Schnelle Eingreiftruppe

Glaubwürdige Abschreckung, wirksame Verteidigung: NATO Response Force

Glaubwürdige Abschreckung, wirksame Verteidigung: NATO Response Force

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
5 MIN

Die NRFNATO Response Force ist die schnelle Eingreiftruppe der NATO. Im Konfliktfall kann sie zügig und flexibel weltweit verlegen und leistet so einen wesentlichen Beitrag zur glaubwürdigen Abschreckung und wirksamen Landes- und Bündnisverteidigung. Deutschland ist verantwortliche Rahmennation und wesentlicher Truppensteller für die NRFNATO Response Force 2022 bis 2024 und die VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023.

Nahaufnahme von einem NRF-Ärmelabzeichen an einer Flecktarnuniform

Die NATO Response Force ist die schnelle Eingreiftruppe der NATO. Deutschland beteiligt sich regelmäßig an der NRFNATO Response Force.

Bundeswehr/PIZ Heer

Deutschland übernimmt Verantwortung: Ein weiteres Mal beteiligt sich die Bundeswehr von 2022 bis 2024 mit einem bedeutenden Beitrag an der NATO Response Force. Insgesamt stellt die Bundeswehr rund 13.600 Soldatinnen und Soldaten für die schnelle Eingreiftruppe der NATO bereit – ein Plus von 70 Prozent gegenüber 2019.

Einschließlich nationaler Unterstützungskräfte unter anderem aus Sanitätsdienst, Logistik und Militärpolizei sind sogar rund 16.800 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in der NRFNATO Response Force gebunden (2019: rund 10.000). Sie stehen für die Bündnisverteidigung nach Artikel 5 des NATO-Vertrages ebenso wie für weltweites, internationales Krisenmanagement bereit.

Was ist die NATO Response Force?

Die NATO Response Force ist ein multinationaler, schnell verlegbarer Einsatzverband der NATO, der bis zu 40.000 Soldatinnen und Soldaten einschließlich nationaler Unterstützungskräfte umfasst.

Sie kann innerhalb von zwei bis 45 Tagen verlegen und ist für 30 Kampftage durchhaltefähig ohne Anschlussversorgung. Ihre Aufgaben sind militärische Operationen zur Landes- und Bündnisverteidigung und im internationalen Krisenmanagement der NATO, und zwar grundsätzlich weltweit und ohne regionale Beschränkung.

Mehrere Soldaten unterschiedlicher Nationen marschieren hintereinander und tragen verschiedene Länderflaggen

Die NRFNATO Response Force ist grundsätzlich multinational aufgestellt. Multinationale NRFNATO Response Force-Übungen wie hier die Übung Tobruq Legacy 2019 in Polen erhöhen die Interoperabilität und stärken die Zusammenarbeit der beteiligten Streitkräfte.

Bundeswehr/Christian Timmig

Die NRFNATO Response Force ist grundsätzlich multinational aufgestellt. Jede NRFNATO Response Force wird dabei von einem größeren NATO-Partner als Rahmennation getragen. Diese stellt den Hauptanteil an Personal und Material und koordiniert die Aufstellung und Vorbereitung bis hin zur Einsatzbereitschaft der NRFNATO Response Force. Für die NRFNATO Response Force 2022 bis 2024 ist das Deutschland.  Kleineren Nationen wird dabei die Möglichkeit gegeben, die NRFNATO Response Force mit ihren Kernfähigkeiten zu ergänzen.

Mit der Aufstellung der NRFNATO Response Force verfolgt die NATO zwei Ziele: Erstens sollen gut ausgebildete, multinationale Kampfverbände ständig in erhöhter Bereitschaft gehalten werden, um schnell und flexibel auf Krisen und Bedrohungen reagieren zu können. Zweitens sollen in gemeinsamen Trainings und Zertifizierungen die nationalen Streitkräfte die multinationale Zusammenarbeit üben. Sie sollen im Ernstfall gemeinsam reibungslos agieren können, also interoperabel sein.

Gibt es einen Unterschied zwischen NRFNATO Response Force und VJTFVery High Readiness Joint Task Force ?

Die Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) ist die schnellste Eingreiftruppe der NATO und bildet die Speerspitze des Bündnisses. Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist Teil der NRFNATO Response Force und ebenfalls multinational aufgestellt. Sie wird ergänzt durch Folge- und Verstärkungskräfte: die IFFG (Initial Follow-on Forces Group) und FFG (Follow-on Forces Group). Die Einsatzbereitschaft innerhalb der NRFNATO Response Force variiert von sehr hoch (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) über hoch (IFFG) bis zu abgestuft (FFG).

Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist innerhalb von 48 bis 72 Stunden bereit, um weltweit in den Einsatzraum verlegt zu werden, in dem sie benötigt wird. Sie besteht aus Luft-, Land- und Seestreitkräften, Spezialkräften, Unterstützungsverbänden einschließlich verlegefähiger Hauptquartiere und Gefechtsstände. Für die NRFNATO Response Force gemeldete Verbände sind in der Regel für diesen Auftrag ein Jahr vorgesehen.

Eine Ausnahme bilden die Landstreitkräfte, die für drei Jahre festgelegt werden. Sie rotieren durchlaufen drei Bereitschaftsstufen, und zwar „Stand-up-“, „Stand-by-“ und „Stand-down-Jahr“. Den Höhepunkt bildet das „Stand-by-Jahr“. Hier stehen die Kräfte für einen Einsatz quasi auf Abruf bereit.

Bislang kam es noch zu keinem Kampfeinsatz der NRFNATO Response Force.

