Viribus Unitis – mit vereinten Kräften
Viribus Unitis – mit vereinten Kräften
- Datum:
- Ort:
- Bayern
- Lesedauer:
- 3 MIN
Abschlussübung Blue Flag 2023 im Raum Lindau und Westallgäu: Das Vereinte Nationen Ausbildungszentrum der Bundeswehr (VNAusbZBw) aus Hammelburg hat gemeinsam mit seinen Ausbildungspartnern aus den Niederlanden, Österreich und der Schweiz die Abschlussprüfung für angehende UNUnited Nations-Militärbeobachter abgenommen, ganz nach dem Leitspruch „Viribus Unitis“ (Mit vereinten Kräften).
Die Kommandeure der vier Ausbildungszentren haben sich dazu vor Beginn der Übung im historischen Rathaus in Lindau am Bodensee getroffen, um den örtlichen Medienvertretern einen tieferen Einblick in die Abschlussübung zu geben. Dabei bedankte sich der Kommandeur des VNAusbZBw, Oberst Werner Klaffus, für die herzliche Aufnahme durch die Stadt Lindau sowie die Unterstützung durch die lokale Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden. „Es ist eine Freude, wieder hier zu sein und wir laden die Bevölkerung ein, aktiv auf die Soldatinnen und Soldaten zuzugehen und bei der Ausbildung als Zuschauer mitzuwirken.“ Auch der Kommandeur des österreichischen Zentrums machte deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch im Rahmen der „Four Nations for Peace in Central Europe“ (4-PCE) sind.
Gemeinsamer Eröffnungsappell
Die Abschlussübung Blue Flag wird jedes Jahr mit einem gemeinsamen Appell in Lindau am Bodensee eröffnet. Die musikalische Begleitung des Eröffnungsappells übernahm 2023 das Heeresmusikkorps aus Ulm. Als Ehrengäste wurden die Oberbürgermeisterin der Stadt Lindau, Claudia Alfons, und der ehemalige Kommandeur der UNUnited Nations-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Mali, Generalleutnant Kees Mathijssen, begrüßt. Beide wandten sich mit eindrucksvollen Redebeiträgen an die angetretenen Ausbilder und Lehrgangsteilnehmenden. Den Abschluss bildete ein Empfang, bei dem die internationalen Gäste mit dem angehenden UNUnited Nations-Beobachtungspersonal schnell ins Gespräch kamen.
Nach dem Eröffnungsappell begann für die zukünftigen Militärbeobachterinnen und Militärbeobachter das Übungsszenario. Auf den jeweiligen Teambasen stellten sie die Arbeitsvoraussetzungen her. In der Abschlussübung sollten die zwei Teams ein Waffenstillstandsabkommen zwischen zwei Konfliktparteien überwachen. Dazu mussten jeweils Gefechtsstände eingerichtet, eine Schichteinteilung vorgenommen und die Eigenversorgung gewährleistet werden. Beide Teams bestanden aus deutschen und internationalen Teilnehmenden und waren in angemieteten Gebäuden im Übungsgebiet untergebracht.
Eine Besonderheit des deutschen Militärbeobachterlehrgangs ist die Initiative Female UNMOUnited Nations Military Observer unter der Federführung des Bundesverteidigungsministeriums. Zur Stärkung des Frauenanteils in den UNUnited Nations-Missionen hat Deutschland auch in diesem Jahr eine weltweite Einladung zur kostenfreien Teilnahme an diesem Lehrgang ausgesprochen. Im Verlauf der Übung stellten die Teilnehmerinnen insbesondere in schwierigen Szenarios wie in den vergangenen Jahren eindrucksvoll unter Beweis, dass sie im Einsatz eine wichtige Rolle in den Beobachterteams einnehmen. Die Vereinten Nationen arbeiten nun intensiv daran, den Frauenanteil in den Missionen erkennbar zu erhöhen.
Unbewaffnet in den Einsatz
Die Übung Blue Flag bildet den Höhepunkt und gleichzeitig den Abschluss der praktischen Ausbildung. Hierbei kommt es für die Lehrgangteilnehmenden darauf an, in einem multinationalen Team das Erlernte in realistischen Szenaren unter einsatzähnlichen Bedingungen anzuwenden. UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen und -beobachter gehen unbewaffnet in ihre Einsätze. Sie können ihren Auftrag in schwierigen Situationen oft nur durch Verhandlungsgeschick in Verbindung mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen erfüllen. Dabei gilt für das gesamte UNUnited Nations-Beobachtungspersonal der Grundsatz „Ihre Waffe ist das Wort“. Oft müssen sie sich darauf einstellen, hierbei auch geschlechterspezifische Vorurteile aufzubrechen.
Viele Nationen – ein Auftrag
Multinationalität ist der Kern aller UNUnited Nations-Missionen. Für die Lehrgangsteilnehmenden kommt es daher darauf an, sich dieser Thematik bereits während der Ausbildung zu stellen. Für viele Frauen war dies ihre erste militärische Aufgabe außerhalb ihres Heimatlandes. Daher muss dem Aufbau beziehungsweise der Stärkung der individuellen interkulturellen Kompetenz im Lehrgang besondere Beachtung geschenkt werden. Das gemeinsame Leben auf den Teambasen und die Auftragserfüllung in multinationalen Teams ist hierbei für viele zunächst eine echte Herausforderung. Aber auch bei diesem Durchgang zeigte sich, dass die Teilnehmenden nach einer kurzen Anlaufphase gemeinsam an einem Strang zogen. Den thematischen Abschluss der Übung bildete die Mediation. Während der Übung wurde in verschiedenen Szenarien auf diesen Höhepunkt zugearbeitet.
Am Ende müssen die Militärbeobachterinnen und -beobachter ein Treffen aushandeln, an dem beide Konfliktparteien teilnehmen. Ziel ist es dann, durch ausgleichende Verhandlungsführung eine Übereinkunft zu erreichen, für die beide Seiten Kompromisse eingehen müssen. Oft kann dies erst nach zähen Verhandlungen im intensiven Rollenspiel erreicht werden. Der Verhandlungserfolg in dieser entscheidenden Phase der Übung hängt vom Einfühlungsvermögen, aber auch von der Beharrlichkeit der zu Prüfenden ab, die die Verhandlungen führen. Ist das Abkommen schließlich von beiden Kontrahenten unterzeichnet, kann festgestellt werden, dass das Ausbildungsziel erreicht wurde.