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Rettungsübung Schneller Delphin 2021

Rettungsübung Schneller Delphin 2021

Datum:
Ort:
Kiel
Lesedauer:
4 MIN

Am 2. September fand in Kiel die Marinerettungsübung „Schneller Delphin“ statt.

Triggerwarnung: Die nachfolgenden Bilder enthalten Blut und zeigen starke Verletzungen. Diese sind aber eine Übungskünstlichkeit und nicht real. Allen Darstellenden geht es gut.

Erstversorgung, Kameradenhilfe und mentale Unterstützung gehören zu den Grundfertigkeiten eines jeden Uniformträgers. Diese frischen die Soldatinnen und Soldaten regelmäßig in der Sanitätsausbildung auf. Doch wie ruhig und strukturiert geht eine Schiffsbesatzung im Ernstfall vor?

Verletzte werden von der Besatzung Tender Rhein erstversorgt und zum Erstversorgungszelt getragen.

Besatzungsangehörige beim Abtransport eines Verletzten

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Um dies zu testen, gibt es alljährlich die Übung „Schneller Delphin“. Eine fiktive Geschichte zur Entstehung der Schadenslage gehört dazu. In diesem Fall rechnen Sicherheitsbehörden mit Störangriffen im Bereich des Marinehafens Kiel.
Die Übung zur Bewältigung eines Großschadensereignisses mit dem Massenanfall von Verletzten ist von langer Hand geplant. Erstmals seit 20 Jahren liegt der Fokus nicht nur auf der Erstversorgung an Bord, sondern auch auf der Weiterbehandlung an Land.
Immer mit dabei: Die Jury, bestehend aus Soldaten im ärztlichen Dienst, sowie den Beobachtenden. Sie tragen gelbe und rote Leibchen über ihrem Bordgefechtsanzug. So sind sie für alle Teilnehmenden erkennbar. Nach Abschluss der Übung entscheiden sie, wie sich die Besatzungen geschlagen haben.

Der Anschlag

Der Tender „Rhein“ liegt an der Versorgungspier, als es zunächst aus ungeklärter Ursache zu einer Explosion kommt. Die Wucht der Detonation verletzt 13 Menschen. Fünf Soldaten auf der Pier und acht an Bord. Verwirrung entsteht bei der Besatzung. Was ist passiert? Doch schnell greifen die trainierten Mechanismen. Die Besatzung des „Rhein“ tritt auf der Pier zur Überprüfung der Vollzähligkeit an. Zeitgleich versorgen die Kameraden Verwundete, die auf dem Weg zur Pier aufgefunden werden. Es ist wichtig in dieser Situation nicht in Hektik oder Panik zu verfallen. Die Besatzung hört überall Hilfeschreie.

„Es gilt die Ruhe zu bewahren, sich einen Überblick zu verschaffen“, beschreibt der zweite Wachoffizier, Oberleutnant zur See Wessel, die Situation. Er leitet die Lage vor Ort an Oberdeck und hat jederzeit Funkkontakt zu seinem Kommandanten. Dieser überwacht die Großschadenslage von der Brücke des Tenders aus.

Nach der Vollzähligkeitsüberprüfung ist klar, dass ein Teil der Mannschaft fehlt. Die Besatzung bildet sogenannte Rondentrupps. Das sind Teams aus mindestens zwei Personen. Diese durchsuchen auf fest gekennzeichneten Wegen das Schiff. Sie überprüfen die Räume nach Verletzten, Schäden und Wassereinbrüchen. So soll möglichst schnell ein Raum- und Kontrollstatus des Schiffes entstehen. Findet ein Trupp eine verletzte Person, bekommt der Wachoffizier eine Meldung. Diese erfolgt durch ein Bordtelefon, per Funk oder durch lautstarkes Rufen. Anschließend nimmt der Trupp Erstversorgungsmaßnahmen am Verwundeten vor.

  • Ein Soldat auf der Pier hat schwere Brandwunden im Gesicht erlitten.

    Ein Soldat auf der Pier hat schwere Brandwunden im Gesicht erlitten.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • Erstversorgung eines verletzten Soldaten im Niedergang des Tender „Rhein“.

    Enge Treppenschächte machen die Versorgung besonders schwer.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • Erstversorgung einer Soldatin durch ein Besatzungsmitglied auf dem Tender Rhein.

    Die Kopfverletzung wird mit einem Verband erstversorgt.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke

Die Versorgung

Die Verletzten befinden sich in einer Schockstarre/Traumata oder sind panisch. Eine abgetrennte Hand liegt auf der Pier. Der Rauch verzieht sich allmählich. Jetzt sind die Kenntnisse des Einsatzersthelfers A oder B gefragt.
Der Einsatzersthelfer A besitzt Grundwissen in Erster Hilfe sowie in der Akutversorgung definierter traumatologischer Verletzungsmuster der Selbst- und Kameradenhilfe. Der Einsatzersthelfer B besitzt erweiterte Kenntnisse der Selbst- und Kameradenhilfe und darf zusätzlich begrenzte lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten.

