Rekord: Bundeswehr evakuiert 983 Menschen aus Kabul

Rekord: Bundeswehr evakuiert 983 Menschen aus Kabul

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Berlin
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Die Bundeswehr hat am Dienstag knapp 1.000 Menschen mit fünf Flügen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul gerettet. Die deutschen Streitkräfte haben damit seit dem 16. August rund 4.650 Menschen in Sicherheit gebracht.

Zwei Soldaten stehen vor einer Menschenschlange auf dem Flugfeld in Kabul, Flugzeuge im Hintergrund

983 Gerettete an einem Tag, darunter viele Frauen und Kinder: Soldaten erklären neu angekommenen Familien den weiteren Ablauf am Flughafen Taschkent.

Bundeswehr/Einsatzkameratrupp

Der Einsatz läuft mit Hochdruck und wird weiter beschleunigt. Bei der größten Evakuierungsmission in der Geschichte der Bundeswehr sind inzwischen mehr als 4.650 Schutzsuchende mit 31 Flügen aus Kabul in Sicherheit gebracht worden.

Allein am Dienstag wurden mit fünf Flügen 983 Menschen aus Afghanistan gebracht – so viele Schutzsuchende hatte die Bundeswehr während des Einsatzes noch nie an einem Tag gerettet. Die A400M-Transportflugzeuge der Luftwaffe starteten am Dienstagnachmittag teilweise im Stundentakt vom Flughafen von Kabul.

Viele Kinder unter den Geretteten

Der Chef eines vor Ort eingesetzten Air Mobile Protection Teams (AMPT) berichtete am Dienstagabend, dass unter den 230 Geretteten seines Fluges auch etwa 80 Kinder gewesen seien. „Wir sind alle gut in Taschkent gelandet und bereiten uns jetzt hier auf den nächsten Auftrag am morgigen Tage vor“, sagte der Hauptmann. In Taschkent hat die Bundeswehr eine sogenannte „Drehscheibe“ für ihre Luftbrücke eingerichtet: Die Bundeswehr fliegt die Evakuierten zunächst in die usbekische Hauptstadt, von dort aus geht es mit gecharterten Linienmaschinen weiter.

Lage in Kabul unübersichtlich

Die Lage am Flughafen in Kabul sei auch am Dienstag „weiterhin unübersichtlich und angespannt“ gewesen, meldete das Einsatzführungskommando in Potsdam. Fallschirmjäger der Bundeswehr seien unter anderem am Nordtor des Flughafens eingesetzt gewesen, um die ausharrenden Menschen mit der Hilfe von Sprachmittlern zu beruhigen. Auch Hilfsgüter wurden von der Bundeswehr verteilt. Noch immer warten tausende Menschen vor dem Flughafen auf ihre Rettung. Wegen des Andrangs mussten am Dienstag zwischenzeitlich die Tore des Flughafens geschlossen werden.

Die radikalislamischen Taliban hatten Afghanistan nach dem weitgehenden Abzug der NATO-Truppen in kurzer Zeit erobert. Um die Evakuierung von Bürgerinnen und Bürgern westlicher Nationen, afghanischer Ortskräfte und ihren Familien sowie von Mitarbeitenden der internationalen Organisationen zu ermöglichen, halten Bundeswehrsoldaten zusammen mit USUnited States-Truppen und weiteren Verbündeten den Flughafen Kabul offen.

Dabei war es am Montag vor dem Flughafengelände zu einem Gefecht gekommen, in das auch deutsche Soldatinnen und Soldaten verwickelt wurden. Auch mehren sich in den letzten Tagen Hinweise, dass die mit den Taliban konkurrierende Terrororganisation Islamischer Staat Anschläge in Kabul vorbereitet.

von Timo Kather