Rund 20.000 Tonnen verdrängen die größten Schiffe der Marine. Die drei Riesen der Berlin-Klasse versorgen Einsatzverbände in See mit allen notwendigen Ressourcen: Kraftstoff, Verpflegung, Material und Munition. Als Multifunktionsschiffe stellen die Einsatzgruppenversorger, kurz EGVEinsatzgruppenversorger, außerdem medizinische Spezialkapazität bereit sowie für Führungsaufgaben satellitenbasierte Kommunikationstechnik.
All dies können sie mit Flugbetrieb unterstützen. So haben zwei Marinetransport-Hubschrauber vom Typ Sea King oder vom Typ Sea Lion im Hangar vor dem Flugdeck Platz. Mit solchen Fähigkeiten machen diese Schiffe Marineverbände von Häfen unabhängig. Deren Stehzeit in See wird je nach Größe mehr als verdoppelt und das weltweit.
Der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ gehört zu den größten Schiffen der Marine: Von Sprit über Speiseeis bis zu Sanitätsmaterial, die EGVs der Berlin-Klasse können andere Marineschiffe auf offener See mit fast allem versorgen, was sie benötigen.
Das Transportvermögen des Einsatzgruppenversorgers umfasst 230 Tonnen Proviant, fast ebenso viel an Munition sowie 9.500 Kubikmeter Kraftstoffvorrat. Die mehr als 1.300 Kubikmeter Frischwasser an Bord lassen sich ständig in Trinkwasserqualität durch spezielle Anlagen aus dem Meer nachproduzieren. Diese Versorgungsgüter kann der EGVEinsatzgruppenversorger in Fahrt und auf hoher See an andere Schiffe abgeben, auch an zwei gleichzeitig.
Zur Flüssiggutübergabe dient das Schlauchsystem, das die Berlin-Klasse an der bügelartigen Großvorrichtung mitführt. Ebenso markant sind zwei riesige Kräne an Oberdeck. Ihre Hebefähigkeit erlaubt dem Versorgungsschiff, zum Beispiel Container eigenständig zu verladen. Weiteres Plus: Nicht zuletzt: Ein Staukonzept mit Wertstofftrennung bietet umweltgerechte Abfallentsorgung.
Mit dem Rettungszentrum See an Bord ermöglicht der EGVEinsatzgruppenversorger dem Schiffsverband, den er begleitet, eine vollumfängliche medizinische Versorgung. Dazu gehören zwei Operationsräume, Labore, eine Zahnstation, eine Apotheke sowie Röntgenanlage und im Schiffsinneren 43 Krankenbetten, davon zwei Schock- und zwei Intensivbetten.
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Einsatzgruppenversorger sind sogenannte Combat Support Ships, die gemeinsam mit Kampfschiffen fahren können. Deshalb besitzen sie auch Waffen für die Selbstverteidigung, darunter vier Marine-Leichtgeschütze.
Bundeswehr/Oliver Bergold
In die Mitte genommen: So betankt der Einsatzgruppenversorger zwei Fregatten gleichzeitig – non-stop während der Fahrt bei etwa 12 Knoten. Mit seinen zwei 20-Zylinder-Dieselmoteren kann er ein Dauertempo von rund 20 Knoten durchhalten.
Bundeswehr/Ricarda Schönbrodt
Versorgen mit Kraftstoff in See: Bei dieser Art von Replenishment at Sea, kurz RAS Replenishment at Sea, gelten höchste Sicherheitsbestimmungen. Beide Besatzungen müssen im Teamwork exakt Parallelkurs, Abstand und gleiche Geschwindigkeit halten.
Bundeswehr/Jenny Bartsch
Nach dem RAS Replenishment at Seamit Schiffsdiesel windet sich der Schlauch am Stahlseil, der sogenannten Highline, zwischen den Schiffen zurück zum Einsatzgruppenversorger. Er hält beim Betanken noch bis zu sieben Windstärken aus.
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Die große Transportkapazität hält hohem Seegang stand. Auch Container für Proviant stehen an Deck, hier auf der „Frankfurt am Main“. Ein integriertes Kühlsystem erhöht besonders in tropischen Gewässern die Durchhaltefähigkeit des Einsatzverbandes.
Bundeswehr/Ricarda Schönbrodt
Ein Hubschrauber vom Typ Sea King Mk41 setzt zur Landung auf dem Flugdeck der „Berlin“ an. Sein Einsatz ermöglicht Material- und Personentransport, aber auch Rettungsflüge über größere Distanzen.
Bundeswehr
Das Flugdeck hat nahezu die Größe eines Tennisplatzes. Hier können auch die neueren Marinehubschrauber vom Typ NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion starten und landen. Wartungsmaßnahmen in See lassen sich im bordeigenen Hangar vornehmen.
Bundeswehr/Tom Twardy
Die Crew eines EGVEinsatzgruppenversorger übernimmt Stückgut in Gitterboxen. Jeder der beiden großen Bordkräne kann mehr als 20 Tonnen bewältigen und damit auch Containerlasten. Die Kräne garantieren weitestgehende Unabhängigkeit von der Infrastruktur in Häfen.
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Die Stärke von gut 160 Besatzungsmitgliedern der Einsatzgruppenversorger lässt sich bei Bedarf um ein Drittel erhöhen. Kojen-Kapazität steht zusätzlich bereit, sei es für mehr Sanitätspersonal oder für Spezialisten in Flugbetrieb und Logistik.
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