Die Bundeswehr in Mali – zehn Jahre Einsatzgeschichte in Bildern
Spätestens in einem Jahr endet für die Bundeswehr ihr aktuell gefährlichster Einsatz im Auftrag der Vereinten Nationen: die Stabilisierungsmission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Mali. Bereits beendet wurde die europäische Trainingsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali. Zeit für einen Rückblick auf die entscheidenden Ereignisse aus zehn Jahren Einsatzgeschichte.
Vom Retter zum unerwünschten Gast
Terrorbekämpfung, Militärausbildung, Friedensmission, Militärputsche: Es ist viel passiert während des zehnjährigen Engagements der internationalen Gemeinschaft im westafrikanischen Wüstenstaat Mali – auch für die Bundeswehr. Während der Einsatz der Bundeswehr für die EUEuropäische Union-Mission gerade endete, wurde das Ende des Einsatzes für die Vereinten Nationen bereits beschlossen. Eine Reise durch die Einsatzgeschichte der Bundeswehr in Mali macht deutlich, warum.
Start der Opération Serval: Französische, malische und weitere afrikanische Streitkräfte erobern die großen Städte Nordmalis zurück, nachdem sie von Tuareg-Separatistenbewegungen besetzt worden waren. Die Lage in Mali ist komplex: Im Norden des Landes kämpfen die Tuareg um ihre Unabhängigkeit, islamistische Dschihadisten sind in der gesamten Sahelzone aktiv und bedrohen die Bevölkerung. Die Europäische Union beschließt wenige Tage später, die malischen Streitkräfte mit einer Ausbildungsmission zu unterstützen: der späteren EUTMEuropean Union Training Mission Mali. Die malischen Soldatinnen und Soldaten sollen nach der Ausbildung im Kampf gegen den Terror im Norden Malis eingesetzt werden.
28. Februar 2013 – die Bundeswehr steigt ein
Der Bundestag billigt den Einsatz der Bundeswehr bei AFISMAAfrican-led International Support Mission to Mali, einer Unterstützungsmission für Mali unter afrikanischer Führung. Die Bundeswehr soll französische Flugzeuge in der Luft betanken und Transportflüge aus den afrikanischen Nachbarstaaten sicherstellen. Vier Tage später fliegt ein Airbus A-310 MRTTMulti Role Tanker Transport seinen ersten Einsatz. Parallel dazu startet die Bundeswehr ihre Beteiligung an der multinationalen EUEuropäische Union-Ausbildungsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali.
27. Juni 2013 – Start der Stabilisierungsmission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali
Aus AFISMAAfrican-led International Support Mission to Mali wird MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, die multinationale integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen für Mali. Die Kräfte der Bundeswehr werden Teil der neu aufgestellten UNUnited Nations-Truppe, an der sich bis heute Soldatinnen und Soldaten aus insgesamt 52 weiteren Ländern beteiligten. Sie arbeitet auf Grundlage einer Resolution des UNUnited Nations-Sicherheitsrates vom 25. April. Die Blauhelme sollen Hilfe bei der Wiederherstellung der Autorität der malischen Regierung leisten, demokratische Wahlen ermöglichen und den Schutz der Menschenrechte in der Region fördern.
Zunächst gibt es nur eine Handvoll deutscher Soldatinnen und Soldaten in Mali. Sie leisten ihren Dienst unter anderem im MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Hauptquartier in Bamako.
Bundeswehr/Jana Neumann
28. Juli 2013 – Präsidentschaftswahlen
Ein Jahr, nachdem die gewählte Regierung Malis durch das Militär abgesetzt wurde, wird wieder ein Präsident gewählt. Ibrahim Boubacar Keita setzt sich in der Stichwahl durch. Er befürwortet die Hilfe der internationalen Gemeinschaft und regiert das Land bis zu seiner Verhaftung bei einem Militärputsch im Jahr 2020.
16. Mai 2014 – Bundeswehr unterstützt niederländische Aufklärer
Zusätzlich zu den Stabssoldaten im MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Hauptquartier in Bamako werden die ersten deutschen Truppen in die Hauptstadt Malis verlegt. Dort sollen sie die Aufklärungseinheit „All Sources Fusion Unit“ der Niederlande unterstützen. Später übernimmt das deutsche Kontingent in Gao die Führung der Einheit.
