Luftwaffe

Traditionsreicher Name für den neuen A350 der Flugbereitschaft des BMVgBundesministerium der Verteidigung

Traditionsreicher Name für den neuen A350 der Flugbereitschaft des BMVgBundesministerium der Verteidigung

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Das erste Luftfahrzeug der VIPvery important person-Flotte der Flugbereitschaft befindet sich bereits in Köln. Nun fehlen nur noch die anderen beiden Maschinen. Auch wenn es noch etwas dauert, bis die Flotte komplett ist, so steht eins jetzt schon fest – das Luftfahrzeug mit der Kennung 10+03 trägt ab heute den Namen Kurt Schumacher.

Ein Flugzeug im Landeanflug

Die erste von drei Airbus A350 Maschinen mit der Kennung 10+03 im Landeanflug auf Köln-Wahn

Bundeswehr/Miriam Altfelder

Die Vergabe von berühmten, historischen und traditionsreichen Namen an Verbände, Kasernen und andere Objekte ist ein jahrhundertealtes Brauchtum. Schon in der Antike und auch im Zeitalter der Wikinger wurden verschiedenste Transportmittel, wie zum Beispiel Schiffe mit Namen versehen. Weltweit führt man bis heute dieses Brauchtum fort. Auch die Bundesrepublik Deutschland hält seit ihrer Gründung an dieser Urtradition fest.

Genauso werden auch bei der Bundeswehr seit jeher Schiffe und Kasernen mit Namen versehen. Doch erst 1986 kam es bei der Luftwaffe dazu, dass auch Flugzeuge eine Namenstaufe erhielten. Man entschloss sich, die aller erste Boeing 707 auf den Namen Otto Lilienthal zu taufen. Zu Ehren der Luftfahrt und einer ihrer großen Pioniere.

Ein Mann und eine Frau stehen an einem Flugzeug auf dem Otto Lilienthal steht

Die aller erste Boeing 707 der Luftwaffe wurde 1968, vor zahlreichen militärischen Gästen und dem damaligen Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Steinhoff, von einer Urenkelin Otto Lilienthals auf seinen Namen getauft

Bundeswehr/Rademacher

Namenstaufe bei der Luftwaffe – Wie funktioniert das?

Dass Otto Lilienthal eine berühmte Person der deutschen Luftfahrtgeschichte ist, ist bekannt. Es stellt sich jedoch die Frage, wer überhaupt darüber entscheidet, welchen Namen welches Flugzeug tragen wird. Dafür gibt es ein bestimmtes Verfahren. Dieses ist an das Verfahren zur Namensgebung von Kasernen angelehnt.

Die Soldatinnen und Soldaten der Verbände, die mit den jeweiligen Luftfahrzeugen arbeiten, entwickeln zunächst einen Namensvorschlag. Daraufhin stellen sie an den Inspekteur der Luftwaffe einen Antrag und präsentieren ihm ihre Idee. Ist er damit einverstanden, so leitet er alles an die Verteidigungsministerin weiter. Gibt diese ebenfalls ihr okay, so wird der Antrag sowohl an das Bundespräsidialamt, als auch das Bundeskanzleramt zur letzten Billigung weitergereicht. Abschließend gibt es eine große Feierlichkeit, bei der die Luftfahrzeuge auf die jeweiligen Namen getauft werden.

Als Anklang an die drei Gründungsväter der Bundesrepublik

So war es auch bei der ersten VIPvery important person-Flotte der Flugbereitschaft. Nach der Wiedervereinigung der gespaltenen Republik im Jahr 1990, wurden 1993 drei Maschinen des Typs Airbus A310 aus den Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee übernommen und an die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung übergeben. Als Erinnerung an drei Gründungsväter der Bundesrepublik Deutschland, wurden diese Luftfahrzeuge auf ihre Namen: Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Kurt Schumacher getauft. Es galt auch als Symbol dafür, dass die Bundeswehr als Parlamentsarmee ein fester Bestandteil der Bundesrepublik ist und die Soldatinnen und Soldaten Staatsbürger in Uniform sind.

