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Hautnahe Eindrücke

Bundeswehr Discovery Days: Durchleben, Durchhalten, Durchleiden

Ausbildung
Datum:
Ort:
Osterholz-Scharmbeck
Lesedauer:
5 MIN

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Fünf Tage reinschnuppern in den Alltag der Truppe: Für die Discovery Days der Bundeswehr können sich Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren bewerben. In diesem Jahr waren insgesamt 23 Jungen und Mädchen aus ganz Deutschland zu Gast an der Logistikschule der Bundeswehr, der größten Ausbildungseinrichtung für Logistik im Landkreis Osterholz.

Soldaten und Jugendliche im Feldanzug sitzen an einem Platz im Wald zusammen.

Der Platz der Gruppe ist der Ort, an dem Lagerfeuer und Schlafplätze hergerichtet sind. Er symbolisiert aber auch Zusammenhalt.

Bundeswehr/Kathleen Boungard

Die Bundeswehr Discovery Days sind eine Erlebniswoche bei der Truppe: Fünf Tage reinschnuppern in den Soldatenalltag – Berufsorientierung mal anders. Pro Jahr werden an verschiedenen Orten im Durchschnitt zwanzig standortspezifische Discovery Days angeboten. Unter Federführung der Arbeitgebermarke Bundeswehr werden diese Tage im Eventkalender auf Bundeswehrkarriere.de angeboten. Bewerben kann sich jeder im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. So haben es von über 100 Bewerbenden fünf Mädchen und 18 Jungs geschafft, die diesjährigen Bundeswehr Discovery Days an der größten Ausbildungseinrichtung für Logistik im Landkreis Osterholz mitzuerleben. Dafür waren sie teils aus Bayern, Stuttgart, Berlin oder dem Saarland angereist.

Jeder Tag eine Überraschung

„Schaut euch an, was euch bei der Truppe erwarten könnte. Auch wenn ihr am Ende der Woche sagt, das ist nichts für mich, war es eine gute Woche“, so die Bitte von Oberstleutnant Wilfried K*. Der Wissensmanager und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Logistikschule begleitete die Discovery Days als Projektverantwortlicher bereits zum dritten Mal. Was genau die Teenager erwarten würde, erfuhren sie zunächst nicht. Ausgestattet wurden sie mit allem, was für das Leben draußen, also im Felde, und den Soldatenalltag benötigt wird, beispielsweise Feldanzug, Nässe- und Kälteschutz, Klappspaten, Zeltbahn, Gefechtshelm, Tarnschminke und Esbitkocher. Nachdem alle Sachen im Spind verstaut und drei Gruppen gebildet waren, brachten die Gruppenführer, allesamt Angehörige der Logistikschule, ihren Sprösslingen bei, was Formaldienst ist. Am Ende des ersten Tages wussten diese, was zu tun ist, wenn der Gruppenführer Befehle wie „rührt euch“, „kehrt“, „stillgestanden“ oder „ohne Tritt Marsch“ erteilt. Dann der erste Zapfenstreich, also der Befehl zur Nachtruhe.

Ein Fünf-Sterne-Hotel im Grünen

Kurz vor sechs im Obergeschoss von Gebäude 306 in der Kaserne dann der Weckruf. Kurze Morgenroutine im Bad und dann auf die Wiese zum Morgensport. Den vollgepackten Rucksack auf dem Rücken verließen die Gruppen ihre vier Wände – bis auf Weiteres. Bevor sie ins Gelände unweit der Kaserne marschierten, wurden sie natürlich dafür ausgebildet. So durften sie über die Hindernisbahn, erfuhren von Sanitäterinnen und Sanitätern der Bundeswehr alles über das Versorgen von Wunden und Erste Hilfe. Sie lernten, wie sie sich mit Karte und Kompass im Gelände orientieren können. Dann ging es zum Biwakplatz. Mit praktischen Ausbildungen lernte der junge Nachwuchs hier alles über das Leben im Felde: vom Zeltbau über verschiede Feuerstellen und Feuermachen bis hin zu Einpersonenpackungen, in denen unter anderem haltbare Verpflegung ist. Dann durfte das Lager aufgeschlagen werden. Der sogenannte Platz der Gruppe sollte von nun an Herberge sein. Feuerstelle schaffen, Wege entknistern, also von Laub und Ästen befreien und Schlafplätze suchen, damit die Zelte aufgebaut werden konnten. Hier konnte zwischen Einmannzelt oder Zweimannzelt gewählt werden. Der eine oder die andere hat das vielleicht als Kind schon einmal gemacht. Maximilian und Joshua, beide 16, entschieden sich für ein Zweimannzelt und machten sich an die Arbeit. „Das sieht doch aus wie eine fünf-Sterne-Hotel“, lobte Maximilian das Ergebnis.

Bevor der Tag am Lagerfeuer seinen Ausklang fand, erfuhren die Jungs und Mädels alles über das Sehen bei Nacht.

