Luftwaffe

Carbon Warrior - Eurofighter in Blau und Gelb

Carbon Warrior - Eurofighter in Blau und Gelb

Datum:
Ort:
Laage
Lesedauer:
4 MIN

Ein Eurofighter im besonderen Outfit: Der Carbon Warrior des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ sollte eigentlich am 13. Juni 2020 zum Tag der Bundeswehr der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Corona-Krise machte einen Strich durch die Rechnung.

Ein frisch foliertes Kampfflugzeug in der Luft. Es ist blau und gelb foliert.

Der Carbon Warrior in seinem Element

Bundeswehr/Stefan Petersen

Am 30. April 2004 begann für die Luftwaffe eine neue Ära: Mit der Ankunft der ersten Maschinen auf dem Fliegerhorst Laage wurde der Flugbetrieb mit dem Eurofighter aufgenommen. Das damalige Jagdgeschwader und heutige Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ war der erste Verband, der mit dem Hi-Tech-Jet ausgerüstet wurde. „Und Ende 2018, als wir uns der 15-Jahre-Marke näherten, dachten wir, das Jubiläum müssen wir würdigen – mit einer Sonderbemalung“, sagt Stabsfeldwebel Thomas Köplin, Qualitätssicherungsmeister in der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel des Geschwaders. 

Ein Soldat am Laptop. Im Hintergrund sieht man einen Eurofighter.

Stabsfeldwebel Thomas Köplin überprüft die Umsetzung der Folierung am Laptop

Bundeswehr/Stefan Petersen

Die Idee dazu kam aus der Technischen Gruppe und wurde dort auch vorangetrieben. „Im Frühjahr 2019 wurde es dann konkret: Es gab eine Ausschreibung und drei Entwürfe wurden eingereicht“, so Köplin weiter. Einer davon war seiner – entstanden im Teamwork mit Stabsfeldwebel Stefan Thrun, vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“. „Er hat unter anderem auch den Wittmunder Baron Spirit entworfen, der auf dem Royal International Air Tattoo 2019 in Großbritannien den ersten Preis für die beste Bemalung gewonnen hat.“ 

Warum ist Folierung besser als Bemalung? 

Der Eurofighter steht in einer Waschhalle. Die Kennung des Flugzeugs lautet 31+18.

Aufgebockt steht die Maschine mit der Kennung 31+18 zur Folierung in der Waschhalle

Bundeswehr/Stefan Petersen

Nur Thrun hatte die notwendigen PC-Programme für die grafische Darstellung sowie die Erfahrung im Umgang mit diesen. Doch gute Ideen hatten sie beide: „Das war ein schwimmender Prozess, da flossen die Vorstellungen von ihm und mir gemeinsam ein“, sagt Köplin. Die Farben und Formen waren prinzipiell durch das Geschwaderwappen – dem Kranich über dem stilisierten Eisernen Kreuz – vorgegeben. Am Ende stand der Entwurf des Carbon Warrior. Und der Sieg in der Ausschreibung.

Der hintere Teil des Flugzeugs ist zu sehen. Er wird foliert.

Große Flächen des Jets werden mit der Folie bedeckt

Bundeswehr/Stefan Petersen

Nach der Freigabe der Mittel wurde ein passender Eurofighter gesucht und mit der 31+18 auch gefunden: „Der Jet kam direkt aus der planbaren Instandsetzung in die Waschhalle gerollt, schier und sauber, bereit für die Folierung.“ Denn Eurofighter-Sonderanstriche werden nicht aufgemalt, sondern per Folie aufgebracht. „Folierung ist nicht so aufwändig, geht flotter drauf – und rascher wieder ab“, erläutert der Stabsfeldwebel. Schnell wieder abgehen sollte die Folierung in diesem Fall dann aber doch nicht. Die technische Freigabe für das folierte Flugzeug gelte für ein Jahr, könne aber verlängert werden. „Im Prinzip haben wir 200 Flugstunden Ruhe – bis zur nächsten planbaren Instandsetzung.“ 

200 Stunden Arbeit für den neuen Look

Drei Leute arbeiten am Heck des Flugzeugs.