1. August 2014 – Frankreich beendet Offensivoperation
Nachdem französische Truppen den Norden Malis gemeinsam mit malischen Sicherheitskräften von Separatisten und islamistischen Gruppen befreit haben, startet Frankreich die länderübergreifende Mission Barkhane. Ziel ist die Bekämpfung des islamistischen Terrorismus in der Sahelregion. Der Konflikt um die Kontrolle des Landesnordens ist zwar formal beendet, von Sicherheit kann aber keine Rede sein. Die internationalen Friedenstruppen und die Bundeswehr werden immer wieder mit Anschlägen, Sprengfallen und Ausschreitungen konfrontiert.
20. Juni 2015 – Konfliktparteien unterzeichnen Friedensplan
Die malische Regierung und die zwei wichtigsten bewaffneten Konfliktparteien unterzeichnen unter internationaler Vermittlung den Friedensvertrag von Algier. Der Vertrag sieht einen Kompromiss vor: Dem Landesnorden wird ein Mehr an Unabhängigkeit zugestanden, dafür soll die Autorität der malischen Sicherheitsorgane anerkannt werden. Derweil weiten andere islamistische Milizen ihre Angriffe aus und knüpfen Kontakte zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS„Islamischer Staat“).
27. Juli 2015 – Bundeswehr übernimmt Führung
Zwei Jahre nach Beginn der EUEuropäische Union-Ausbildungsmission übernimmt Deutschland erstmals die Führung bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali. Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle ist der erste von vier deutschen Generalen, die für jeweils sechs Monate als Missionskommandeure für die Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte verantwortlich sein werden.
Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle, Kommandeur der EUEuropäische Union-Ausbildungsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali von Juli bis Dezember 2015, im Gespräch mit malischen Soldaten auf dem Sprengplatz in Tientienbougou
28. Januar 2016 – mehr Aufgaben für die Bundeswehr
Der Bundestag beschließt eine Erweiterung des deutschen UNUnited Nations-Engagements in Mali. Während die Bundeswehr zum Anfang vor allem Stabspersonal, Verbindungsoffiziere sowie Transportflugzeuge und Flugzeuge zur Luftbetankung stellte, entsendet sie nun eine Aufklärungskompanie. Diese ist zunächst mit der Aufklärungsdrohne LUNALuftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung ausgerüstet, die später von der Aufklärungsdrohne Heron 1 abgelöst wird. Am Boden bewegen sich die deutschen Aufklärer mit dem Fennek-Spähpanzer. Statt wie bisher 150 Soldatinnen und Soldaten sollen künftig bis zu 650 Soldatinnen und Soldaten entsendet werden dürfen.
30. Januar 2016 – Bundeswehr landet in Gao
Die ersten deutschen Blauhelme mit erweitertem Mandat landen in Gao, circa 1.000 Kilometer entfernt von der malischen Hauptstadt. Diese Stadt bleibt bis zum Ende des Einsatzes untrennbar mit der deutschen Beteiligung an MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali verknüpft. Der Großteil des deutschen Einsatzkontingentes wird ab 2016 dort stationiert.
Das Camp Castor im malischen Gao wird in den nächsten Jahren militärische Heimat für Tausende deutsche Soldatinnen und Soldaten
Bundeswehr
April 2016 – Lufttransportstützpunkt Niamey
In Niger, einem Nachbarland Malis, wird ein Lufttransportstützpunkt mit zwei Transallflugzeugen C-160 ESSErweiterter Selbstschutz eingerichtet. Der Standort Niamey entwickelt sich zur wichtigen Versorgungsader für die deutschen UNUnited Nations-Truppen in Mali. Das Kürzel ESS steht für „Erweiterter Selbstschutz“ – die Maschinen können beispielsweise heiße Täuschkörper abfeuern, um anfliegende Raketen abzulenken.
Soldaten verladen gepanzerte Toyotas in das Transportflugzeug Transall C-160 am Transportstützpunkt in Niamey im Niger
Bundeswehr/Jana Neumann
06. Juni 2016 – unter Beschuss
Die Bundeswehr meldet den ersten Beschuss deutscher Soldatinnen und Soldaten während einer Patrouille in Gao. Es gibt keine Verletzten.
