5 Fragen an den Kontingentführer in der Ägäis
5 Fragen an den Kontingentführer in der Ägäis
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5 Fragen an Kapitän zur See Thorsten Mathesius, Commander Task Unit 0.1 SNMGStanding NATO Maritime Group 2 und Führer der Deutschen Kräfte des 25. Einsatzkontingentes der NATO-Unterstützungsmission in der Ägäis/NATO AEGEAN SEA ACTIVITY.
5 Fragen an Kapitän zur See Thorsten Mathesius
Kontingetführer NATO-Unterstützungsmission Ägäis

Als sogenannter Commander Task Unit - CTU führen Sie mehrere internationale seegehende Einheiten in der ägäischen See. Wie konkret lautet Ihr Auftrag?

Wir setzen hier im Ägäischen Meer einen Auftrag der NATO zur Unterstützung von Griechenland und der Türkei bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise um. Hierbei helfen wir bei der intensiven Überwachung des Seeraumes, um menschliche Tragödien durch die illegale Überquerung – mit oft für die hohe See vollkommen untauglichen Fahrzeugen – zu verhindern. Deshalb sind wir auch immer vorbereitet, um bei Seenotfällen zu helfen, auch wenn das nicht unser Hauptauftrag ist. Zugleich helfen wir bei der Bekämpfung der Schleuserkriminalität. Hierzu arbeiten wir eng mit den örtlichen Küstenwachen und Marinen zusammen. Die Arbeit von meinem Stab und mir ist es einerseits, den Einsatz der an der NATO-Unterstützung Ägäis teilnehmenden Einheiten zu organisieren und zu koordinieren. Wir sind folglich für eine effektive Verteilung der Schiffe für die Patrouillentätigkeiten im Seegebiet verantwortlich.
Andererseits gilt es, neben diesem Hauptauftrag, Möglichkeiten zu finden und anzubieten, um auch durch Partnerübungen die operative Einsatzfähigkeit der Einheiten aufrechtzuerhalten. Als abrufbereite Einheiten der VJTFVery High Readiness Joint Task Force für mögliche NATO gemeinsame Operationen im erweiterten Aufgabenspektrum müssen wir vorbereitet sein. Daher erfolgen diese Partnerübungen auch, um die Anwendung der NATO-Verfahren zu festigen. Durch ein gezieltes Ansprechen von regionalen Verantwortlichen aus der Politik, dem Militär, der Küstenwachen, aber auch aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft versuchen wir, sowohl Verständnis für unseren Auftrag als auch für die Erfordernisse zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeiten aufzubauen und zu verstärken. Hierzu nutzen wir entsprechende Veranstaltungen wie Empfänge oder Einladungen zu Essen an Bord des Führungsschiffes, aber auch Vorstellungsbesuche bei regionalen Entscheidungsträgern.
Um diese unterschiedlichen Aufträge zu erfüllen, stehen mir, neben meinem Stab und dem Führungsschiff, aktuell der Tender „Rhein“ sowie fünf weitere Einheiten aus Albanien, Griechenland und der Türkei zur Verfügung.
Wie ist die Kooperation mit den beiden Anrainerstaaten?

Wir operieren in einem Seegebiet, das nicht nur aufgrund der Flüchtlingsbewegungen im politischen Fokus steht. Unstimmigkeiten zwischen Griechenland und der Türkei bezüglich Hoheitsgrenzen, Gebietsansprüchen, aber auch der Benennung von geografischen Punkten und Orten können durch unbedachtes Verhalten zu intensiven Diskussionen und zu politischen Verwerfungen führen. Aus diesem Grund gilt es, alle Maßnahmen des Verbandes so zu planen und durchzuführen, dass diese nicht zu einer politischen Auseinandersetzung oder zu einer politischen Eskalation führen.
Um schon rechtzeitig im Vorfeld einer Planung diese Eskalationspotenziale auszuschließen, sind an Bord des Führungsschiffes auch immer Verbindungsoffiziere, die sogenannten Liaison Officers oder LNOs, aus Griechenland und der Türkei eingeschifft. Sie agieren nicht nur als Berater, sondern insbesondere als Ansprechpartner, um mit den jeweiligen nationalen Marinen und Küstenwachen in der Region Maßnahmen abzustimmen und ihre jeweiligen Hauptquartiere durchgehend über die aktuelle Lage und Vorhaben des Verbandes zu informieren. So wird eine bestmögliche Zusammenarbeit sowie Berücksichtigung der Interessen der beiden Anrainerstaaten ermöglicht und gewährleistet.