Ein Airbus A310 auf verschneitem Gelände

Damals von der Nationalen Volksarmee übernommen, bekam der Airbus A310 bei der Luftwaffe der Bundeswehr den Traditionsnamen „Kurt Schumacher“

Bundeswehr/Christian Timmig

Nachdem 2010 die Flugbereitschaft zwei A310 gegen zwei Maschinen vom Typ A340 ausgetauscht hatte, übertrug man die Namen Konrad Adenauer und Theodor Heuss auf sie. Die dritte Maschine des Typs A310 behielt den Namen Kurt Schumacher. Nun wurden die beiden Langstreckenluftfahrzeuge A340 durch einen A350 ergänzt und sollen bis Ende 2024 durch zwei weitere Airbus A350 ersetzt werden. Es wurde beschlossen, dass die neue A350 Flotte, wie bereits 1993 ihre Vorgänger schon, wieder die Namen der Gründungsväter tragen soll. Den Anfang macht die Maschine mit der Kennung 10+03, die seit heute den Namen Kurt Schumacher trägt. Dies wurde bereits am 20. August 2020 bei der Übergabezeremonie des A350 durch die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, verkündet.

Einflugzeug wird von einem Auto auf dem Rollfeld gezogen

Auf dem neuen A350 mit der Kennung 10+03 steht schon bald der Traditionsname „Kurt Schumacher“, wie auf seinem Vorgänger dem A310

Bundeswehr/Miriam Altfelder

Wer war Kurt Schumacher?

Nachdem der am 13. Oktober 1895 geborene Kurt Ernst Carl Schumacher während seines Dienstes im Ersten Weltkrieg seinen Arm verlor, verließ er das Militär und begann zu studieren. Er trat 1918 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands) bei. Als die Partei 1933 verboten wurde und Schumacher vehement Widerstand gegen das Nationalsozialistische Regime ausübte, wurde er bis 1944 in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert. Nach dem Ende des Krieges beteiligte er sich maßgeblich am Wiederaufbau der SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands. Er wurde ihr Parteivorsitzender von 1946 bis 1952, wie auch ihr erster Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag.

Der vom Krieg körperlich und seelisch geschundene Schumacher verlor nie seinen Willen und galt deshalb unter seinen Zeitgenossen als Inbegriff moralischer Integrität. Er kämpfte gegen jede Form von Extremismus und zählt bis heute zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie. Kurt Schumacher wurde allerdings vor allem als Oppositionsführer und sozialdemokratischer Gegner Konrad Adenauers im Bundestag bekannt. Er war bis zu seinem Tode 1952 unumstrittene Leitfigur der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Wie wird der neue A350 von innen aussehen?

Die Kurt-Schumacher-Maschine befindet sich bereits in Köln. Dort wurde heute ihr Außendesign mit dem Namen des ehemaligen SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands-Politikers versehen und so die Tradition fortgeführt. Die zukünftige VIPvery important person-Maschine besteht im Innenraum zur Hälfte aus einem VIPvery important person-Bereich und zur anderen Hälfte aus einem Delegationsbereich. Im VIPvery important person-Bereich befinden sich zwei Separees, ein Umkleideraum, ein Konferenzbereich für engste Vertraute, sowie eine Lounge. Der Delegationsbereich hingegen besteht aus einer Business- und einer Premium-Economy-Class.

Um eine schnellstmögliche Ergänzung der beiden A340 erreichen zu können, wurde in den ersten A350 vorerst eine Interim-VIPvery important person Kabine eingerüstet. Gegen Ende des Jahres 2022 werden auch die beiden weiteren Airbus A350 mit den Kennungen 10+01 und 10+02 ihre Namen bekommen und Teil der VIPvery important person-Flotte sein. Daran anschließend wird dann auch der erste A350 eine vollständige VIPvery important person-Kabine, angelehnt an die des A340, erhalten. Die Maschine Airbus A310, die ihren Namen an den neuen A350 abgegeben hat, wird bis zu ihrer Außerdienststellung im Jahr 2021 namenlos bleiben.

  • Zwei Männer kleben einen Namen an ein Flugzeug

    Die Mitarbeiter von Lufthansa Technik brachten heute Mittag den Namen Kurt Schumacher an den neuen Airbus A350 an

    Bundeswehr/Kevin Schrief
  • Zwei Männer stehen auf einer Hebebühne und kleben einen Namen an ein Flugzeug der Flugbereitschaft

    Bald ist der erste von zukünftig drei Airbus A350 fertig um für die Flugbereitschaft zu fliegen

    Bundeswehr/Kevin Schrief
  • Der Name Kurt Schumacher auf einem Airbus A350

    Nun ist das erste Luftfahrzeug vom Typ Airbus A350 mit dem Namen Kurt Schumacher ausgestattet

    Bundeswehr/Kevin Schrief
von Nathalie Passon