Juli 2016 – einsatzbereit
Nachdem Deutschland die Führung der Aufklärungseinheit im Juni von den niederländischen Streitkräften übernommen hat, meldet das deutsche Kontingent volle Einsatzbereitschaft. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten sammeln für die multinationale Truppe der Vereinten Nationen überlebenswichtige Informationen über die Lage in der Wüste.
Der Bundestag erweitert erneut das Mandat für den MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Einsatz. Die Bundeswehr darf künftig bis zu 1.000 Soldatinnen und Soldaten stellen. Das ermöglicht die Entsendung von vier Transporthubschraubern des Typs NHNATO-Helicopter-90 und von vier Kampfhubschraubern des Typs Tiger. Wenige Wochen später retten die deutschen Kräfte erstmals verletzte Malier nach einem Anschlag auf einen zivilen Tankastwagen.
März 2017 – Frühwarnsystem für Camp Castor
Komponenten des Flugabwehrsystems MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System werden nach Gao gebracht und damit erstmals im Ausland eingesetzt. Das Frühwarnsystem soll eventuelle Raketenangriffe auf das Feldlager rechtzeitig aufklären und die Soldatinnen und Soldaten warnen.
12. April 2017 – Patrouille unter Beschuss
Deutsche Soldaten geraten in einem Stadtteil Gaos unter Beschuss, als sie dort auf Patrouille sind. Im Laufe des Jahres werden immer wieder deutsche Patrouillen beschossen – MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali entwickelt sich zum gefährlichsten Einsatz der Vereinten Nationen.
26. Juli 2017 – Trauer nach tödlichem Unglück
Am frühen Nachmittag stürzt ein Kampfhubschrauber Tiger nahe Tabankort ab, circa 70 Kilometer nördlich von Gao. Die beiden Besatzungsmitglieder, Major Jan Färber und Stabshauptmann Thomas Müller, kommen ums Leben. Als Absturzursache wird ein Wartungsfehler festgestellt.
Das Gedenken an die verunglückten Soldaten des Tiger-Absturzes ist im Camp Castor fester Bestandteil der Erinnerungskultur
26. April 2018 – Bundestag weitet Einsätze erneut aus
Die Bundeswehr unterstützt bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali ab sofort auch die Ausbildung und Beratung im Hauptquartier der Mission für die Sahelstaaten Niger, Mauretanien und Tschad. Bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali dürfen künftig bis zu 1.100 deutsche Blauhelme eingesetzt werden, um die Übernahme des Feldlagers in Gao von den abziehenden niederländischen Truppen sicherzustellen. Auch soll der weitere Ausbau des Lufttransportstützpunktes in Niamey abgesichert werden.
30. Juni 2018 – Tiger werden abgezogen
Der Hubschraubereinsatz des deutschen Einsatzkontingentes endet: Sowohl die Tiger-Kampfhubschrauber als auch die NHNATO-Helicopter-90-Transporthubschrauber ziehen aus Gao ab. Die Verwundetentransporte stellen die rumänischen Streitkräfte sicher. Drei Jahre später werden die NHNATO-Helicopter-90 erneut nach Mali verlegt, um Verwundete aus der Luft retten zu können.
11. November 2018 – Bundeswehr eröffnet neues Feldlager
Auf dem bereits seit 2016 genutzten Luftumschlagspunkt der Bundeswehr in Niger beziehen die deutschen Soldatinnen und Soldaten ein eigens errichtetes Feldlager. Das Camp wird militärische Heimat von zunächst rund 70 deutschen Soldatinnen und Soldaten.
Bei einem Truppenbesuch eröffnet die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen das neue deutsche Feldlager am Flughafen der nigrischen Hauptstadt Niamey
24. Februar 2019 – Angriff auf EUEuropäische Union-Mission in Camp Gecko
Bei einem Selbstmordangriff mit Autobomben und Handfeuerwaffen auf das Ausbildungszentrum der EUEuropäische Union in Koulikoro kommen mehrere malische Soldaten und die Angreifer ums Leben. Deutsche Soldatinnen und Soldaten werden nicht verletzt. Die Bundeswehr verstärkt daraufhin ihre Sicherheitsmaßnahmen. Das deutsche Camp, das sich auf dem Gelände der malischen Offizierschule befindet, bekommt einen neuen Standort innerhalb der malischen Kaserne.
