gestellt. Für diesen Auftrag wurden sie über viele Jahre hinweg in der Mongolei von deutschen Soldatinnen und Soldaten ausgebildet. Auch die Gebirgsjägerbrigade 23 hat mehrfach diese Aufgabe übernommen. Bei den gemeinsamen Ausbildungen lernten die Mongolen die Fähigkeiten der deutschen Gebirgsjäger kennen und schon bald entstand der Wunsch nach einer eigenen Gebirgsjägertruppe. Im Jahr 2018 besuchte der damalige mongolische Verteidigungsminister Nyamaa Enkhbold den bayerischen Großverband in Bad Reichenhall und überzeugte sich selbst von dessen besonderem Fähigkeitsprofil. Bei dem anschließenden Treffen mit der ehemaligen Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen sagte diese der Mongolei eine Unterstützung beim Aufbau einer mongolischen Gebirgsjägertruppe zu. Geboren war das Mobile Training Team Mongolei.
Insbesondere die taktische Gebirgsausbildung durch die Heeresbergführer in den mongolischen Gebirgen und die Verfahren zum alpinen Bergsteigen bringen unseren Soldaten unglaublich viel. Das war für uns alles komplett neu. Deswegen bin ich sehr dankbar für die deutsche Unterstützung.
Die Gebirgsausbildung des Hochgebirgsjägerzuges aus Mittenwald findet für die mongolischen Kameraden im Terelj-Nationalpark statt, knapp 35 Kilometer östlich von Ulaanbaatar
Bundeswehr/Marco Dorow
Insgesamt sechs Module, jedes Jahr ein Modul, durchlaufen die etwa 70 mongolischen Kameradinnen und Kameraden von 2019 bis 2024, maßgeschneidert nach deutschem Gebirgsfähigkeitsprofil. Der Kontingentführer und deutsche Ausbildungsleiter, Oberstleutnant Johannes Schwegler, erklärt die Grundidee der Mission im Land des blauen Himmels: „Die modulare Gebirgsjägerausbildung ist ein aufeinander aufbauendes, sich fortentwickelndes und angepasstes Spezialtraining von alpinen Verfahrensweisen sowie gebirgsspezifischen Gefechtstechniken und Taktiken. Ziel dabei ist es, die Kameraden, die den Ausbildungsstand für ein Mittelgebirge haben, für das Hochgebirge fit zu machen.“ Die Ausbildung selbst erfolgt bis dato an zwei Standorten in unmittelbarer Nähe zur mongolischen Hauptstadt und wird gestemmt von knapp 50 deutschen Soldatinnen und Soldaten. Die Unterstützer kommen aus der Gebirgsjägerbrigade 23, den Gebirgsjägerbataillonen 232 und 233 sowie dem Sanitätsdienst Bischofswiesen.
Die deutsch-mongolische Führung hinter der Ausbildungsunterstützung Mongolei: Oberstleutnant Khorolgarav Zoljargal, Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 331 (l.), und der Kontingentführer, Oberstleutnant Johannes Schwegler
Bundeswehr/Marco Dorow
Die Schieß- und Gefechtsausbildung wurde in das Peace Support Operation Training Center (PSOTC) gelegt, circa 40 Kilometer westlich von Ulaanbaatar. Das klassische alpine Gebirgstraining läuft im Terelj-Nationalpark, östlich der Hauptstadt. „Die Rahmenbedingungen und natürlichen Gegebenheiten könnten für die Ausbildungsinhalte an beiden Stationen nicht besser sein“, berichtet der Kommandeur des mongolischen Gebirgsjägerbataillons 331, Oberstleutnant Khorolgarav Zoljargal. Die Soldatinnen und Soldaten seines Verbandes bilden nahezu 100 Prozent der Ausbildungsgruppe. Ihre Teilnahme ist unabdingbar, denn sie sind das zukünftige Rückgrat der mongolischen Gebirgsjägertruppe. Dafür haben die Kameraden knapp 1.750 Kilometer Anreise auf sich genommen. Denn das Gebirgsjägerbataillon 331 ist eigentlich in Sagsai, im Westen der Mongolei, beheimatet. Wenn alles nach Plan verläuft, findet dort ab nächstem Jahr die Hochgebirgsausbildung statt.
