Kampf auf 3.000 Metern: Die Hochgebirgsjäger des Heeres
Kampf auf 3.000 Metern: Die Hochgebirgsjäger des Heeres
- Datum:
- Ort:
- Bad Reichenhall
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ob an einem Berggrat in 3.000 Metern Höhe klettern, eine Eiswand bezwingen, sich aus einer Gletscherspalte retten oder im Hochgebirge kämpfen – für den Reichenhaller Hochgebirgsjägerzug war das 2020 war in vielerlei Hinsicht ereignis- und abwechslungsreich. Ihre Ausbildung- und Trainingsbilanz ist eindrucksvoll.
Die Soldaten des Hochgebirgsjägerzuges sind besonders ausgewählte und leistungsfähige Soldaten. Sie können in jedem Gelände, in allen Gebirgs- und Klimaregionen der Erde, im Sommer wie im Winter, bei extremen Witterungsbedingungen eingesetzt werden. Sie kämpfen vornehmlich in schwierig begehbarem Gebirgs- und in Klettergelände. Regelmäßige Konditions- und Kletterüberprüfungen ermöglichen es, interessierten Soldaten, bei Bestehen der Überprüfung, ein Teil des Zuges zu werden.
Die Bergretter der Bundeswehr
Im Januar begann das Jahr für den Hochgebirgsjägerzug mit einer einwöchigen Skiausbildung auf der Winkelmoosalm. Im darauffolgenden einwöchigen Winterbiwak bauten die Infanteristen nicht nur Iglus, sondern stellten zudem die Bergrettung für den Aufstieg der Kompanien auf die Reiteralpe per Ski sicher.
Die Bergrettung ist ein wesentlicher Bestandteil innerhalb des Fähigkeitsprofils der Gebirgsjägerbrigade 23, da die Gebirgsjäger in bestimmten Einsatzgebieten nicht auf zivile Rettungskette zurückgreifen können. Die Ausbildung zum Bergrettungssoldaten besteht aus einem Sommer- und einem Winterteil. Dazu werden kontinuierlich Soldaten des Hochgebirgsjägerzuges zu Lehrgängen an den Ausbildungsstützpunkt Gebirgs- und Winterkampf in Mittenwald geschickt. So wurden dieses Jahr fünf Soldaten zum Bergretter Winter und Sommer ausgebildet. Im Vorfeld müssen die Soldaten unter anderem ein skibezogener Eingangstest bestehen. Die Ausbildung, die zum Teil an der Zugspitze erfolgt, besteht unter anderem aus planmäßiger und behelfsmäßiger Bergrettung und dem Umgang mit der Rettung aus dem Helikopter.
Klettern und kämpfen
Auch im Frühjahr gab es für die spezialisierten Gruppen des Hochgebirgsjägerzuges einiges zu tun: Bergtouren in schwierigem Gelände und Wiederholungsausbildungen in den Themen Bergrettung und Gefechtsdienst standen in dieser Zeit auf der Tagesordnung. Ende Mai wurde die Bergwacht Bad Reichenhall durch Soldaten des Hochgebirgsjägerzuges bei der Suche nach einem vermissten Kameraden unterstützt. Dabei konnten die zivilen Rettungskräfte auf die spezialisierten Fähigkeiten der Soldaten zurückgreifen.
Einer Gefechtsübung zur Verteidigung, mit dem Kampf aus Stellungen im hochalpinen Gelände, folgten Ausbildungen zum überschlagenden Ausweichen der Soldaten bei Feindkontakt. Das bedeutet: Ein Teil der Kräfte geht voran, ein zweiter Teil bleibt zurück, um zu sichern oder wenn erforderlich mit Feuer zu unterstützen. Der vorangehende Teil bezieht Stellungen und sichert das Nachziehen der zurückgebliebenen Kräfte. Die vorgehenden Kräfte überholen sich so ständig gegenseitig. Im Anschluss daran führte der Hochgebirgsjägerzug einen Gebirgsleistungsmarsch durch. Für die Infanteristen bedeutet dies mindestens 2.000 Höhenmeter zu Fuß innerhalb von zwei Tagen zu meistern. Dabei sind die Soldaten im absturzgefährdeten Gelände unterwegs und müssen sich unter anderem an einer Steilwand abseilen.
Um solche Märsche zu ermöglichen, müssen gefährliche Absturzstellen mithilfe eines Seilgeländers abgesichert werden, wofür die Soldaten des Hochgebirgsjägerzuges speziell ausgebildet und trainiert werden. Hierbei muss oft Tage davor die Strecke abgegangen und von einem Heeresbergführer bewertet werden. Nach Abschluss dieser Maßnahmen werden Hunderte von Seilmetern, Reepschnüren, Bohrmaschinen, Kletterausstattung und vieles mehr an die schwer zugänglichen Orte gebracht. Da von einem Soldaten im Hochgebirgsjägerzug erwartet wird, die notwendigen Materialien zu Fuß an Ort und Stelle bringen zu können, müssen unzählige Höhenmeter mit schwerem Gepäck im Aufstieg gemeistert werden.
Eisklettern, Freifallspringer und hoher Besuch
Während ein Teil der Einheit diese Aufträge erfüllte, absolvierten die Freifallschirmspringer im Hochgebirgsjägerzug im Laufe des Jahres zahlreiche Sprünge mit dem Fallschirm an mehreren Standorten. Gemeinsam ging es dann für die Soldaten nach Österreich zur Gletscherausbildung. Selbstrettung aus der Spalte, Mannschaftsflaschenzug, Eisklettern, Standplatzbau im Eis sowie Sturztraining waren nur ein Teil dessen, was in Österreich unterrichtet und trainiert wurde. Der Aufenthalt endete für die Soldaten mit Hochtouren über die steile Nordwand der 3.484 Meter hohen Petersenspitze und mit der Besteigung der 3.768 Meter hohen Wildspitze.
Der Besuch der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im Herbst war dann für das gesamte Gebirgsjägerbataillon 231 ein Highlight. Mit der Vorführung „Die Gebirgsjäger im Angriff“ hießen die Gebirgsjäger die Politikerin willkommen. Sie erlebte die Zusammenarbeit der Gebirgseinheiten beim Bekämpfen des Feindes aus der Höhe mit anschließendem Abseilen und schnellen Nachführen von Kräften mittels einer Seilrutsche. Kramp-Karrenbauer attestierte den Gebirgsjägern „Spezialisten im Gebirge“ zu sein und über „einzigartige Fertigkeiten“ zu verfügen.