Deutsche Soldatinnen und Soldaten kontrollieren die Sicherungsanlagen bei einem Rundgang durch das Camp Gecko der EUEuropäische Union-Mission EUTMEuropean Union Training Mission Mali in Koulikoro
Bundeswehr/Markus Bayer
23. März 2019 – Massaker in Mopti
Bei einem Massaker malischer Milizen an Dorfbewohnern sterben in der Region Mopti in Zentralmali 157 Menschen. Die Vereinten Nationen verstärken ihre Präsenz im Zentrum des Landes. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Zivilisten und Standorte der malischen Streitkräfte. Auch Vorwürfe gegen die malischen Sicherheitskräfte wegen Menschenrechtsverbrechen werden laut.
6. Mai 2020 – Ausbildung nigrischer Spezialkräfte bei EUTMEuropean Union Training Mission
Mit dem neuen Mandat des deutschen Bundestages für EUTMEuropean Union Training Mission Mali wird die Ausbildung von Spezialkräften im Nachbarland Niger durch Kampfschwimmer der deutschen Marine in die Mission aufgenommen. Die Unterstützung der nigrischen Streitkräfte wird später in eine neue EUEuropäische Union-Partnerschaftsmission namens EUMPMEU Military Partnership Mission übergehen.
5. Juni 2020 – Ausbildungsmission ausgesetzt wegen Unruhen
In der Hauptstadt Bamako kommt es zu Massenprotesten und Demonstrationen gegen die Regierung. Die Unruhen in dem afrikanischen Land münden in zwei Militärputschen, bei denen die amtierende Regierung abgesetzt wird. Unterstützungsleistungen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen werden vorübergehend ausgesetzt. Dazu gehört auch die Ausbildungsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali. Höhepunkt der Ereignisse ist der 18. August. Malische Militärs zwingen den Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta zum Rücktritt und übernehmen die Macht.
25. Juni 2021 – Autobombe verletzt Soldaten schwer
Bei einem Anschlag mit einer Autobombe in der Region Gao werden zwölf deutsche und ein belgischer Soldat zum Teil schwer verletzt. Verantwortung dafür übernehmen Anhänger der muslimischen Extremistengruppe JNIM (Jama’at Nusrat al-Islam wal-Muslimin), die bereits für die Angriffe auf malische Soldaten verantwortlich war.
Ein Airbus A400M MedEvacMedical Evacuation landet mit verwundeten Soldaten aus Mali auf dem Flughafen Köln-Wahn, wo Rettungskräfte für den Weitertransport in das Bundeswehrzentralkrankenhaus nach Koblenz warten
Bundeswehr/Ingo Tesche
13. September 2021 – russische Söldner in Mali?
Medien berichten über eine Vereinbarung zwischen den malischen Machthabern und der russischen Wagnergruppe über den Einsatz ihrer Söldner in Mali. Frankreich und Deutschland reagieren besorgt.
Die malischen Behörden verweigern erstmals die Fluggenehmigung für die Aufklärungsdrohne. Um ihren Auftrag zur erfüllen, sind die Vereinten Nationen und die deutschen Blauhelme am Boden jedoch auf die Bilder der Drohne angewiesen. Fünf Tage später wird einer A400M-Maschine der Bundeswehr erstmals den Überflug nach Niamey im Niger untersagt. Auch künftig bekommen Flugzeuge und Drohnen der Bundeswehr wiederholt keine Fluggenehmigungen über Mali.
Das Transportflugzeug A400M ist das Lastenpferd der deutschen MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Truppen in Mali. Immer häufiger wird es durch malische Behörden gezwungen am Boden zu bleiben. Ebenso das Material und Personal der deutschen Blauhelme.
