Was macht eigentlich der Militärpfarrer auf einer Übung?
Was macht eigentlich der Militärpfarrer auf einer Übung?
- Datum:
- Ort:
- Neuburg an der Donau
- Lesedauer:
- 2 MIN
So wurde ich im Sommer ein paar Wochen vor meiner Übungsbegleitung nach Deci etwas provakant gefragt. Und die Antwort ist so einfach wie klar: Das Gleiche, was er auch am Heimatstandort macht, nur intensiver.
Seelsorge
Wenn man vier oder sechs Wochen von zu Hause weg ist, dann zeigen sich manche Probleme und Schwierigkeiten schärfer als zu Hause. Viele Kameraden leiden auch darunter, dass sie zu Hause nicht eingreifen können, sondern zuschauen müssen. Ein Streit mit der Partnerin kann zu Hause oft durch eine liebevolle Umarmung gelöst werden, auf Übung bleibt ein komisches Gefühl zurück, wenn einer im Streit das Telefonat abgebrochen hat. Dadurch, dass der Pfarrer mit vor Ort ist, die Mahlzeiten unkompliziert mit den Kameraden teilt und wie alle zwischendurch in der Betreuung abhängt, kommt man ganz leicht ins Gespräch. Man fasst Vertrauen und findet gemeinsam einen guten Weg. Ich hoffe, dass dieses Vertrauen auch über den Einsatz hinaus bestehen bleibt und die Schwelle zu meinem Dienstzimmer mental deutlich niedriger geworden ist.
Gottesdienste
Wir haben miteinander drei wunderschöne Gottesdienste gefeiert. Ganz locker in der Betreuung. Was für mich als Pfarrer dabei besonders schön ist: Man kann den Bibeltext direkt in den Kommando-Alltag hinein übersetzen und zeigen, dass die alten Worte bis heute aktuell und hilfreich sind.
Auf Übungen und im Einsatz kommen auch Kameraden zum Gottesdienst, die sonst mit der Kirche nichts am Hut haben – und staunen, wie nahe am täglichen Leben so ein Gottesdienst sein kann.
Beim Kirchenkaffee danach kommt man ins Gespräch, teilt das Leben und trägt manche Last gemeinsam.
Wenn mich dann ein Kamerad, der der Gottesdienst nicht mitfeiern konnte, zwei Tage danach auf den Predigtinhalt anspricht, dann spüre ich: Die Worte haben die Gottesdienstbesucher bewegt.
Lebenskundlicher Unterricht
Das war neu: LKULebenskundlicher Unterricht auf Übung. Das ist eine Idee unseres Militärbischofs – und kam sehr gut an. Das Thema Resilienz ist ja auch zurzeit in aller Munde: Wie kann man nach einem lebensverändernden Schicksalsschlag wieder auf die Beine kommen und sein Leben neu sortieren? Schon im Vorfeld kann man die persönlichen Resilienzfaktoren stärken, damit man schneller eine neue Perspektive finden kann. Wer dazu mehr wissen will: In der letzten Oktoberwoche gibt es den LKULebenskundlicher Unterricht auch am Standort Neuburg. Anmelden beim S3A.
Rüstzeiten
Rüstzeiten waren aus verwaltungstechnischen Gründen nicht (mehr) möglich, aber mit Unterstützung der Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (ELAS) konnten wir zwei Kulturausflüge anbieten, die uns zu den historischen Schätzen (Nuraghen-Kultur, verlassene Blei-, Kupfer und Silberbergwerke) und zu den landschaftlichen Höhepunkten (Wildpferde, Panoramastraße, Strände) führte.
Das Leben und die Sorgen der Kameraden teilen
Das geht auf dem Kommando viel besser als am Standort: Einfach mal vorbeischauen, sich erklären lassen, warum der Eurofighter nicht mehr fliegt, wie kompliziert ein Tankvorgang ist, welche absolute Konzentration beim Debriefing der Piloten nötig ist und wie HF funktioniert.
Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen und die Nähe, die in diesen vier Wochen miteinander entstanden sind. Ich danke der Kommandoführung und dem Team um Spieß und Betreuer für alle Unterstützung.