Auftragserfüllung in einem interessanten Land
Die Farben und das sogenannte Sojombo-Symbol der mongolischen Nationalflagge stehen neben Fortschritt und Wohlstand auch für Weisheit, Freiheitswillen, Friedenssehnsucht und Gerechtigkeit
Bundeswehr/Marco Dorow
Ein begehbares Reiterstandbild des Dschingis Khan, dem Gründer des Mongolischen Reichs, befindet sich südöstlich der Hauptstadt Ulaanbaatar. Es ist etwa 30 Meter hoch und steht auf einem rund 10 Meter hohen Gebäude mit 36 Säulen.
Bundeswehr/Marco Dorow
1,5 Millionen Einwohner hat die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar. Das ist knapp die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung.
Bundeswehr/Marco Dorow
Im Stadtverkehr der Hauptstadt sind Mut und Geduld gefragt. Das geordnete Chaos ist jedoch von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt.
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Die trockene Hochebene im Südwesten von Ulaanbaatar ist mit rund 1.500 Metern über dem Meeresspiegel einer von zwei Ausbildungsorten für die Gebirgsjäger
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Die Ausbildung im Gebirge verlangt körperliche Ausdauer und erschwert schnelle Bewegungen im Gelände
Bundeswehr/Marco Dorow
Wie sie bei Bewegungen am kahlen Berg möglichst wenig auffallen, erfahren die angehenden mongolischen Gebirgsjäger vom Profi
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Damit jeder weiß, was er zu tun hat, erläutert der Gruppenführer an einem Geländemodell, wie der nächste Übungsdurchgang ablaufen soll
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Mit den Tipps des Ausbilders und der Idee des Gruppenführers im Hinterkopf können die Soldaten auch im schwierigen Gelände bestehen
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Auf schnelle Bewegung und das entsprechende Überraschungsmoment kommt es auch an der Station Handstreich an, erklärt der Ausbilder
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Bei einer überfallartigen Aktion soll dem Gegner keine Möglichkeit bleiben, sich zu verteidigen
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Ziel ist es, wertvolle Informationen des Gegners zu erlangen und zum Beispiel Munition oder Ausrüstung zu erbeuten
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Der Terelj-Nationalpark unweit von Ulaanbaatar bietet mit seinen interessanten Felsformationen eine perfekte Umgebung für die Kletterausbildung der mongolischen Gebirgsjäger
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Die fordernde Kletterausbildung am Berg bildet die Grundlage für alle weiteren Ausbildungen der mongolischen Gebirgsjäger
Bundeswehr/Marco Dorow
Wegen ihrer bröseligen Struktur sind die Felsen im Nationalpark beim Klettern eine echte Herausforderung. Die Sicherung innerhalb einer Seilschaft ist deshalb besonders wichtig.
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Der Aufstieg wird durch die Sicherung nicht vereinfacht, sondern ist für die Soldaten im Falle eines Sturzes der Rettungsanker
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Geklettert wird in kurzen Abschnitten von einem sicheren Standplatz bis zum nächsten. Dies bietet auch die Möglichkeit, neue Kräfte für noch folgende Höhenmeter zu sammeln.
Bundeswehr/Marco Dorow
Der letzte Kletterer einer Seilschaft sammelt die benutzten Sicherungseinrichtungen ein, damit sie im nächsten Abschnitt wiederverwendet werden können
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Damit die Gebirgsjäger unter allen Umständen einsatzbereit sind, werden auch behelfsmäßige Techniken vermittelt, zum Beispiel das Anlegen von Seilen zu einem provisorischen Klettergurt
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Nach erfolgtem Aufstieg muss es auch wieder runtergehen. Was einfach aussieht, wird später mit Ausrüstung, Gepäck und Waffe schnell anstrengend.
