Wer ist eigentlich Veteran?
Wer ist eigentlich Veteran?
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Wie in jedem Jahr, so hatte Militärpfarrer Rüdiger Scholz (SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe) auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, bei den Gedenkfeierlichkeiten zum D-Day in der Normandie an zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht aber in der Regel nicht das oftmals formalisierte Gedenken, sondern stehen lebendige Menschen, die Veteranen des zweiten Weltkrieges.

Der Gedenkgottesdienst bot Raum für Dankbarkeit, Besinnung und gemeinsames Gedenken an die, die gedient haben, und jene, die ihr Leben ließen. Es ist ein Moment der Solidarität und des Friedens.
Rüdiger Scholz
Gedenklichter sind kleine Flammen der Erinnerung. Sie ehren Verstorbene, spenden Trost in der Trauer und verbinden uns mit vergangenen Momenten.
Rüdiger ScholzIn Frankreich sind diese mit den Fahnen ihrer Regimenter bei jedweder militärischen Veranstaltung präsent und schlagen die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. In Deutschland sind wir diesbezüglich aus verständlichen Gründen zurückhaltender.
Doch: Wer ist eigentlich Veteran?
Zunächst sind Veteranen wichtige Zeitzeugen, die – im Fall des D-Day – mittlerweile über 90 Jahre alt sind, einige auch schon über hundert. Es ist immer wieder bewegend, sich mit ihnen zu unterhalten und ihren Ansprachen zu lauschen, denn diese Zeitzeugen werden immer weniger.
Deutschland musste im Frühjahr mit dem Tod von Margot Friedländer im biblischen Alter von 103 Jahren einen schmerzhaften Verlust hinnehmen, denn sie hat die Erinnerungskultur in unserem Land maßgeblich mitgeprägt. Erinnerung war bei ihr immer mit dem Gedanken der Versöhnung, nicht aber der Heldenverehrung verbunden.
Die USUnited States-Amerikaner haben mit dem Heldenbegriff weniger Probleme, schließlich stand man ja auf der „richtigen“ Seite im zweiten Weltkrieg und – nach eigenem Verständnis – auch in den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen.
Zwischen diesen Polen nun bewegt sich der deutsche Veteranentag. Was also tun am zweiten deutschen Veteranentag, der erstmals in diesem Jahr auch öffentlich und öffentlichkeitswirksam begangen werden sollte? Das European Air Transport Command (EATC European Air Transport Command) in Eindhoven hatte diesbezüglich eine gute Idee: Vor dem Gebäude steht eine ausgemusterte Transall, die den Niederländern übergeben wurde. 2025 jähren sich die drei Abstürze solcher Maschinen in den Jahren 1975 (Kreta, 42 Tote), 1990 (Lohr, 10 Tote) und 1995 (Ponta Delgrada, 7 Tote). Warum nicht am Veteranentag derer gedenken, die im Dienst ihr Leben verloren haben?
Natürlich kommt dadurch leicht das Missverständnis auf, dass ein Veteran nur derjenige sei, der getötet oder zumindest verwundet wurde. Das ist natürlich nicht der Fall. Aber ist ein Veteran wirklich jeder, der seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat? In jedem Fall stimmen die Begegnungen mit Veteranen und das Gedenken an unsere Verstorbenen sehr nachdenklich, gerade auch, was den eigenen Dienst angeht, wo das „scharfe Ende“ bisweilen ausgeblendet wird.
Darüber wollen Soldaten und Militärpfarrer in einem der nächsten Lebenskundlichen Unterrichte miteinander auf Basis der Definition der Bundeswehr ins Gespräch kommen: „Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat.“ Oder, wie es die BILD-Zeitung am 18. November 2018 plakativ formulierte: „Beschlossen! Wer beim Bund ist oder war, ist ab heute Veteran.“
Können sich in diesem Personenkreis, der in der Bundesrepublik schätzungsweise bis zu 10 Millionen Menschen umfasst, alle wiederfinden? Darüber wird zu reden sein! So ist evangelische Militärseelsorge: immer vorne dabei, immer besondere Orte und vor allem: immer bei den Menschen.