Letzter Flieger gelandet: Bundeswehr beendet Einsatz in Afghanistan

Letzter Flieger gelandet: Bundeswehr beendet Einsatz in Afghanistan

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Die letzten 264 Bundeswehr-Soldatinnen und Soldaten sind aus Afghanistan zurückgekehrt. Mit dem Empfang der Truppe endet die Mission Resolute Support und der rund 20 Jahre dauernde Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch.

Ein Soldat verlässt das Flugzeug. Er trägt eine deutsche Fahne

Gelandet: Die ersten Soldatinnen und Soldaten verlassen das Flugzeug auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover.

Torsten Kraatz

Kurz vor neun Uhr deutscher Zeit hoben die letzten drei Transportmaschinen von der Startbahn im Camp Marmal, dem ehemaligen Feldlager der Bundeswehr im nordafghanischen Masar-i Scharif, ab. Neben dem scheidenden Kommandeur des deutschen Einsatzkontingents, Brigadegeneral Ansgar Meyer, befanden sich auch Einheiten des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte), die bis zum Schluss den Abzug sicherten, sowie letztes Gerät und Material an Bord. Neben zwei deutschen Flugzeugen des Typs A400M transportierten auch zwei C-17-Maschinen der USA die deutschen Soldatinnen und Soldaten.

Nach einem Zwischenstopp im georgischen Tiflis setzten die Maschinen um 09.06 Uhr ihren rund fünfstündigen Flug nach Deutschland fort. Um 13.46 Uhr traf der erste A400M im niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover ein.

„Mit ihrer Ankunft in Deutschland enden fast 20 Jahre Einsatz in Afghanistan, die deutsche Beteiligung bei Resolute Support und die Rückverlegung aller deutschen Kräfte aus dem Einsatzland“, sagte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Erich Pfeffer beim Empfang der Soldatinnen und Soldaten. Auf ihre Leistung, jede beziehungsweise jeder für sich und genauso als Team, dürften sie stolz sein. Brigadegeneral Meyer lobte die Einsatzkräfte: „Sie haben meine Erwartungen weit übertroffen.“

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Der rund 20 Jahre dauernde Einsatz in Afghanistan ist beendet. Die letzten 264 Soldatinnen und Soldaten sind sicher im niedersächsischen Wunstorf gelandet.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte bereits einen Tag zuvor der Truppe für Ihren Einsatz gedankt:

Die Soldatinnen und Soldaten haben in Afghanistan alle Aufträge erfüllt, die der Bundestag ihnen gegeben hat. Sie können stolz auf diesen Einsatz sein.“

Ihre Gedanken seien besonders bei den Verwundeten an Leib und Leben, den Gefallenen sowie den Angehörigen. „Wir sind Ihnen zu größten Respekt und Dank verpflichtet“, sagte die Ministerin. Zugleich kündigte Kramp-Karrenbauer eine Aufarbeitung des deutschen Engagements in Afghanistan an: „Wir werden offen darüber reden, was gut war, was nicht gut war und was wir gelernt haben. Das gilt für die Bundeswehr und für mein Ressort. Es gilt aber auch für die Bundesregierung insgesamt.“

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Mit der Entbindung von Brigadegeneral Meyer von seinem Kommando und der Übergabe der Truppenfahne an Generalleutnant Pfeffer endete nun auch formal der Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Meyer hatte nach seiner Truppe als Letzter die Maschine in Masar-i Scharif bestiegen und als letzter deutscher Soldat Afghanistan verlassen.

Sukzessive Rückverlegung

Vor Beginn der Rückverlegung im Mai waren noch rund 1.100 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Schon in den vergangenen Wochen wurden die meisten von ihnen nach Deutschland zurückgeflogen. Parallel dazu wurde Material in einem Volumen von ungefähr 750 Seecontainern auf den Land- und Luftweg zurückbefördert. Darunter waren rund 120 Fahrzeuge und sechs Hubschrauber.

Die erste NATO-Mission in Afghanistan begann 2002 als Stabilisierungsmission unter dem Namen ISAFInternational Security Assistance Force (International Security Assistance Force). Ihr folgte, ebenfalls unter dem Kommando der NATO, die Ausbildungsmission Resolute Support. Für den deutschen Militäreinsatz wurden insgesamt rund 12,2 Milliarden ausgegeben. Die Ausgaben für das Jahr 2020 beliefen sich auf 394 Millionen Euro.

Insgesamt waren rund 160.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz in Afghanistan. 59 verloren ihr Leben, davon fielen 35 bei Anschlägen oder Gefechten. Viele wurden körperlich und seelisch verwundet oder verletzt. Mit einem Festakt im Sommer sollen alle die gewürdigt werden, die in Afghanistan Dienst geleistet haben.

von Patrick Enssle