General Eberhard Zorn zum feierlichen Gelöbnis in Seedorf
Rede des Generalinspekteurs der Bundeswehr General Eberhard Zorn anlässlich des feierlichen Gelöbnisses Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf.
Mit einem Appell in Seedorf sind am Mittwoch die Angehörigen der Evakuierungsmission aus Kabul gewürdigt worden. Am Standort des Fallschirmjägerregimentes 31 dankte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Soldatinnen und Soldaten für elf erfolgreiche, riskante und entbehrungsreiche Tage im August.
Worte der Anerkennung: General Zorn verleiht einem Soldaten des Einsatzkontingents der Evakuierungsoperation aus Kabul die neue Einsatzmedaille MilEvakOp
Bundeswehr/Sebastian WilkeGäste der Veranstaltung mit Militärmusik und militärischem Zeremoniell waren unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Mitglieder des Verteidigungsausschusses, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl, und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn. In ihrer Rede zog Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer einen Schlussstrich unter das deutsche Engagement in Afghanistan. „Der Einsatz in Afghanistan ist jetzt Vergangenheit. Die Bundeswehr hat in Afghanistan gekämpft, sie hat alle Aufträge des Parlamentes erfüllt.“ Eine Mehrheit des Deutschen Bundestages hatte am 25. August 2021 für die Evakuierungsmission gestimmt.
Der Appell in Seedorf sei wichtig, weil die Menschen in Deutschland großen Anteil an der Evakuierung von Deutschen, Ortskräften und Schutzbedürftigen genommen hätten, sagte die Ministerin. Die Beteiligten hätten Deutschland im Zuge der Operation vor den Augen der Weltöffentlichkeit professionell und vorbildhaft vertreten, so Kramp-Karrenbauer. Dafür gebühre ihnen Anerkennung. „Wir sind mit Sicherheit stolz auf Sie.“
Die Soldatinnen und Soldaten der Evakuierungsmission aus Kabul können stolz auf sich sein, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Rede. Zugleich erinnert die Verteidigungsministerin an die Gefallenen und Getöteten in 20 Jahren Afghanistaneinsatz.
Die Umstände, unter denen die Mission geplant, vorbereitet und schließlich durchgeführt wurde, seien extrem gewesen. Wenig Mobilisierungszeit und hoher Druck, unbeschreibliche Zustände und die Konfrontation mit menschlichem Leid im Einsatzland sowie akute Lebensgefahr hätten das deutsche Kontingent vor große Herausforderungen gestellt. Allen Widrigkeiten zum Trotz habe der Evakuierungsverband viele Menschen aus Afghanistan retten können.
„5.347 Menschen haben durch den Einsatz der Bundeswehr eine Chance auf eine sichere, bessere Zukunft“, sagte Kramp-Karrenbauer. Dafür gebühre den Soldatinnen und Soldaten, aber auch allen anderen Beteiligten von der Bundespolizei und dem Auswärtigen Amt der Dank aller Deutschen. Die Ministerin erinnerte auch jene, die noch Afghanistan seien und weiter unsere Hilfe brauchen, um das Land zu verlassen. „Für sie werden wir weiterhin alles tun, was in unserer Kraft steht.“
Appell in Seedorf: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und General Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr, würdigen die Einsatzsoldatinnen und -soldaten der Kabuler Luftbrücke.
Bundeswehr/Sebastian WilkeFür alle an der militärischen Evakuierungsoperation Beteiligten wurde eine neue Einsatzmedaille gestiftet. Soldatinnen und Soldaten erhielten sie, die im Zeitraum vom 16. bis 29. August 2021 in Kabul, Taschkent oder Doha eingesetzt waren. Die Bundeskanzlerin, die Verteidigungsministerin und der Generalinspekteur haben neun Angehörige des Kontingentes in Seedorf stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden mit der neuen Medaille ausgezeichnet.
Beim feierlichen Appell in Seedorf verleihen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Generalinspekteur Eberhard Zorn die ersten Einsatzmedaillen für die Evakuierungsmission aus Afghanistan heraus. Soldatinnen und Soldaten berichten von ihren Erfahrungen …
Frau Hauptfeldwebel Sandra S.* von der 6. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 31 hat in Kabul mehrere Tage lang Frauen und Kinder Personenkontrollen unterzogen. Angesichts der herrschenden Verhältnisse seien diese Kontrollen recht strukturiert abgelaufen.
Durch ihre Ausbildung sei sie gut auf diesen schwierigen Einsatz vorbereitet gewesen. „Ich freue mich über die Würdigung durch den Appell“, sagte sie. Allerdings erinnerte sie daran, dass die Bundeswehr zuvor bereits 20 Jahre in Afghanistan präsent gewesen sei. Auch dies sollte durch die Öffentlichkeit gewürdigt werden.
Hauptfeldwebel Sandra S. hat in Kabul Personenkontrollen an Frauen und Kindern vorgenommen. Sie wünscht sich Anerkennung für alle Einsatzsoldatinnen und -soldaten aus 20 Jahren Afghanistaneinsatz.
Hauptfeldwebel Martin S.* hat als Ladungsmeister der Luftwaffe sechs Evakuierungsflüge aus Kabul erlebt. Dabei seien auf seiner Maschine insgesamt 967 Personen evakuiert worden. „Ich habe fast jedem dieser Menschen in die Augen geblickt. Das war schon etwas Besonderes.“ In seinen 15 Jahren Dienst bei der Bundeswehr mit Auslandseinsätzen in aller Welt seien diese zwei Wochen die intensivsten und berührendsten gewesen.
Unter der Führung von Brigadegeneral Jens Arlt hatten rund 460 Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen der Bundeswehr vom 16. bis 26. August 5.347 deutsche Staatsangehörige, Europäer, afghanische Ortskräfte und weitere Schutzbedürftige aus Afghanistan evakuiert. Die Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent war die bislang größte Evakuierungsmission der Bundeswehr.
*Name zum Schutz von Soldatin und Soldat abgekürzt.
von Markus Tiedke