Folge 9: Colin S. Gray: Wozu Strategie gut genug sein muss mit Dr. Jeannie Johnson

Für Colin S. Gray ist die wichtigste Aufgabe der Strategischen Studien, eine pragmatische, praxis-orientierte Entscheidungshilfe zu sein. In diesem Sinne ermutigte er Planer und Ausführende, Strategien zu entwerfen, die auf verfügbaren Mitteln bauend ausreichend sein würden, um strategische Ziele zu erreichen.

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Mit einer Karriere, die den Atlantik überspannte, seinem ebenso großen Einfluss und als Berater mehrerer USUnited States-Regierungen war Colin S. Gray an Militärakademien immer gern gesehen. Sein Ansatz ging über die Theorie hinaus in die Praxis und ermöglichte es ihm, einen Großteil der abstrakten Theorie der Internationalen Beziehungen (IB) in Frage zu stellen und das Denken und die Strategie in der harten Realität zu verankern.

Einer der wichtigsten Beiträge von Gray zum strategischen Denken war seine Untersuchung der strategischen Kultur. Er warnte vor den Annahmen, die der Spieltheorie und vielen anderen IB-Theorien zugrunde liegen und die besagen, dass der Gegner zwangsläufig so denkt wie wir. Stattdessen fragte er: „Was bringt die Organisationskultur hervor, was sind die Gewohnheiten und Denkmuster, die wir berücksichtigen müssen, wenn wir die Schritte des Feindes vorhersagen wollen, und wie wird der Feind in einer Krise auf unsere Schritte reagieren?“ In den meisten Fällen einer Krisenintervention sind unsere Ressourcen begrenzt, so dass die Antwort, wie er betonte, nicht perfekt sein kann. Was wäre dann „gut genug“?

Dr. Jeannie Johnson leitet das Center for Anticipatory Intelligence an der Utah State University. Sie hat bei Colin S. Gray und Beatrice Heuser an der Universität Reading promoviert und ist die Autorin von The Marines, Counterinsurgency, and Strategic Culture, Georgetown, 2018, und als Nachfolger von Colin Gray Mitherausgeberin des Lehrbuches Strategy in the Contemporary World (Oxford University Press, 2022, zusammen mit John Baylis und James Wirtz).