Für den Großen Zapfenstreich: Stabsmusikkorps schreibt Popmusik um

Für den Großen Zapfenstreich: Stabsmusikkorps schreibt Popmusik um

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

„Musik ist pure Emotion“, sagt Oberstleutnant Reinhard Martin Kiauka, der Leiter des Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Seine rund 100 Musiker und Musikerinnen spielen bekannte Titel im neuen Gewand. Bei besonderen Musikwünschen müssen schon mal die Noten für das gesamte Orchester neu geschrieben werden. Erst dann erreicht jeder Ton das Herz.

Soldaten musizieren mit Blasinstrumenten beim Zapfenstreich

Wer mit einem großen Zapfenstreich geehrt wird, darf sich seine Musik aussuchen. Dieser Teil des Zapfenstreichs heißt „Serenade”. Oft werden dafür Pop- oder Rocksongs gewünscht.

Bundeswehr/Photothek/Michael Gottschalk

Die Stille, die Dunkelheit, der Fackelschein und die besondere Musikauswahl der mit dem Großen Zapfenstreich Geehrten machen das höchste militärische Zeremoniell auch für die Musiker zu etwas ganz Besonderem. Die Feierlichkeit ist auch für die Musiker und Musikerinnen ergreifend. Wie viel Arbeit dahintersteckt, wissen nur die Eingeweihten.

Tuba statt E-Bass

„Unterhaltungsmusik muss immer umgeschrieben werden“, erklärt Oberstleutnant Reinhard Martin Kiauka. Der Leiter des Stabsmusikkorps ist gleichzeitig der Dirigent. Damit sein sinfonisches Blasorchester Pop, Rock oder Schlager spielen kann, braucht jeder der rund 60 Instrumentalisten neue Noten. Manchmal ist dafür detektivischer Spürsinn notwendig. Dann recherchiert der Chef bei Musikverlagen, welche Noten es gibt und arrangiert sie für seine Musiker und Musikerinnen neu.

Aber manchmal gibt es keine passenden Noten. So, wie für den Nina Hagen-Titel „Du hast den Farbfilm vergessen“, den die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel sich für ihren Zapfenstreich gewünscht hat.

In solchen Fällen muss ein Spezialarrangement her. Für den Nina Hagen-Song hat das Stabsfeldwebel Guido Rennert geschrieben. Der Komponist und Arrangeur vom Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg schafft das selbst dann, wenn wie beim Merkel-Abschied zwischen Bekanntgabe des Musikwunsches und erster Probe zum Zapfenstreich nur zwei Tage liegen. Für die Marschformation beim Zapfenstreich ersetzt dann zum Beispiel die Tuba den E-Bass.

Der Zapfenstreich wird auswendig gespielt

Beim Großen Zapfenstreich müssen die rund 100 Musiker und Musikerinnen von Orchester und Spielmannszug die Stücke auswendig können. „Ist es sicher im Kopf, sicher in den Fingern?“, fragt sich jeder Einzelne bereits vor den Proben. Denn bei rund 220 Auftritten pro Jahr bleibt wenig Zeit zum Üben. Die Stücke müssen sitzen.

Spezialarrangements werden natürlich gesondert geübt. Draußen und in Paradeaufstellung, so wie es dann auch am Abend des Zapfenstreiches sein wird. Da klingt die Musik ganz anders als auf der Bühne eines Konzertsaales.
Die Musikerinnen und Musiker haben generell ein breites Repertoire. Von klassischer Oper über Operette und Musical bis hin zu Klassikern von Sinatra oder eben Pop und Rock.

Das zentrale Element der Zeremonie, die eigenständige Komposition „Großer Zapfenstreich“, ist immer gleich und folgt einer langen Tradition. Nur die Serenade, der vorangestellte Teil mit den individuellen Musikwünschen, ist jedes Mal anders.

Das Stabsmusikkorps ist bei der Zeremonie das Herzstück der Formation, genau in der Mitte, flankiert vom Wachbataillon. Die besonderen Orte des Auftrittes und die einzigartige Stimmung machen den Großen Zapfenstreich auch für das Musikkorps zu einem Highlight. „Für mich ist das jedes Mal ergreifend“, sagt Kiauka. „Und manchmal sieht man auch bei den Geehrten feuchte Augen.“

von Barbara Gantenbein