Vorbereitende Ausbildung für Grand Eagle in Litauen
Auf dem Übungsplatz Pabrade vertiefen Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 91 und litauische Kameraden gemeinsam ihr Wissen.

Fast lautlos durchkämmen Aufklärer mit ihren Spähwagen Fennek gemeinsam mit litauischen Panzerabwehrtrupps die Wälder um Pabrade. Sie operieren dabei vor der Sicherungslinie, also den vordersten eigenen Kräften des Jägerbataillons 91. Diese sind angespannt, denn immer wieder sind hier auch feindliche Fahrzeuge unterwegs.
Es ist eine von drei Ausbildungsstationen als Vorbereitung auf die Übung Grand Eagle 24, die wiederum zur Übungsserie Quadriga 24 gehört. Das Übungsszenario ist praktisch angelegt. Mit diesen drei Themen beschäftigen sich die deutsch-litauischen Soldaten auf dem Übungsplatz in Pabrade: Aufnahme in der Sicherungslinie, Versorgung eines Gefechtsverbandes, Kampf mit Sperren.
Den Zweck der Übung erklärt der Kommandeur der Rotenburger Jäger, Oberstleutnant Gero Hahn: „Damit üben wir wichtige Elemente des Gefechtes. Unsere Soldatinnen und Soldaten sind gut ausgebildet. Sie verstehen ihr Handwerk. Ihre Waffensysteme und Gefechtsfahrzeuge beherrschen sie“, betont Hahn. „Es geht darum, die Soldaten aus beiden Ländern mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten zu verzahnen, Abläufe zu trainieren, um im Gefecht als Verbund zu bestehen.“ Hahn weiter: „Zusätzlich haben wir auch einen Panzerabwehrzug der litauischen Streitkräfte in die Ausbildung integriert. Jedem deutschen Jägerzug sind litauische Infanteristen zugeordnet.“
Freund oder Feind
Zurück ganz nach vorn. Dort liegt der Alarmposten. Er wird der Erste sein, der Feindberührung haben wird. Es ist still im Wald. Bei den Soldatinnen und Soldaten an der Sicherungslinie, einer Linie fünf bis zehn Kilometer vor den eigentlichen Gefechtslinien, sind die Sinne geschärft – auf das, was da kommt. Freund oder Feind? Es kommt ein Funkspruch: „In fünf Mike, fünf Foxtrott, Orange, Status Sierra Mike offen ….“ Der Alarmpostenführer quittiert den Empfang.
Mit diesem Funkspruch melden die zurückkehrenden Aufklärer, dass sie sich der Sicherungslinie nähern. Konkret: In fünf Minuten kommen fünf Fahrzeuge mit orangefarbener Markierung. Somit ist die Lage für die Soldaten im Alarmposten eindeutig und die Aufklärer passieren den Alarmposten wie auch die geöffnete Minensperre. Der Führer des Alarmpostens, ein junger Oberfeldwebel, erklärt: „Unsere Aufklärer waren im feindlichen Gebiet mit dem Auftrag unterwegs, Informationen über den Gegner zu sammeln. Jetzt ist es wichtig, unsere eigenen Kräfte wieder sicher aufzunehmen, ohne dem Gegner die Möglichkeit zu geben, diese militärische Operation zu seinem Vorteil zu nutzen.“
Die Aufnahme von Kräften ist komplex und muss sehr gut und umfassend vorbereitet sein. Erkennungszeichen, Funkfrequenzen, Decknamen sind nur einige grundlegende Dinge, die befohlen werden müssen, damit auch bei schlechter Sicht oder in der Nacht offensichtlich ist, ob sich Freund oder Feind nähert.
Crashbergung – Ausweichen unter Feuer
Stationswechsel: Die Jäger des Bravo-Zuges der 2. Kompanie führen mit ihren GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxern ein Gefecht. „Unter Feuer ausweichen!“, befiehlt der Zugführer. Doch dann kommt eine Meldung über den Funkkreis des Zuges: „Ausfall Boxer, Ausfall Boxer, Waffe funktionsfähig kann noch wirken, Motor und Getriebe ausgefallen!“ Auch das kann passieren und muss deshalb geübt werden.
