Luftwaffe

20 Soldaten, ein Regiment und der Ruf der Heimat

20 Soldaten, ein Regiment und der Ruf der Heimat

Datum:
Ort:
Schortens
Lesedauer:
3 MIN

20 Soldaten des Objektschutzregimentes der Luftwaffe läuten das Ende einer Ära in Diepholz ein. Nach fast sechs Dekaden verlassen sie die niedersächsische Kleinstadt in Richtung Schortens. Nicht länger soll das Objektschutzregiment der Luftwaffe zerrissen sein. Mit einem feierlichen Appell werden sie vor dem Diepholzer Rathaus verabschiedet.

Die Ehrenformation des II./Bataillons des Objektschutzregiment der Luftwaffe ist auf dem Rathausplatz in Diepholz angetreten.

Ein Verband, vier Standorte. Nicht länger soll das Objektschutzregiment der Luftwaffe geteilt sein.

Bundeswehr/Phurin Chapha

Nicht nur die Diepholzer Bürger haben sich an die Luftwaffe gewöhnt – auch die Soldaten selbst. Seit 1964 währt die Ära des Objektschutzregimentes auf dem Fliegerhorst in Diepholz. Pioniere, Kampfmittelbeseitiger und Stabsdiener gehen Tag für Tag durch das Kasernentor, hinter dem ein Hubschrauber im steilen Sinkflug, ausgestellt auf Säulen thront.

Es wächst zusammen, was zusammengehört

Nun soll an einem kalten Februarabend vor dem Rathaus in Diepholz das Ende eingeläutet werden. Doch es ist auch ein Anfang. „Es wächst zusammen, was zusammengehört“, so Oberstleutnant Jürgen Hartmann. Er ist seit zwei Jahren Kommandeur des II. Bataillons. Sein Bataillon ist geteilt. 140 Kilometer entfernt in Schortens befindet sich der andere Teil seiner Mannschaft. Das soll sich endlich ändern. „Wir sind dafür da, zusammen in den Einsatz zu gehen. Dann müssen wir auch zusammen sein und üben können“, so Hartmann.

Der Kommandeur selbst verabschiedet sich mit eineinhalb weinenden Augen. „Ein Bataillon abzugeben, fällt schwer.“ Auf den Oberstleutnant wartet nach dem Umzug seiner Soldaten nach Schortens eine neue Aufgabe. Er wird ins Logistikkommando nach Erfurt versetzt. Er darf mit seinem Bataillon Anfang März dieses Jahres jedoch trotzdem, aber ein vorerst letztes Mal, in den Auslandseinsatz gehen und dort das Einsatzkontingent führen. Er und 50 seiner Männer und Frauen fliegen nach Jordanien und kümmern sich in Al Asrak um die Rückverlegung der Tornados.

Oberstleutnant Jürgen Hartmann hält eine Rede vor den Gästen des Verlegeappells auf dem Rathausplatz in Diepholz.

„Ein Bataillon abzugeben, fällt schwer.“ Ein Kommandeur verabschiedet sich.

Bundeswehr/Phurin Chapha
Oberstleutnant Ralf Himmelreich steht auf dem Diepholzer Rathausplatz und schaut auf die Paradeaufstellung.

Oberstleutnant Ralf Himmelreich führt die Paradeaufstellung.

Bundeswehr/Phurin Chapha

Hundert Fackeln, 350 Augenpaare und ein Engel

Auf dem Rathausvorplatz in Diepholz stehen sie angetreten – die Soldatinnen und Soldaten des II. Bataillons des Objektschutzregimentes. Unter den Paukenschlägen des Luftwaffenmusikkorps zum Regimentsgruß marschiert die Truppenfahne auf den Platz. Soldaten stehen still, die Hand zum Gruß, Kinder staunen und die älteren Besucher packt die Wehmut. Viele Ältere wurden am Standort Diepholz eingezogen und nach ihrer Dienstzeit dort pensioniert. Das ist ein Berufsleben lang. Das bleibt in Erinnerung.

Der Ruf der Heimat 

Stabsfeldwebel Stephan Wiesner hat den Appell mitorganisiert. Zufrieden strahlt er, nachdem an dem Abend einfach alles funktioniert hat und sich die Gäste im Rathaus zu einem kleinen Empfang getroffen haben. Wiesner kommt aus Schortens und er ist einer derjenigen, der nun zurück nach Hause geht. In den vergangenen zwei Jahren war der Brandschützer nur am Wochenende zu Hause. Unter der Woche versah er seinen Dienst in Diepholz. Ihn freut es ganz besonders – werden aus 140 Kilometern pro Strecke auf einmal nur noch siebeneinhalb.

Oberstleutnant Jürgen Hartmann und Stabsfeldwebel Stephan Wiesner stehen vor einem gepanzerten Fahrzeug vom Typ TPZ Fuchs.

Oberstleutnant Jürgen Hartmann (rechts) und Stabsfeldwebel Stephan Wiesner. Für beide ist der Weg in Diepholz zu Ende gegangen.

Bundeswehr/Phurin Chapha

Ein Sommer in Jordanien

Rund 50 Soldatinnen und Soldaten werden den kommenden Sommer fern der Heimat in Jordanien, im Mandat Counter-DAESH, verbringen. Das gemeinsam gesprochene katholische Friedensgebet verabschiedet sie und bringt ihnen Segen. Mit jedem von ihnen geht ein kleiner Engel auf die Reise. Der Standortpfarrer bricht die Tradition nie, einem jeden Einsatzgänger den Glücksbringer an die Hand zu geben.

Die Gefühle sind an diesem Abend gemischt. Doch alle Objektschützer sind sich einig. Es kommt zusammen, was zusammengehört. Semper Communis – immer gemeinsam.

Teile des Luftwaffenmusikkorps sind auf dem Rathausplatz in Diepholz angetreten und spielen diverse Lieder.

Das Luftwaffenmusikkorps spielt unter anderem Preußens Gloria und die Nationalhymne.

Bundeswehr/Phurin Chapha
Zwei Kameraden des Objektschutzregimentes der Luftwaffe tragen Fackeln und stehen auf dem Rathausplatz in Diepholz.

Semper Communis – immer gemeinsam.

Bundeswehr/Phurin Chapha
von Sandra Süßmuth