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Grundlagen des Jagdkampfes
Hinterhalt in der mongolischen Steppe: Auf dem Übungsplatz des Peace Support Operation Training Center lernen mongolische Soldaten die Grundlagen des Jagdkampfes
Bundeswehr/Marco Dorow
In diesem Jahr läuft bereits das vierte Modul an. Nachdem in den Jahren zuvor der Fokus auf den Grundlagen der Sicherungs- und Kletterausbildung sowie Schießausbildungen gelegt wurde, geht es in diesem Jahr ans Eingemachte. Das heißt: sechs Wochen hochintensive Ausbildung im Jagd- und Gebirgskampf. Dafür werden die mongolischen Kameraden in zwei Ausbildungsgruppen unterteilt und jeweils drei Wochen am PSOTC (Gefechtsausbildung) und drei Wochen im Terelj-Gebirge (Gebirgsausbildung) trainiert. In der Steppe westlich Ulaanbaatars lernen die jungen Gebirgsjäger die Grundlagen des Jagdkampfes und werden durch erfahrene Ausbilder in den Einsatzgrundsätzen Handstreich, Hinterhalt und Versteckaufbau geschult. Das Erlernte gilt es dann, am Ende der drei Wochen, in einer großen Abschlussübung anzuwenden.
„Kommuniziert wird mithilfe von Sprachmittlern. Dafür haben die mongolischen Streitkräfte uns insgesamt sieben Kameraden zur Verfügung gestellt, die alle selbst in Deutschland an der Offizierausbildung teilgenommen haben“, erklärt Kontingentführer Schwegler. Im Terelj-Nationalpark läuft es ähnlich wie im Training Center. Unter Führung des Hochgebirgsjägerzuges aus Mittenwald verfestigen die Mongolen innerhalb von 21 Tagen alpine Techniken und Grundsätze militärischer Operationen im Gebirge. In diesem Jahr neu hinzukommen sind die planmäßige Bergrettung und das Arbeiten mit der Faserseilwinde. Nach drei Wochen wechseln dann die geteilten Ausbildungsgruppen auf die jeweils andere Seite Ulaanbaatars. Knapp 15 militärische Führer verbleiben jedoch durchgängig im Terelj-Nationalpark. Sie erhalten ein gesondertes Sechs-Wochen-Training im militärischen Bergsteigen und Gebirgskampf. Dabei ist das Ausbildungsniveau weit höher als bei vergleichsmäßigen Lehrgängen in Deutschland. Das ist auch nötig, denn diese Kameraden sollen später die eigene Gebirgsausbildung im Heimatstandort im Westen des Landes übernehmen.
Gebirgsexpertise versus Erfahrungsgewinn: Die Ausbildungsunterstützung in der Mongolei ist für beide Nationen eine Win-win-Situation
Bundeswehr/Marco Dorow
„Die mongolischen Kameraden sind hoch motiviert, arbeiten außerordentlich gut mit und sind vom Mindset her sehr professionell. Das ist schon beeindruckend und macht Freude auf mehr“, berichtet Stabsfeldwebel Sebastian Sachse. Er ist der Ausbildungsleiter des Hochgebirgsjägerzuges im Terelj-Nationalpark. Die ausgebildeten Kameraden jedenfalls sind begeistert von den deutschen Gebirgsjägern. „Wir sind froh, von dieser großen Erfahrung und Expertise profitieren zu können. Das ist eine gute Basis für die eigene Gebirgsausbildung in unseren Heimatbergen“, erzählt Feldwebel Erdene Tumur-Otschir kurz nachdem er im Handstreich einen feindlichen Lkw samt Besatzung erfolgreich überwältigt hat.
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Deutsche Mission für mongolische Gebirgsjäger: Seit 2019 trainieren Heeresgebirgsprofis aus Bayern 6.500 Kilometer von der Heimat entfernt mongolische Soldatinnen und Soldaten. Das Ziel: 2024 soll die Gebirgsjägertruppe in Sagsai einsatzbereit sein.
Im Jahr 2023 geht es dann für alle Beteiligten in das Hochgebirge, um das Erlernte in einem gesteigerten Schwierigkeitsgrad anzuwenden. Dafür prädestiniert ist der Heimatstandort des Gebirgsjägerbataillons 331 in Sagsai. Das dortige Gelände bietet optimale Bedingungen, um die Ausbildung auf die nächste Stufe zu heben und dem Ziel näherzukommen, dass die mongolische Armee ab 2024 über eine einsatzbereite Gebirgsjägertruppe verfügt. Klar ist: Beide Seiten werden alles dafür tun, dass das Gebirgstraining auch zukünftig erfolgreich gemeistert wird. Klar ist aber auch: In zwei Jahren wird die Ausbildungsunterstützung durch das Deutsche Heer enden. Was danach kommt, liegt in den befähigten Händen der mongolischen Kameraden.
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