Bernd Schwedes (M.) und zwei Helfer arbeiten am Heck der 31+18

Bundeswehr/Stefan Petersen

60 bis 80 Kilogramm wiegen die Folien, „immerhin knapp 200 Quadratmeter Fläche“, so Köplin. Welche Art von Folie benutzt werden dürfe, sei durch die Eurofighter-Herstellerfirma Airbus genau vorgeschrieben. Und das Systemunterstützungszentrum bekomme alle Unterlagen, um zu berechnen, ob sich durch das Gewicht der Folie das Flugverhalten ändern könne und die Maschine daher noch einmal genau gewogen werden müsse. „Das ist in der Regel aber nicht der Fall, weil sich die Folie bei diesen Sonderbemalungen meist gleichmäßig über das Flugzeug verteilt.“

Zwei Soldaten nehmen Feinarbeiten mit dem Pinsel vor.

Feinarbeiten werden mit dem Pinsel vorgenommen

Bundeswehr/Stefan Petersen

Bevor ein Prüfer die Folierung abnickt und den Jet für den Flugbetrieb frei gibt, werden die Warnhinweise wieder aufgebracht. Am Ende hat die gesamte Prozedur mehr als 200 Arbeitsstunden gedauert, so Bernd Schwedes von der Firma Neonlicht, die in Zusammenarbeit mit dem Printzentrum Rostock für die Arbeit verantwortlich waren. „Ich wollte immer schon mal ein Flugzeug bekleben“, sagt er lachend. Das sei jetzt das erste Mal gewesen, dass das Unternehmen so etwas gemacht habe. „Aber eigentlich ist es nichts anderes, als einen Lastwagen zu folieren.“ 

Überraschung für den scheidenden Kommodore

Der Eurofighter fliegt in neuer Folierung durch die Wolken.

Die Unterseite des Carbon Warrior

Bundeswehr/Stefan Petersen

Seinen ersten öffentlichen Auftritt – wenn auch nur am Boden – hatte der Carbon Warrior beim Kommodorewechsel des Geschwaders am 23. September 2019. Da sah der scheidende Oberst Gero von Fritschen den schicken Vogel, zudem noch geschmückt mit seinem Namenszug am Rahmen der Cockpithaube, zum ersten Mal. Er war erst eine Woche zuvor aus dem Einsatz in Jordanien zurückgekehrt und konnte in diesen Tagen erfolgreich von dem Projekt ferngehalten werden – es sollte eine Überraschung zum Abschied sein.

Der Eurofighter mit neuer Folierung in der Luft.

Die Oberseite des Carbon Warrior.

Bundeswehr/Stefan Petersen

Die „Steinhoffs“ sind stolz auf ihren Botschafter in Blau und Gelb. Er symbolisiert eine arbeitsintensive Epoche, von der Einführungsphase des neuen Waffensystems mit all den kleinen und größeren Problemen, die das Personal des Geschwaders zu bewältigen hatte, über die Konsolidierung des Flugbetriebs bis hin zur Weiterentwicklung im fliegerischen und technischen Bereich. Und der Verband hatte sich darauf gefreut, den CARBON WARRIOR zum Tag der Bundeswehr in Laage am 13. Juni 2020 einem breiten Publikum präsentieren zu dürfen. 

Abgesagt wegen COVID-19Coronavirus Disease 2019

Der Name des Piloten, Joachim „Joe“ Kaschke, steht auf der Cockpithaube

Der Namenszug von Oberst Joachim „Joe“ Kaschke prangt am Rahmen der Cockpithaube

Bundeswehr/Stefan Petersen

Das fand nie statt. Wegen der Corona-Krise musste der Tag der Bundeswehr abgesagt werden. Aber am 12. Juni, dem Tag vor der geplanten Großveranstaltung, startete der Carbon Warrior zu einer Übungsmission mit Foto-Anteil, um wenigstens einige Bilder in der Luft als Erinnerung an diese beeindruckende Folierung zu erhalten. Die mittlerweile übrigens eine kleine, aber wichtige Änderung erfahren hatte: Am Haubenrahmen prangte nun der Name des neuen Kommodores, Oberst Joachim „Joe“ Kaschke. Und der saß bei diesem Flug auch persönlich im Cockpit des Carbon Warrior.

Der in Blau und Gelb folierte Eurofighter fliegt über den Wolken.

Immer höher, immer weiter geht es für den Eurofighter in den Himmel

Bundeswehr/Stefan Petersen
von Stefan Petersen