Bundeswehr/Falk Bärwald
17. Februar 2022 – Frankreich will nicht mehr
Nach anhaltenden Streitigkeiten mit der malischen Militärregierung verkündet der französische Präsident Macron das bevorstehende Ende der Anti-Terror-Mission Barkhane. Daraufhin fordert die malische Regierung Frankreich zum sofortigen Abzug aller Truppen aus dem Land auf. Frankreich beschließt wenige Tage später, jegliche Kooperation mit Mali einzustellen. Die französischen Truppen werden wenige Monate später abgezogen. Für die Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali kündigt Schweden ebenfalls einen Abzug seiner Kräfte für Juli 2023 an. Weitere westliche Partnernationen werden folgen.
1. April 2022 – Operation oder Massaker?
Die malische Regierung gibt den erfolgreichen Abschluss einer Militäroperation bekannt, bei der mehr als 200 Terroristen getötet worden sein sollen. Westliche Medien melden dagegen ein Massaker von malischen Truppen und Wagnersöldnern in der Stadt Moura mit Hunderten toten Zivilisten. Die Vereinten Nationen kündigen eine Untersuchung an. In der deutschen Politik werden die Stimmen lauter, die einen Abzug aus Mali fordern.
14. Juli 2022 – Verhältnis zu malischer Militärregierung am Tiefpunkt
Vier Tage nach der Festsetzung von 49 afrikanischen Soldaten, die das Logistikcamp der deutschen Blauhelme in Bamako bewachen sollten, kommt es zum vorläufigen Tiefpunkt des Verhältnisses zwischen der Militärregierung und den Vereinten Nationen: Bis auf Weiteres wird den internationalen Friedenstruppen untersagt, Personal ein- oder auszufliegen. Auch die Bundeswehr darf ihre auf Ablösung wartende Truppe über Wochen nicht in die Heimat zurückbringen. Die Verstärkung der Truppe ist nicht möglich. Vorübergehend müssen die deutschen Blauhelme Aufklärungsflüge und Patrouillen einstellen, um genügend Personal für den Schutz des internationalen Flughafens in Gao zur Verfügung zu haben.
13. Oktober 2022 – Bundeswehr schließt Ausbildungszentrum
Bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali beendet die Bundeswehr die taktische Ausbildung malischer Streitkräfte. Das Koulikoro Training Centre wird geschlossen. Rund 16.000 malische Sicherheitskräfte bildete die Bundeswehr seit 2013 im Rahmen der EUEuropäische Union-Ausbildungsmission aus. Fortan beschränkt sich die deutsche Beteiligung an der Mission auf die Beratung der malischen Armee im Hauptquartier der EUEuropäische Union-Mission in Bamako.
10 Jahre lang bildete die Bundeswehr malische Sicherheitskräfte aus. Dabei stand die taktische Ausbildung im Gefechtsdienst meist im Mittelpunkt der deutschen Trainings bei der EUEuropäische Union-Trainingsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali.
Der neue Bundesminister der Verteidigung spricht wenige Tage nach dem Amtsantritt offen über einen möglichen Abzug der deutschen Truppen aus Mali. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ bezeichnet er den aktuellen Einsatz aufgrund der Beschränkungen durch die malische Militärregierung als „Geld- und Zeitverschwendung für die Soldatinnen und Soldaten“.
Während seiner Sahelreise im April besucht Verteidigungsminister Pistorius die Truppe in Mali und Niger. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Niamey/Niger betont er gegenüber der Presse die künftige Bedeutung des malischen Nachbarlandes für die Bundeswehr.
Bundeswehr/Norman Jankowski
26. Mai 2023 – die Entscheidung zum Abzug fällt
Der Bundestag stimmt letztmalig einer Verlängerung der MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Beteiligung zu und beschließt dabei einen geordneten Abzug aller deutschen Kräfte von der UNUnited Nations-Mission bis spätestens Ende Mai 2024. Fünf Wochen später beschließt der UNUnited Nations-Sicherheitsrat das Ende der MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Mission bis zum 31. Dezember 2023. Die bereits laufende Rückverlegung der Bundeswehr wird beschleunigt.
30. Mai 2023 – deutsche Streitkräfte verabschieden sich aus EUTMEuropean Union Training Mission-Mission
Nachdem die taktische Ausbildung malischer Sicherheitskräfte bereits im Vorjahr beendet wurde, verlassen die letzten deutschen Militärs der Mission die Hauptstadt Bamako. Das Mandat des deutschen Bundestages für die Beteiligung an der Mission endet einen Tag später.