Zuerst schauen die Ersthelfer nach lebensbedrohlichen Blutungen. Diese werden sie mit einem sogenannten Tourniquet (Abbindesystem) abgebunden. Anschließend kontrolliert der Ersthelfer die Atemwege. Ist der Mundraum frei oder muss dieser ausgeräumt werden? Atmet die vorgefundene Person noch?
Nach der Kontrolle der Atemwege ist der Brustkorb an der Reihe. Gibt es Blutungen, Wunden und hat der Rücken einen Schaden genommen? Kann dies der Helfer verneinen, kontrolliert der zweite den Puls und streift den Körper nach weiteren Verletzungen ab. Dabei darf der Rondentrupp die Vitalfunktionen des Verletzten niemals außer Acht lassen. Dann prüfen die Soldaten körperliche Ausfallerscheinungen der Verwundeten. Abschließend schützen die Helfer die verunglückte Person vor Verlust der Körperwärme. Dies kann zum Beispiel mit einer Wärmedecke geschehen. Jetzt meldet der Trupp der Einsatzleitung den Zustand der aufgefundenen Person und wie diese am besten abtransportiert werden kann.

Die Stützpunktfeuerwehr hat mittlerweile den Brand der Explosion gelöscht und hilft der Besatzung bei den Erstmaßnahmen und dem Abtransport der Verletzten. Diese werden mittels Trage in das nächstgelegene Versorgungszelt, dem Triageszelt verbracht. Dort entscheiden Ärzte über die weiteren Transportprioritäten der Verwundeten. Diese Informationen geben die Sanitäter auch an die Schiffsführung weiter. Diese führt die Personal-Listen, welche wichtig für den Gesamtüberblick aller Anwesenden sind.

  • Soldaten bringen verletzten Soldaten von Bord.

    Die Stelling ist für den Abtransport der Verletzten ein großes Hindernis.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • Die Feuerwehr unterstützt tatkräftig bei der Versorgung der Soldaten.

    Feuerwehr und Bordbesatzung unterstützen sich gegenseitig.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • Sanitäter, Feuerwehr und Besatzung arbeiten eng zusammen um die verletzten so schnell wie möglich zu versorgen.

    Am Triagezelt entscheiden Ärzte, welche Transportprioritäten bestehen.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke

Der Hilferuf

Verletzte des Hohlstablenkboot „Peegnitz“ werden per Speedboot zum Sanitäter gebracht.

Das Speedboot bringt die Verletzten an Land.

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Die Besatzung des Hohlstablenkbootes „Pegnitz“ bricht ihren Auftrag ab. Boot und Crew laufen zur Unterstützung des Tenders „Rhein“ in den Marinehafen Kiel ein. Dabei trifft sie eine Unterwasserexplosion. Beide Antriebswellen sind beschädigt und die „Pegnitz“ ist manövrierunfähig. Im Hafenbecken lässt die Fahrwache deshalb den Anker zu Wasser. Die Besatzung findet vier Verletze vor. Nach der Erstversorgung an Bord bringt ein Trupp ihre verwundeten Kameraden mittels Speedboot an Land. Dort warten schon Sanitäter für die weitere Versorgung.

Rettungsstation

Mit dem Krankenkraftwagen, so werden die Rettungswagen der Bundeswehr genannt, geht es dann für die Verwundeten weiter zur Rettungsstation. Dort gibt es Behandlungsplätze im Vorzelt und einen Operationssaal. Bis zur OP spielen die Lagendarsteller und Lagendarstellerinnen alles mit. Im Operationszelt ist die Übung dann für das Personal beendet.

  • Eine verletzte Person trifft an der Rettungsstation ein.

    Eine verletzte Person trifft an der Rettungsstation ein.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • In der Rettungsstation haben die Ärzte allerhand zu tun.

    In der Rettungsstation haben die Ärzte viel zu tun.

    Bundeswehr/Marcel Kröncke
  • Verletzte Soldaten sind im profilaktisch aufgebauten Krankenhaus untergebracht.

    Im Vorfeld bauten Spezialisten die Rettungsstation auf.

    @Bundeswehr / Kröncke

Die Übung verläuft wie immer für jeden Außenstehenden chaotisch. Doch ein Experte merkt, dass eine saubere Systematik drin ist. Das heißt, es läuft vernünftig. Auch hier an der Rettungsstation trifft  man auf ein zusammengewürfeltes, aber eingespieltes Team – und die Verfahren stimmen“, beschreibt Admiralarzt Dr. Stephan Apel die Übung. Er ist der Leiter der Abteilung Marinesanitätsdienst im Marinekommando in Rostock.

In der Nachbesprechung auf dem Tender „Rhein“ findet die Jury lobende Worte. Es gab zwar den einen oder anderen kleinen Verbesserungsbedarf, dennoch verlief die Übung durchweg gut.


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Video zur Übung Schneller Delphin 21

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