An dieser Station „Versorgung eines Gefechtsverbandes“ geht es deshalb unter anderem um das sogenannte Crashbergen. Dabei wird ein defektes Fahrzeug im laufenden Gefecht schnellstmöglich und hoffentlich ohne weitere Verluste geborgen. „An dieser Station vermitteln wir Wissen über die technische Seite einer solchen Bergung und klären die Frage, was passiert mit dem Fahrzeug, wenn der Schaden nicht vor Ort instandgesetzt werden kann“, erklärt ein Ausbilder. „Am schnellsten geht es mit Abschleppseilen. Das ist die Methode, mit der die Jäger aus eigener Kraft ihren Boxer aus der heißen Zone holen können“, erläutert er.
Zudem zeigt diese Station Berge- und Abschubmittel, die das Jägerbataillon 91 in Pabrade zur Verfügung hat. Auch die litauischen Panzerabwehrgruppen lernen die Bergemöglichkeiten des Verbandes und darüber hinaus die Versorgung aller Soldaten von der Patrone bis zum Ersatzfahrzeug kennen.
Sperren – den Feind lenken, stoppen und bekämpfen

Litauische Infanteristen lernen den Umgang mit der Panzerabwehrrichtmine
Bundeswehr/Marco Dorow
Sollen Baumsperren angelegt werden, müssen die Sprengladungen genau an der richtigen Stelle am Baum positioniert werden. Denn damit wird die Fallrichtung der Stämme festgelegt.
Bundeswehr/Marco DorowNächste Station: Sperren, also Hindernisse und Kampfmittel auf dem Gefechtsfeld. Pioniere, aber auch die Kampftruppe selbst nutzen Sperren, um gegnerischen Kräften den Angriffsschwung zu nehmen. „Der Kampf um und mit Sperren hat in der Landes- und Bündnisverteidigung einen sehr hohen Stellenwert. Der Verteidiger ist stets bestrebt, den Schwung des Gegners durch geschickten Einsatz von Sperren im Gelände zu verlangsamen oder in eine gewünschte Richtung zu kanalisieren“, erklärt der Stationsleiter der Pioniere.
Der Aspekt des Kampfes mit der Sperre ist dabei einer der wichtigsten: „Werden Sperren in ihrer vielseitigen Form im Gelände angelegt, nutzt die Kampftruppe den Moment, wenn gegnerische Kräfte auf diese auflaufen. So lässt sich der Gegner direkt bekämpfen“, erklärt ein Ausbilder. „Das geschieht entweder mit direktem Feuer der Waffensysteme oder Handwaffen, wie auch durch vorgeplante Feuerkommandos der Artillerie oder beispielsweise mit indirektem Mörserfeuer“, beschreibt. An der Station der Pioniere ergehen gerade die ersten Aufträge zum Anlegen von Sperren, aber auch zur Kampfmittelerkundung an die Jäger und ihre litauischen Kameradinnen und Kameraden.
„Da Sperren grundsätzlich an die Kampftruppe übergeben werden, ist es wichtig zu verstehen, nach welchen Grundsätzen die Sperren angelegt und übergeben werden“, beschreibt ein litauischer Infanterist. Mit drei Panzerabwehrrichtminen sperren die Infanteristen die Wege der gegnerischen Kräfte. Die dazugehörigen Lichtwellenleiter, dünne Kabel, liegen quer über den Panzertracks und warten nur darauf, durch die gegnerischen Fahrzeuge unterbrochen zu werden. Kommt es dazu, werden die Tandemladungen der Minen ausgelöst. Sie wiederum können Panzerungen durchschlagen oder Fahrwerke zerstören.
An anderer Stelle werden Baumsperren vorbereitet und mit Sprengstoff geladen. Diese Ausbildungsstationen legen die Grundlage für die mehrtägige Abschlussübung Grand Eagle auf dem Truppenübungsplatz Pabrade.