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Funkkreis: Wann Gebirgsjäger Mulis brauchen

Funkkreis: Wann Gebirgsjäger Mulis brauchen

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

Sie schaffen steilste Pfade, trotzen jedem Wetter und sind leiser als Fahrzeuge oder Hubschrauber – für die Gebirgsjäger transportieren Mulis fast alles. In dieser Funkkreis-Folge spricht Leutnant Eric G.*, Staffelchef beim Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen in Bad Reichenhall, darüber, was seine Mulis zu zeitgemäßen „Transportern“ macht.

Soldaten stehen auf einem Pfad an einem Berghang mit ihren Mulis, die militärische Ausrüstung tragen
Sie schaffen steilste Pfade, trotzen jedem Wetter und sind leiser als Fahrzeuge oder Hubschrauber – für die Gebirgsjäger transportieren Mulis fast alles. Funkkreis sprach mit dem Staffelchef des Einsatz- und Ausbildungszentrums für Tragtierwesen.
Audio-Transkription

„Wenn man sich gut um sie kümmert und mit ihnen so umgeht, wie man auch selbst behandelt werden möchte, dann sind es die Begleiter für ein ganzes Leben“, sagt Leutnant Eric G. über seine Tragtiere. Wir haben den Staffelchef und seine Leute beim Versorgungsmarsch mit ihren Mulis Ivo, Flicka, Ottilie, Gundi, Wascht und Bazi begleitet. Jedes der Tiere schleppt dabei etwa 125 Kilogramm auf die Zwieselalm bei Bad Reichenhall. Über 14 Kilometer Distanz und knapp 1.100 Höhenmeter.

Haben die fittesten Gebirgsjäger vier Beine?

„Ein Gebirgsjäger mit 15 bis 20 Kilogramm-Rucksack und Gefechtsausrüstung bewegt sich um die 300 Höhenmeter pro Stunde“, erklärt Eric G. Die Mulis schaffen bei durchschnittlichem Tempo bis zu 450 Höhenmeter die Stunde, auch wenn sie voll bepackt sind. Bei diesem Pensum müssen die Tragtierführer nicht nur mithalten, sondern ihrem Tier vorangehen. Der Staffelchef sagt deshalb über seine Soldatinnen und Soldaten, dass sie „sehr, sehr fit sind am Berg.“

Tiere mit militärischem Auftrag

„Unser Auftrag ist, die Truppe mit Versorgungsgütern jeglicher Art, sei es Wasser, sei es Nahrung, sei es Munition, zu versorgen“, sagt Eric G. Dafür werden die Mulis gründlich ausgebildet, zuerst in der Reithalle des Einsatz- und Ausbildungszentrums, später im Gebirge rund um Bad Reichenhall. Sie werden an die 45 Kilo schweren Tragsättel gewöhnt, die für jedes Muli maßangepasst werden. Dazu lernen sie, Schusslärm zu ignorieren und ihrem Tragtierführer über Stock und Stein zu folgen. Um ihr Wohl kümmern sich eine eigene Tierärztin, ein Futtermeister und vier Hufbeschlagschmiede, die die Züge – die Teileinheiten der Staffel – auch bei Märschen begleiten.

Internationale Zusammenarbeit

Mit Österreich und der Schweiz arbeiten die deutschen Tragtierführer eng zusammen. Aber auch andere Staaten interessieren sich vermehrt für das Tragtierwesen: „Die meisten Nationen orientieren sich jetzt wieder um und möchten, weil sie die Expertise verloren haben, das Ganze wieder aufbauen“, weiß Eric G. Hoch geschätzt sind die Tragtiere beispielsweise auch in den Vereinigten Staaten, wo den Streitkräften rund 3.000 Maultiere zur Verfügung stehen.

Und da Tragtiere in vielen Ländern immer noch ein traditionelles Transportmittel sind, werden im Einsatz- und Ausbildungszentrum auch Soldatinnen und Soldaten anderer Einheiten ausgebildet, damit sie, falls notwendig, im Einsatz wissen, wie sie mit den Tieren umgehen sollen. 

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Barbara Gantenbein

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