Eine Amphibie M3 fährt in ein Gewässer

Die für die NRFNATO Response Force gemeldeten Landstreitkräfte durchlaufen drei Bereitschaftsstufen und werden ständig beübt: Die Amphibien M3 der 5. Kompanie des Schweren Pionierbataillons 901 durchqueren einen Fluss während der Übung Kühner Wettiner im Mai 2021.

Bundeswehr/Carl Schulze

Warum gibt es die NATO Response Force?

In ihrer derzeitigen Form geht die NATO Response Force auf den NATO-Gipfel in Wales 2014 zurück. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und die Destabilisierung der Ukraine hatten für eine veränderte Sicherheitslage in Europa gesorgt, die bis heute anhält: Das für lange Zeit unwahrscheinliche Szenario, dass ein NATO-Bündnispartner sein Staatsgebiet verteidigen muss, wurde wieder denkbar.

Glaubwürdige Abschreckung und wirksame Landes- und Bündnisverteidigung rückten erneut in den Fokus der Allianz – und sie erfordern andere militärische Fähigkeiten als die internationale Konfliktbewältigung und Krisenprävention, die die vorrangige Aufgabe der NATO-Streitkräfte in den vergangenen Jahrzehnten war.

Das Ergebnis: Die NATO-Mitglieder beschlossen in Wales den Readiness Action Plan (RAPReadiness Action Plan), der kurzfristige Rückversicherungs- mit langfristigen Anpassungsmaßnahmen verband. Dazu zählte die Reform der bereits 2002 ins Leben gerufenen NRFNATO Response Force und deren Ergänzung durch die VJTFVery High Readiness Joint Task Force als Speerspitze der Allianz. Ihr Zweck: im Verteidigungsfall schnell vor Ort zu sein, um möglichen Angreifer wirksam und durchhaltefähig bekämpfen zu können, bis weitere nationale Streitkräfte mobilisiert sind.

Zudem verpflichteten sich die Bündnisstaaten 2014 erstmalig, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandproduktes in Verteidigung zu investieren, um ihre militärische Verteidigungsfähigkeit auch langfristig zu sichern.

Soldaten beim Abseilen aus einem Marinehubschrauber Sea Lynx

Die NRFNATO Response Force ist zu Land, zu Wasser und in der Luft weltweit einsatzfähig: Während einer VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Übung demonstrieren Soldaten das schnelle Abseilen (fast roping) aus einem Marinehubschrauber Sea Lynx.

Bundeswehr/Raphael Baekler

Wie beteiligt sich Deutschland an der NRFNATO Response Force?

Deutschland beteiligt sich grundsätzlich jährlich in unterschiedlicher Stärke an der NATO Response Force und leistet so einen regelmäßigen Beitrag zur glaubwürdigen Abschreckung und wirksamen Landes- und Bündnisverteidigung der Allianz in Europa. 2019 übernahm Deutschland erstmals umfangreich Verantwortung als Rahmennation für die Gestellung einer Kampftruppenbrigade und beteiligte sich mit insgesamt rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten.

Alle an der NRFNATO Response Force beteiligten Verbände und Einheiten werden dabei nach NATO-Regularien evaluiert und zertifiziert. Im Bereitschaftszeitraum stehen sie dabei grundsätzlich für keine anderen Verwendungen und Einsätze der Bundeswehr im In- oder Ausland zur Verfügung.

Was trägt die Bundeswehr zur NRFNATO Response Force 2022 bis 2024 konkret bei?

Die Bundeswehr ist mit insgesamt rund 16.800 Soldatinnen und Soldaten wesentlicher Truppensteller der NRFNATO Response Force 2022 bis 2024 einschließlich der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023. Deutschland wird dabei erstmals als Rahmennation die Spezialkräfte der NRFNATO Response Force führen. Die Verantwortung übernimmt hier das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Zusätzlich stellt die Bundeswehr die Hauptquartiere der Land- und Luftstreitkräfte der NRFNATO Response Force, erneut eine Kampftruppenbrigade sowie Boote und Schiffe für den maritimen Anteil der NRFNATO Response Force.

Zwei bewaffnete KSK-Soldaten an einer Hauswand beobachten kniend die Umgebung

Für die NRFNATO Response Force 2022 bis 24 stellt Deutschland erstmalig das Hauptquartier der Spezialkräfte. Die Verantwortung trägt das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee (Symbolbild Kommando Spezialkräfte des deutschen Heeres).

Bundeswehr/Maximilian Schulz

Auch für die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr übernimmt die Bundeswehr die Verantwortung im gesamten Einsatzraum der NRFNATO Response Force. Kerneinheit ist die Combined Joint Chemical, Biological, Radiological and Nuclear Defence Task Force der Streitkräftebasis.

Die SKBStreitkräftebasis stellt zudem erstmalig einen RSOMReception, Staging, Onward Movement-Verband zur Stärkung der Führungs- und Logistikunterstützung für die nationalen Unterstützungskräfte auf. RSOMReception, Staging, Onward Movement (Reception Staging Onward Movement) bedeutet: Streitkräfte, Mittel und Material werden in einem Einsatzgebiet aufgenommen (Reception), zusammengeführt (Staging) und bereitgestellt (Onward Movement), bevor sie in ihren eigentlichen Operationsraum verlegen – ein Schlüsselverfahren, um die Einsatz- und Gefechtsbereitschaft der Kampfverbände herzustellen.

Das Kommando CIRCyber- und Informationsraum und der Sanitätsdienst der Bundeswehr tragen ebenfalls maßgeblich zur NRFNATO Response Force bei. Der Sanitätsdienst stellt insgesamt zwei Sanitätseinsatzverbände, jeweils einen für die VTJF und einen für die nationalen Unterstützungskräfte. Eine besondere Herausforderung ist hierbei die Vorbereitung und Ausbildung aller Beteiligten unter den derzeitigen Rahmenbedingungen der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Pandemie.

von Simona Boyer

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