Grün hinter den Ohren

Anderer Ort, selbe Routine: Wecken, Waschen, Sport. Die 17-jährige Heidi fand das Sportprogramm echt gut, auch wenn ihre Knie am Ende der Woche blaue Flecke aufwiesen. Sie schien, wie ihre Kameraden der Gruppe 3, gut geschlafen zu haben. Alle waren fit und bereit für den Tag, der Power abverlangen sollte. Auf der Hindernisbahn hatte jede Gruppe die Aufgabe, im Team eine Kiste und ein Netz, auf dem kleine Säckchen lagen, über die Bahn zu bringen. An anderer Stelle der Kaserne sollte ein Lkw mit einem Seil 50 Meter weit gezogen werden. Und an einer dritten Station sollten schwere Reifen vom Boden aufgehoben und auf die andere Seite gekippt werden. Tire Flip nennt sich diese Übung. Sportliche und körperliche Herausforderungen für jeden Einzelnen und die Gruppe. „Am ersten Tag haben wir uns kennengelernt und seit dem zweiten Tag funktionieren wir schon echt super als Team“, bemerkte Jaron. Der 16-Jährige kannte die Truppe bereits von einem Praktikum und möchte gern zu den Fallschirm- oder Gebirgsjägern.

  • Teilnehmende marschieren unter dem Kommando ihres Gruppenführers auf einem Gehweg.

    Wie bewegt sich ein Soldat bei bestimmten Kommandos? Wie steht man still? Was mache ich in der Grundstellung mit meinen Händen? Diese und andere Dinge gehören in die Formaldienstausbildung.

    Bundeswehr/Kathleen Boungard
  • Zwei Jugendliche bauen ein Zweimannzelt im Wald auf.

    Für ein Zweimannzelt mussten Joshua und Maximilian zunächst ihre beiden Zeltplanen aneinanderknüpfen. Dann Zeltstangen und Heringe, die Seiten dicht machen, etwas Stroh auf den Boden, Matratze rein und die Nacht kann kommen.

    Bundeswehr/Kathleen Boungard
  • Ein Soldat und Teilnehmende stehen mit Tarnschminke im Gesicht im Halbkreis im Wald zusammen.

    Gruppenführer Jerome war auch hier mit der Gruppe zufrieden. Um ihren Erfolg beim Tarnen zu testen, versteckten sie sich mit Helmen später im Dickicht des Waldes. Dies wünschte sich Jerome als festen Punkt im Programm bei der Abschlussbesprechung.

    Bundeswehr/Kathleen Boungard
  • Teilnehmende ziehen mit einem Seil einen Lkw.

    Zunächst wollte sich der Lkw keinen Millimeter bewegen. Wechselnde Handgriffe und der eine oder andere Tipp der Gruppenführer verhalfen dann zum Teamerfolg und selbst die kleine Bodenwelle direkt vor den Vorderreifen war kaum mehr ein Problem.

    Bundeswehr/Kathleen Boungard
  • Teilnehmende gehen mit einer Kiste und einem Netz, in dem kleine Säckchen liegen über die Hindernisbahn.

    Hier merkten die Teilnehmenden, dass sie diese Aufgabe nur nach Absprache und im Team meistern können. Alle Gruppen haben diese Aufgabe auf der Hindernisbahn gemeistert.

    Bundeswehr/Kathleen Boungard

Nachdem die körperlichen Herausforderungen gemeistert waren, verlegten die Gruppen wieder auf den Biwakplatz. Hier wurden sie nun abschließend fürs Gelände vorbereitet. Hauptbootsmann Jerome, Ausbilder an der Logistikschule, zeigte gemeinsam mit seinem Kameraden Feldwebel Dario, wie man sich tarnt. Während der 24-jährige Dario vormachte, wie ein Gefechtshelm mit Grünzeug dem Dickicht im Wald angepasst wird, griff sein 37-jähriger Kamerad in die Tarnschminke. „Die Ohren nicht vergessen. Ohrmuschel und dahinter auch“, schloss er seine Erklärungen. Zwei, drei Fingergriffe später war Gruppe 3 grün – auch hinter den Ohren.

Am Platz der Gruppe fand auch dieser Tag am Lagerfeuer seinen Abschluss. „Die Geschichten unserer Gruppenführer, welche abends am Feuer erzählt wurden, haben mich in meiner Entscheidung, zur Bundeswehr zu gehen, noch gefestigt“, zog Jaron ein erstes Fazit.

Eine Woche mit Folgen

Nachdem auch die zweite Nacht im Grünen gut überstanden war, Wäsche und Sport für diesen Tag einen Haken hatten, sollten die Gruppen das Lager räumen. Vor der Verlegung in die Kaserne stand noch ein Highlight an: Im sogenannten Wolf, einem leichten Geländewagen, ging es auf die nahegelegene Geländelehrbahn des Standortübungsplatzes. Zwei der jungen Frauen waren so erschöpft, dass sie trotz der Bewegungen des Fahrzeuges kurz einschliefen. Für Heidi, inzwischen von ihrer Gruppe Muddi genannt, war diese Fahrt, neben der Knotenkunde und der Hindernisbahn das Highlight. Die 17-jährige Mia erlebte in drei Tagen so viel, wie sonst in drei Wochen nicht. „Ich bin so froh, dass ich das mitmachen durfte“, erzählte sie müde, aber glücklich und ergänzte: „Es hätte auch gern etwas länger dauern können.“ Dieser Meinung schlossen sich am letzten Abend noch einige an.

Auch Jaron blieb nicht allein mit seiner Meinung, das sei überragend gewesen. Am Ende der Woche war unter den Teilnehmenden niemand, der ein klares Nein zur Bundeswehr formulierte.

Für diese Gruppe waren die Bundeswehr Discovery Days ein voller Erfolg und die Tage haben ihr Ziel nicht verfehlt: Einblicke in den Beruf als Soldatin und Soldat sowie die verschiedenen Karrieremöglichkeiten erhalten und hautnah erleben. Kurz: Junge Menschen für die Truppe begeistern.

von Kathleen Boungard  E-Mail schreiben

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